Soll man Kinder zur Demut erziehen?

17 Antworten

Oje, Demut...?????? Bist Du sicher, daß Du das Wort gewählt hast, das Du meinst?? Oder vielleicht "Bescheidenheit" oder "Dankbarkeit"?? Demut geht für mein Gefühl irgendwie in Richtung "Unterwürfigkeit" und "Anerkennung von Obrigkeit"..Dann wäre meine Antwort: NEIN, AUF KEINEN FALL!!!

Mich stören hier 2 Dinge: 1) Demut - dient, wie man in der (deutschen!! - und auch kirchlichen!) Geschichte immer wieder sehen konnte, der Manipulation von Menschen zum Vorteil Einzelner, potentiellen Tätern werden hier junge Menschen "vorbereitet" zu besseren Ausbeutung. Demut erlaubt keinen Protest bei Ungerechtigkeiten und persönlichen Grenzüberschreitungen, duldet unzumutbare und verletzende Zustände und verhindert die Entwicklung eines brauchbaren Gerechtigkeitssinns UND den aktiven, menschlichen Einsatz hierfür - Dies kann doch bei allen Erfahrungen der Geschichte keine ersthafte (und verantwortungsvolle!!) Überlegung in Bezug auf Kindererziehung sein!

2)Deine Frage "Soll man Kinder zu .... erziehen?" - Das wirkt so abstrakt, wie man von 70 Jahren die Erziehung von Kindern betrachtet hat! Was kann ich meinen Kindern beibringen, ohne es selbst im Alltag täglich ganz selbstverständlich und aus eigener Überzeugung vorzuleben? Nichts! Was ich ihnen so abstrakt und aufgesetzt als Programm "anerziehe", wie man es früher gemacht hat, bewirkt nicht das eigentliche Ziel, sondern fördert Angst und Aggression, gegen andere und gegen sich selbst. Oft entwickeln sich hieraus später sogar unterschiedliche Neurosen, mit denen sich dann ein Mensch eventuell lebenslang herumschlagen muss. Die sogeannte "Demut" war kein positiv gemeinter Respekt z.B. vor dem Leben, vor anderen Personen oder Gott, sondern zumeist eine durch systematische und subtile Erziehungs-Gewalt hervorgerufene Angst, die dann irgendwann ein dauerhaftes und immer präsentes Lebensgefühl wurde, wenn die Erziehung zur Demut" ganz besonders "sorgfältig" betrieben wurde.

Wenn Kinder zur Demut erzogen werden, beinhaltet das, daß ihnen kein ausreichend positives Gefühl für den eigenen Wert zugestanden wird - das wäre ja auch Überheblichkeit und somit das Gegenteil von Demut - und daß im Gegenteil dem Gegenüber (zumeist dem Erwachsenen, dem "Überlegenen") überhöhte Achtung und ängstlicher Respekt entgegengebracht werden! Diese Kinder sind auch als Erwachsene leicht manipulierbar, erpressbar, ausbeutbar, und als Kinder und Jugendliche können sie einen Mißbrauch nicht als diesen erkennen, da sie ja zur bedingungslosen Anerkennung des Gegenübers erzogen wurden und gelernt haben, daß die "niedere Stellung" der eigenen Person ein erstrebenswertes Gut ist!

In der heutigen Gesellschaft will ich einem Kind doch lieber dies mitgeben:

Echtes, gesundes Selbstbewußtein in vernünftigem Maß(dann hat es die Ausnutzung der Schwächen anderer nicht nötig und verhält sich fair und sozial), ein gutes Gespür für die eigenen Grenzen, die niemand überschreiten darf (dann nimmt es auch die Grenzen der anderen sensibel wahr = Respekt im positiven Sinne!), LIEBE zu sich selbst und Verständnis für sich selbst(Grundbedingung für die Liebesfähigkeit im Allgemeinen, die Liebe zu Menschen, Tieren, Musik, der Natur....Hierzu muß man erst einmal selbst bedingungslos geliebt werden!) Courage (den Mut, sich für sich selbst und andere einzusetzen, wenn die Situation dies nötig macht..) Diese überlebenswichtigen Eigenschaften und Fähigkeiten funktionieren nicht, verkümmern oder entwickeln sich erst garnicht, wenn hier früh anerzogene "Demut" im Weg ist!

