Studebaker = Störtebeker?

6 Antworten

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Ein überzeugender Nachweis ist nicht erkennbar und die Nachnamen haben eine unterschiedliche Herleitung.

Um einen Familienstammbaum zurückzuverfolgen, helfen für ältere Zeiten hauptsächlich Kirchenbücher. Selbst dann bleiben noch mehr als 100 Jahre Lücke für eine um 1400 in Hamburg gestorbene Person.

Nötig wären irgendwelche echten Dokumente.

Zu dem Seeräuber Störtebeker ist nicht sehr viel ausreichend sicher bekannt. Störtebeker kann sein ursprünglicher Familienname gewesen sein oder ein erst später von ihm geführter. Verwandte sind offenbar nicht aus zuverlässigen Quellen bekannt. Eine Frage wäre sowieso, welchen Nachnamen eventuelle Nachfahren Störtebekers oder enger Verwandter von ihm führten.

Worauf sich die betriebenen Nachforschungen stützen, wäre offenzulegen. Hinweise auf eine frühere Familienangehörige, die in der Gegend von Hamburg lebten, sind möglich.

Ein ursprünglicher Familiennamen Störtebeker oder Störtebecker stößt auf sprachliche Einwände.

Der Nachname Studebaker geht in der deutschen Sprache auf Stutenbäcker oder etwas Ähnliches (Stutenbecker und Staudenbecker, was von der Familie noch genannt wird, gehören dazu) zurück.

Störtebeker und Stutenbäcker sind beide Übernamen (ÜN; einer Person zu ihrer näheren Beschreibung gegebener Beiname).

Störtebeker ist ein Satzname und bezieht sich auf einen trinkfesten Mann (Stürz-den-Becher), einen eifrigen Zecher.

Stutenbäcker ist wahrscheinlich ein Berufsname (BN). Ein Vorfahr war wohl ein Bäcker, der ein „Sture“ genanntes Weißbrot herstellte. Oder ein Vorfahr hatte eine besondere Vorliebe für diese Art Brot. Der Name hat einen Bezug zu Essen, nicht zu Trinken.

Jürgen Udolph/Sebastian Fitzek, Professor Udolphs Buch der Namen : woher sie kommen, was sie bedeuten. 3. Auflage. München : Bertelsmann, 2005, S. 166 - 167:
„Es gibt nur wenig genaues Wissen über den sagenumwobenen Freibeuter, der im 14. Jahrhundert die Meere mit seinen Raubzügen unsicher machte. Weder seine Herkunft noch ein genaues Geburtsdatum, der Geburtsort oder der wahre Familienname sind bekannt. In einem Geleitbrief kurz vor seinem Tod im Jahr 1400 steht sein Taufname als «Johann» verzeichnet. Im Wismarer Buch der Ausweisungen, einem mittelalterlichen Abschiebeverzeichnis., in dem festgehalten wurde, welche kriminellen die Stadt verlassen mussten, ist schon im Jahr 1380 von einem Nicolao Stertebecker die Rede. Interessanterweise zählte dieser damals nicht zu den Verdammten. Er war das Opfer. Zwei Schurken hatten ihn heftig verprügelt. Als Täter kommt Störtebeker erstmals im Jahre 1394 namentlich zu zweifelhaften Ehren: Die Klageschrift Heinrichs IV. von England schildert einen Verlust von geraubten Schiffen und waren und benennt den Schuldigen insgesamt 14 Mal.

In der Onomastik bezeichnen wir Namen wie «Störtebeker», «Lachenicht», «Frühauf» oder «Shakespeare» als sogenannte Satznamen. Sie heißen deshalb so, weil ihre Namen verkürzte Sätze sind. War jemand zum Beispiel ein schneller Reiter, dann wirbelte er mit seinem Pferd den Sand auf. Aufwirbeln, das wir heute noch als stieben kennen, erscheint in Namen auch als stoiben, stäuben.“

S. 167 – 168: „Bei Klaus Störtebeker ist die Übersetzung noch einfacher. Obwohl wir nicht viel über ihn wirklich wissen, wird seien Trinkfestigkeit doch mehrfach bezeugt. Daher nennt man ihn folgerichtig «Stürz-den Becher.»“

Albrecht  20.08.2012, 21:29

Josef Karlmann Brechenmacher, Etymologisches Wörterbuch der Deutschen Familiennamen. Band 2: K - Z : Lieferung 11 – 21. 2., von Grund auf neugearbeitete Auflage der „Deutschen Sippennamen". Limburg an der Lahn : Starke, 1960 -1 963, S. 684:
Störtebeker, d. h. Stürzebecher, Name des 1401 in Hamburg hingerichteten Seeräubers aus Wismar.“

S. 700: „Sturzkopf, ÜN = Zechkrug, übertrag. Zecher, vgl. Störtebeker, zu mhd. kopf = Trinkgefäß, Stürze = Deckel eines Gefäßes.“

Stut(e), nd. Bäcker = ÜN. ‹nd› stute = ein schenkelförm. Weißbrot. (Grundbed. mnd, stût = Steiß, der dicke teil des Schenkels).“

„Stutenba(c)ker, BN S. Stute. Vgl. engl. baker = Bäcker. Hierher gehört der Name der amerik. Automobilfirma Studebaker.“

Duden Familiennamen : Herkunft und Bedeutung [von 20.000 Nachnamen]. Bearbeitet von Rosa und Volker Kohlheim. 2., völlig neu bearbeitete Auflage. Mannheim ; Leipzig; Wien ; Zürich : Dudenverlag, 2005, S. 650:
Stürze(n)becher, Sturze(n)becher, nd. Störtebeker: Übername in Satzform («[ich] stürze den Becher») zu mnd. storten ›stürzen‹ und mnd. beker ›becher‹ für einen Trinker.“

