Stimmt es dass nicht mehr viele 2 takt motorräder gebaut werden und warum?

7 Antworten

Hallo,

zumindest bei Motorrädern wird es immer schwieriger und kostenungünstiger, einem Zweitakter die immer strengeren Abgasnormen beizubiegen. Da braucht es inzwischen auch (Direkt-) Einspritzanlagen, ausgeklügelte (elektronische) Motorsteuerung, und entsprechende Katalysatortechnik. Letztlich bekommt man mit einem 2T-Motor aber auch kaum noch die optimalen Verdichtungsraten moderner Otto-Motoren in ventilgesteuerter Technologie hin. Da liegt das m.W. iwo inzwischen bei iwo 12 bis 14 Bar.

Zudem braucht es dann auch noch entsprechendes 2T-Gemischöl, für dessen Mitverbrennung dann ggf. noch zusätzliche Rußpartikelfilter nötig wären für eine erfolgreiche ASU als Bestandteil der HU.

Damit wird der 2T im Kraftradwesen auch im Bezug auf Fertigungskosten und Käuferinterresse immer unattraktiver. ( abgesehen von den HU & zulassungsfreien Kleinkrafträdern )

LG

Ja das stimmt. Und das hat einfache Gründe. Zum einen kann man mit einem 2 Takt Benzinmotor nur sehr schwer aktuelle Abgas- und Lautstärke Vorschriften einhalten. Zum anderen ergeben sich konstruktionsbedingt viele Nachteile, wenn man einen 2 Takter auf hohe Leistungen trimmen möchte, wie sie heute üblich sind. Zum einen steigt die thermische Belastung bei höheren Drehzahlen extrem an, was die Motorinneren Teile stark belastet und starker Verschleiß die Folge ist, zum anderen steigen die Spülverluste deutlich.

2 Taktmotoren haben natürlich spezifische Vorteile, die in einem Straßenmotorrad aber kaum eine Rolle spielen. Daher findest du 2 Taktmotoren nur noch dort, wo es auch Sinn macht. Entweder in großen Schiffdieselmotoren, Kleinstmotoren (wobei die zunehmend durch Elektroantriebe ersetzt werden) und in Wettbewerbsmotorrädern im Gelände. Bei Straßenfahrzeugen hat ein Zweitakter deutlich mehr Nachteile, als Vorteile. Zumal der Viertakter einen deutlichen Entwicklungsvorsprung hat, womit viele Nachteile teilweise stark ausgeglichen werden.

Woher ich das weiß:Hobby – Leidenschaftlicher Motorradfahrer
Stimmt es dass nicht mehr viele 2 takt motorräder gebaut werden

Ja, das stimmt.

und warum?

Früher gab es fürt Mofas und Mopeds immer noch Sonderbstimmungen. Die sind mit der EURO 5-Norm für Abgase ab 2021 entfallen und jetzt müssen sogar Mofas die scharfen Abgaswerte einhalten. Das ist mit 2-Taktern aber nicht mehr hinzukriegen.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Habe Motorentechnik im Hauptfach studiert
Fazi50  19.03.2023, 15:31

Da habe ich wieder etwas dazu gelernt. 👍

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Salue

Bei einem 4-Takter werden, zumindest theoretisch, zuerst alle Abgase aus dem Zylinder ausgestossen und erst dann wird wieder frisches Gemisch nachgesaugt. So haben wir eine klare Trennung der Gase.

Beim 2-Takter geschiet der Gaswechsel fliessend. Dabei geraten etwas frisches Gemisch in den Auspuff und gleichzeitig werden unbrennbare Abgase noch einmal zu den frischen Gasen beigemischt. Diese unverbrannten Kohlenwasserstoffe (HC) im Auspuff sind sehr streng limitiert und bei einem 2-Takter nur mit teurem und riesigen Aufwand beizukommen.

Es gab mal einen Konstrukteur, der diesem Problem beikommen wollte. Er erfand den Doppelkolben 2-Takter. Dieser Motor läuft im Leerlauf schon ruhiger, er hat deutlich bessere Abgase und der Verbrauch ist sehr niedrig. Die Firma Puch in Österreich und die Firma TWN (Triumph Werke Nürnberg) wendeten das System in Serie an.

Leider ist die Literleistung solcher Motoren eher tief und der Bauaufwand sehr gross.

Tellensohn

Bild: Funktionsprinzip des 2-Takt-Doppelkolbenmotor von Puch

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Bild, Puch 125 SV 1967 mit Doppelkkolbenmotor

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 - (Führerschein, Motor, Tuning)  - (Führerschein, Motor, Tuning)

Konstruktionsbedingt verbrennt ein Zweitakter das Öl, was er zur Schmierung des Motors braucht.

Entweder tankt man ein Benzin-Öl-Gemisch oder das Öl wird durch eine Ölpumpe dem Benzin beigemischt.

Jedenfalls sind durch die Mitverbrennung des Öls die Abgasgrenzwerte kaum noch einzuhalten.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Langjähriger Motorradfahrer und "Schrauber"