Liebe, allgemeine Wertschätzung und ein ausgeprägter Gerechtigkeitssinn bewirken automatisch ein allgemein positives Sozialverhalten. Wenn jemand (oder eine Sache)Wertschätzung und Achtung verdient, dann erkennt ein so aufgewachsenes Kind dies und verhält sich entsprechend. Wenn jemand (oder eine Sache) diese Wertschätzung NICHT verdient hat, erkennt dies der Mensch auch - es sei denn, er ist auf "Demut" konditioniert. Demut macht blind für Ungerechtigkeiten, das ist meine Auffassung. DANKBARKEIT ist etwas ganz anderes! Ich glaube, die stellt sich von selbst im entsprechenden Moment ein, wenn die Fähigkeit zur Liebe und ein gesundes Urteilsvermögen gegeben sind! All dies kann man nicht "anerziehen". Ein Kind muß hierzu in einer Umgebung aufwachsen, die diese Werte verinnerlicht hat und selbstveständlich nach ihnen lebt. Das macht stark im postiven Sinn, und von solchen Menschen profitiert auch die Gesellschaft. Demut ist heutzutage nicht mehr angesagt, da auch "Herr-und-Diener"-Verhältnisse gottseidank inzwischen antiquiert sind - jedenfalls in der Theorie!

1f2in  21.02.2010, 09:30

...Danke für die Zeit, die Du Dir für uns genommen hast und dazu beigetragen hast, dass vielleicht jeder versteht, was man sich darunter u.a. ganz sicher nicht vorzustellen hat, oder vorstellen sollte, wenn man an Kindererziehung denkt. Man sollte erst selbst wissen, was man alles in das Wort "Demut", persönlich hineininterpretieren und praktisch hinpacken würde, um einem Kind nicht evtl, ein negatives Bild von "Demut" anzuerziehen oder angedeihen zu lassen. Die Frage an sich selbst und die Auseinanderstzung damit, bin ich ein gutes Vorbild für mein Kind, läßt uns auch persönlich wachsen und kann unseren Kindern nur gerecht werden und zu Gute kommen.

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Nach all den vielen Antworten kann ich nur sagen: lies mal den Vortrag auf der Seite

http://www.bibliodrama.ch/HTML/rpredigten/pdf-predigten/Demut-Herzenswahrheit-Nov03.pdf

Demut wird zur Herzenswahrheit und wird übersetzt mit „Humilitas“ und das kommt von „humus“, vom Boden, von Erde. Ein sehr spannender und anderer Blickwinkel.

Alles Gute!

Mirko28  20.02.2010, 14:30

Danke für den Lesetipp.

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1f2in  12.03.2010, 10:56

auch ich sage Danke für diesen Blickwinkel von Demut, den Kinder so noch nicht fähig sein können ihn so auch wahrzunehmen, aber für mich begnadet sind, wenn es Eltern gibt, die sich mit diesen Gedanken vertraut machen können oder vertraut sind. Das dazu was unsere Kinder betrifft.

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Das kommt drauf an, wie man Demut definiert. Wenn wenn man die Demut als Erkenntnis der eigenen Unvollkommenheit versteht, dann ist es durchaus sinnvoll.

Viele Menschen glauben heutzutage, die Weisheit mit Löffeln gefressen zu haben und lassen nichts anderes über oder neben sich gelten. Da wäre ein wenig Demut schon angebracht.

1f2in  20.02.2010, 03:05

.. erst sollte man Kindern signalisieren, dass sie vollkommen liebenswerte Menschen sind, damit sie sich zu selbstbewußten Menschen mit einem Selbstwertgefühl entwickeln können, damit sie sich freudig einen Platz in der Gesellschaft suchen können. Die Rücksicht anderen gegenüber, können sie hoffentlich im Elternhaus mitbekommen haben. Demut denke ich, ist eine Eigenschaft die einem evtl. viel später das Leben lehrt.

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1f2in  20.02.2010, 04:31
@1f2in

wenn ich an Demut denke, dann nur im positiven Sinn und was mich das Leben im Laufe meines Ewachsenenlebens gelehrt hat.

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Demütig heiß auch "dienstwillig", das kann doch nicht dein ernst sein, das für (d)ein Kind zu wollen?!

Ich weiß nicht WER das sagt, jedenfalls sollte man darauf nicht hören. :-)

Respekt wäre treffender. Das lernen Kinder automatisch, wenn man denen auch mit Respekt begegnet und nicht immer versucht deren Willen zu brechen, sondern auch die Wünsche und den Willen des Kindes respektiert - wenn sie denn niemanden schaden.

Und Achtung. Achtung vor den Menschen, dem Leben und vor den Lebewesen und Natur.

Und Bescheidenheit und Genügsamkeit. Aber auf keinem Fall Demut.

icke01  20.02.2010, 01:38

Aber sowas von DH!!!

