Sinnvoll Pflegeberatung Ja oder Nein?

1 Antwort

Ich glaube nicht, dass sich das positiv oder negativ auswirkt.

Ich war zweimal bei einer Pflegegradeinstufung anwesend und vor allem im ersten Fall (zu Hause) war die Mitarbeiterin des MDKs sehr hilfsbereit.

Da wurde Punkt für Punkt abgefragt, was man so kann und nicht mehr kann. Bspw. hat der Betroffene auf die Frage, ob er noch im Garten arbeiten kann, gesagt, dass mache seine Frau. Trotzdem wurde dann eingetragen, dass ihm das nicht möglich ist und er dafür Hilfe brauche.

Eine Pflegeberatung kann sicherlich helfen, wenn man gar keine Ahnung hat, sowohl vom Ablauf von Anträgen als auch von der Pflege an sich. Wenn man also als Angehöriger/ im Haushalt lebender wissen möchte, wie man bestimmte Dinge angeht.
Nur mal als Beispiel, ich war in eine Sterbebegleitung involviert, die mehrere Tage dauerte. Am zweiten Tag stellten wir fest, dass der Betroffene nicht mehr alleine aufstehen konnte, aber seine Hose wechseln wollte. Da waren wir völlig überfordert. Zur gleichen Zeit war eine Physiotherpeutin für jemand anderen im Haus, die haben wir dann gefragt - der Betroffene wollte nicht, dass Dritte ihn so sehen - und die sagte, an den Händen fassen, ein paar mal vorsichtig vor und zurück schwingen, dann ihn vorsichtig hochziehen und während einer ihn hält, kann der andere ihm die Hose bis zu den Knien runterziehen. Das ging dann auch so. Alleine wären wir da völlig hilflos gewesen.

Also nehmt die ruhig in Anspruch, erfahrt, was für Hilfen es gibt (googelt das aber auch), worauf ihr eventuell noch achten müsst, stellt Fragen, die sich bis dahin ergeben haben, fragt nach typischen Hilfen, die ihr im Alltag geben müsst und worauf ihr dabei achten solltet. Also Situationen wie Hilfe beim Aufstehen, An-/ Ausziehen, Toilettengang usw. Gerade An- und Ausziehen von Pullovern und Oberhemden, bei eingeschränkter Mobilität von Armen, fand ich extrem schwierig ohne Anleitung.

Tipp: Auf Youtube gibt es einige Videos, die bestimmte Abläufe wie Anziehen, Drehen im Bett etc. zeigen.

Bevor man in der Situation ist, ist einem oft nicht klar, was einen eventuell überfordern würde. Fragen wie: Wie bekomme ich jemanden nach dem Baden wieder aus der Wanne? Darüber macht man sich vorher ja nie Gedanken.

PS
Dringende Empfehlung: Es sollte unbedingt ein Unbeteiligter, "Gesunder", Jüngerer Mensch bei der Einstufung anwesend sein!

Beim zweiten Mal war mein Angehöriger nach längerem Krankenhausaufenthalt und Kurzzeitpflege in zwei verschiedenen Heimen in einem Pflegeheim. Zu der Zeit war er dreieinhalb Monate nicht mehr zu Hause gewesen. Und dann wurde er nach Datum und Wochentag gefragt und wann er vorher wo gewesen war. Er hatte sehr große Angst vor der Einstufung als Dementer. Als er nicht genau sagen konnte, welches Datum wir hatten und wann er wo gewesen war, musste ich einschreiten und erklären, dass er ja in einer relativ unbekannten Umgebung (den Ort, wo das Krankenhaus und Pflegeheim war, kannte er vorher nicht gut) immer wieder in Krankenwagen (kein Fenster) in Zimmer ohne Uhr gebracht wurde und es dann munter hin und her gegangen war, Krankenhaus, Rehaversuch, Krankenhaus, anderes Zimmer, Kurzzeitpflege, Krankenhaus, andere Kurzzeitpflege, erneute Verlegung in ein anderes Heim und dass er als Bettlägriger nur selten das Zimmer verlassen konnte. Dass es also normal wäre, wenn er den Überblick über die Daten der Aufenthalte und Namen der Häuser verloren hätte, weil er davon ja immer nur Zimmer gesehen hätte und auch keinen Kalender, nur ein altes Handy (keine Datumsanzeige) mitgehabt hätte.

Auf so etwas muss man ggf. auch hinweisen, bevor es heißt, derjenige ist orientierungslos bezüglich der Zeit!

morgentauperle 
Fragesteller
 27.08.2021, 15:24

Hallo Tasha

Vielen herzlichen Dank für den ausführlichen Bericht,wir werden sicherlich einiges daraus mitnehmen.Alles Gute,bleib gesund.

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