S. 656: „Stute: vor allem im Raum Hagen – Hamm – Bielefeld – Herford verbreiteter Berufsübername zu mnd. stute ›schenkelförmiges Weißbrot‹, später ›jedes feinere Weißbrot‹ für einen Bäcker oder Übername nach der Lieblingsspeise.“

Hans Bahlow, Deutsches Namenlexikon : Familien- und Vornamen nach Ursprung und Sinn erklärt. Stuttgart ; Hamburg : Deutscher Bücherbund, 1980, S. 494:
Störtebeker […]: der N. des Hamburger (Wismarer) Seeräubers Klaus Störtebecker wird deutlich durch hochdeutsch Stürze(n)becher, Seidel Störzenbecher 1390 K.-Grätz, ein Zechkumpan. Vgl. Störteglas, Störtekopf, Störtekam.“

S. 498: „Stut(e), Stuth(e). nnd. oft, meint schenkelförmiges Weizen – oder Kuchenbrot. Vgl. nddld. Studebaker «Stutenbäcker»

Stutenbernt/Münster. Alb. Stute 1183 Köln, Joh. Stute 1338 Lüb. Dazu auch Ludolf Semmelstute 1289 Hambg., Amd Stutenbrot 1377 Dzg., Stutenbe(c)ker 1466 Bremen.“

Horst Naumann, Das große Buch der Familiennamen : Alter, Herkunft, Bedeutung. München : Bassermann, 2007, S. 264:
Stürze(n)becher, Sturze(n)becher, nd. Störtebeker. Um 1350 Storzenbecher, 1375 Stortebeker, 1412 Sturzebecker. ÜN, SatzN zu mhd. stürzen ’stürzen, umwenden’ und mnd. beker ’Becher’ für einen Trinker.“

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Hallo- die Frage ist ja nun schon etwas älter, aber tatsächlich kann ich dir eine Antwort aus erster Hand geben.(Die dir dann hoffentlich noch etwas bringt : D ) Durch meine Oma, geborene Stutenbecker, hält sich diese urbane Legende beständig in unserer Familie- meine Oma war felsenfest davon überzeugt, dass die Stutenbeckers/Studebakers von Störtebeker abstammen, was allerdings nicht wirklich belegbar ist, da unser Stammbaum erst ab den frühen 1500er Jahren aufgezeichnet ist, und dann halt nur in Solingen. Ich selbst halte das nicht wirklich für wahrscheinlich und denke eher, dass die vorangegangene Debatte in die richtige Richtung weist. Soweit ich weiß, war der Erste im Stammbaum Schmied, nicht Bäcker, daher wird sich der Name vielleicht eher auf Essensvorlieben beziehen; das würde auch zur Mundart passen. Ich persönlich hatte bisher auch nur mit einer Verwandten aus Amerika Kontakt- und ich glaube, dass die Störtebeker-Geschichte eher erzählt wird, weil sie ein spannendes Gedankenspiel ist. Ich habe mir als Teenager regelmäßig unseren Stammbaum und das Buch, dass wir aus den USA bekommen haben, angeschaut, und selbst keinerlei Beweise gefunden als die Aussagen meiner Oma.  Vielleicht kannst du ja etwas damit anfangen,

auch wenn die Frage schon etwas älter ist. Liebe Grüße!




 




chopper1887 
Fragesteller
 19.05.2015, 21:49

Auch wenn die Frage schon etwas länger zurück liegt... ich bin für alle (sinnigen) Antworten dankbar. ;-)

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Nein, genau weiß ich so was nicht. Aber Du führst selber an, daß Studebaker abgeleitet ist vom deutschen Stutenbäcker und Störtebecker norddeutsch für Stürz den Becher. Einen Zusammenhang mag ich da genealogisch nicht sehen. Genauer nachweis dürfte auch schwierig sein; die einzigen Abstammungsnachweise bieten Kirchenbücher, die hier ab ca. 1530 geführt wurden. Störtebecker lebte aber schon 1360 und die Nachweislücke dürfte zu erheblich sein für begründete Vermutungen...

chopper1887 
Fragesteller
 19.08.2012, 21:21

Jo... Einen 100%igen Beweis bzw. Nachweis habe ich hier auch nicht erwartet ;-). Ich erfreue mich an hilfreichen Links und Kommentarem (die mich indirekt bestätigen). P.s.: Danke vielmals für den Hinweis auf die Kichenbücher.

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Das Problem ist das es nicht genügend Informationen über Klaus Störtebeker als historische Person gibt. Wenn man schon Probleme die historische Person zu greifen dann bringt es nicht viel irgend welche historischen Zusammenhänge Zusammenhänge auf Grund einer Namensähnlichkeit zu suchen. Du wirst viele selbst ernannte "Fachleute" finden die irgendwas irgendwie begründen, wichtig ist aber zunächst einmal die Sagengestalt Klaus Störetebeker von der historischen Person Klaus Störtebeker zu trennen und nach historischen belegen zu suchen und da gibt es nicht sehr viel.

chopper1887 
Fragesteller
 19.08.2012, 21:30

Naja… die Sagengestalt kann man insofern ja schon von der „echten“ Person Störtebekers trennen, als das man ja zumindest das tatsächliche Todesdatum Störtebekers kennt (20.10.1401).

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Nein. Den sehe ich auch nicht.

Allgemein wird der Störtebeker auf den gestürzten (gekippten) Becher zurückgeführt und nicht auf einen Bäckermeister. Wie es weisserrabe schon sagte.

Da müsstest Du schon ganz überraschende neue Erkenntnisse liefern.