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1f2in  20.02.2010, 03:46
@icke01

Demut heißt laut Lexikon: Bereitschaft zum Dienen oder Gefühl des eigenen Unwerts oder Bescheidenheit oder demütig, anspruchslos, ohne Geltungsdrang (demütig und wehmütig, ganz zerknirscht). Also die Begriffe erst mal eindeutig einordnen und dann Begriffe evtl. nicht nur aus dem Zusammenhang von etwas Gelesenem reißen (soetwas habe ich übrigens noch nie gelesen)und sie dann unter die Menge schmeißen, das stiftet im schlimmsten Fall nur Verwirrung aber auch Anregungen zum Nachdenken. Und nun kann man überlegen, wie man dies bei Kindern, (ab welchem Alter denn eigentlich schon oder erst) anwenden soll. Am besten die Demut aus dem Gedächtnis streichen und sich bei Unsicherheit, wie man sich Kindern gegenüber verhalten sollte, sich andere Informationsquellen erschließen. Wenn ich wirklichen Rat suche, gibt es Fernsehsendungen, (Supernanny z.B.) oder auch immer wieder Sendungen, die sich mit dem Thema beschäftigen, Radiosendungen mit Psychologen, z.B. jeden ersten Dienstag im Monat um 10.00 Uhr auf Bayern 2, regelmäßig. Es gibt genügend Bücher in Büchereien. Es gibt Anspechpartner wie Kindergärtnerinnen und Lehrer, die auch hoffenlich das gelernt und verstanden haben, worauf es ankommt. Einen Kinderpsychologen/in kann ich bei völliger Verzweiflung und Hilflosigkeit oder Unsicherheit, wenn es mir ernst ist mit meiner Verantwortung meinem Kind gegenüber, immer zu Rate ziehen.

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aurata  20.02.2010, 12:42
@1f2in

Hallo 1f2in,

man muss nicht Supernanny oder Radiopsychologe zu Rate ziehen oder was gelesen haben, um zu begreifen worauf es bei der Erziehung ankommt.

Ich verstehe nicht ganz, weshalb dein Kommentar unter meiner Antwort steht? War das ein Kommentar darauf, oder hast du es nur aus Versehen drunter gepostet und deine Äußerungen sind an den Andreas gerichtet?

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1f2in  21.02.2010, 10:51
@aurata

mein Kommentar war etwas falsch plaziert, war mehr allgemein gehalten, aber auch an Andreas gerichtet. Tut mir leid, wenn ich damit evtl. Deinen Missmut geschürt haben sollte, war sicher nicht so gewollt. Wenn Du meine Beiträge gelesen haben solltest, müsstest Du eigentlich bemerkt haben, dass wir der selben Ansicht sind. Zu "Supernanny oder Radiopsycholoe"...müssen tut man sicher nicht, aber es würde ganz sicher auch niemals schaden um sich die "Feinheiten" im Umgang mit Kindern herauspicksen zu können. Was würdest Du denn sonst noch vorschlagen, was man tun könnte, dass man oder dass alle begreifen, worauf es bei der Erziehung ankommt? Wenn man die Augen aufmacht in dieser Welt, dann sieht man, dass es noch lange kein Paradies gibt, für die Kinder dieser Welt. Solange dieser Auftrag nicht erfüllt ist, haben wir unser Ziel nicht erreicht. Zu Supernanny Kathia Saalfrank im RTL, hast du schon einmal eine Sendung gesehen und evtl. auch bis zu Ende gesehen. Diese Eltern holen sich Hilfe und Rat, weil sie völlig hilflos sind und ihr Leben mit ihren Kindern total aus dem Ruder gelaufen ist. Hast du auch miterlebt, wie zu erkennen ist, dass die positive Veränderung der Kinder, nur auf ein neues positivers Verhalten der Eltern zurückzuführen ist?

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Auf keinem Fall! Warum sollte man das Kind gedemütigt werden? Gerade in unserem Zeit? Soll Ihr Kind Opfer sein? Sie müssen ihr Kind lieber aufbauen, lenken. Sie müssen gute Ratschläge geben können, sehr viel Liebe schenken, Ausdauer zeigen. Das Kind soll Disziplin haben, ehrgeizig, lernbereit, fröhlich sein. Aber es soll auch seine Eltern ehren, wenn sie älter werden sie helfen. Ich weiß nicht, wo Sie diese Behauptung gelesen oder gehört haben, aber die sind völlig falsch.

lupoklick  03.08.2016, 00:03

FALSCHER GEHT ES NICHT

demütig sein hat nichts  mit "gedemütigt". der Würde beraubt.

 zu tun !!!

DEMUT ist das Gegenteil von "Übermut" und "Angeberei".

sondern bedeutet Wertschätzung der Umgebung und dessen, das man sich verDIENEN konnte - Dankbarkeit für die kleinen "Geschenke des Alltags", die mit Geld nicht zu bekommen sind....

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