Stammbaum?

2 Antworten

Ich soll den folgenden Stammbaum beschreiben und erläutern.

Einen Stammbaum "liest" man von unten nach oben. Das heißt, aus den Lebewesen, die unten am Stamm stehen, entwickeln sich im Laufe der Jahre die Tiere, die weiter oben im Stammbaum anzutreffen sind.

Und an den Astgabeln trennen sich die Wege der einzelnen Lebewesen.

Prinzip klar?

Alex

Ein Stammbaum ist eine übersichtliche und einfache Darstellungsweise der Verwandtschaftsverhältnisse verschiedener Gruppen (Taxa) unter- und zueinander. In einem Stammbaum wird also dargestellt, welche Gruppen wie miteinander verwandt sind, welche sehr nah miteinander verwandt und welche nur entfernt verwandt sind.

Wie man einen Stammbaum liest, ist eigentlich recht simpel. Gelesen wird immer von der Wurzel zu den Spitzen. Jeder einzelne Zweig steht für eine bestimmte Gruppe (z. B. eine Art) und die Knoten, an denen sich mehrere Zweige miteinander vereinen, stehen für den unmittelbaren gemeinsamen Vorfahren all jener Zweige, die von ihm abzweigen.

Der in der Aufgabe dargestellte Stammbaum ist jedoch nicht nur extrem stark vereinfacht, sondern schlicht und ergreifend falsch. Das beginnt schon mit der Bildunterschrift - die moderne Tiersystematik unterscheidet keine verschiedenen Wirbeltierklassen mehr, weil das moderne phylogenetische System komplett auf Kategorien (Klasse, Ordnung, Familie usw.) verzichtet und stattdessen nur noch ganz allgemein von Taxa (Singular: das Taxon) spricht. Die einzige Kategorie, die wirklich definiert ist, ist die "Art" und selbst dabei gibt es eine ganze Reihe unterschiedlicher Definitionen und Konzepte.

Zum anderen sind sowohl die "Agnatha" ("Kieferlosen")wie auch die "Reptilia" ("Kriechtiere") und auch die "Osteichthyes" ("Knochenfische") keine natürlichen Verwandtschaftsgruppen, sondern paraphyletische Gruppen und tauchen daher in der phylogenetischen Systematik nicht mehr auf.
Paraphyletisch bedeutet, dass ein Taxon nicht alle Nachfahren eines gemeinsamen Vorfahren beinhaltet. So sind die "Knochenfische" beispielsweise paraphyletisch, weil sie eigentlich auch die Landwirbeltiere (Tetrapoda) umfassen müssten - denn die traditionell zu den "Knochenfischen" gezählten Quastenflosser und Lungenfische sind in Wahrheit mit den Landwirbeltieren näher verwandt als mit den übrigen Gruppen der "Knochenfische". Bei den "Kriechtieren" ist es so, dass die Krokodile mit den Vögeln (Aves) näher verwandt sind als mit den anderen "Kriechtieren", das Taxon "Reptilia" müsste demnach also auch die Vögel beinhalten.

Die moderne Systematik ist bemüht, die tatsächlichen Verwandtschaftsverhältnisse widerzuspiegeln. Und dies tun nur in sich geschlossene Abstammungsgruppen, d. h. Gruppen, die einen einzigen gemeinsamen Vorfahren haben und sämtliche seiner Nachkommen umfassen. Diese Gruppen werden monophyletische Gruppen genannt. Das Monophylum aus den klassischen "Knochenfischen" und den Landwirbeltieren wird z. B. Osteognathostomata genannt, das Monophylum "Reptilien" plus Vögel heißt Sauropsida.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Biologiestudium, Universität Leipzig