Sind Wohnungen kleinere Versionen von Firmengebäuden?

3 Antworten

Oh, eine sehr durchdachte Frage. Sowas mag ich.

Allerdings denke ich, dass eine Wohnung nicht als Firmengebäude als Ganzes verstanden werden kann. Viel mehr als ein Teil davon. Bei einer Fabrik gibt es zum Beispiel Wareneingänge (Flur), Lager (Schränke, Kühlschrank) oder verarbeitetende Maschinen (Herd, vielleicht sogar das Klo). Der Arbeiter kann durchaus als die Wohnung bewohnender Mensch verstanden werden. Er ist für Instandhaltung sowie für die Nutzung des Innenlebens und Kontakts nach außen zuständig. Der Arbeiter/Bewohner muss Waren einkaufen, sie verwerten und entsorgen. Zumindest möchten gewisse Teile unserer Regierung, dass alles so mechanisch auch im Privaten abläuft. Eine Maschine braucht kein Zeug wie Netflix, Hobbys oder GuteFrage. Trotzdem lassen sich Wohnungen (zumindest im deutschsprachigen Raum) mit Industrie- oder Firmengebäuden vergleichen. Darum wirken viele Wohnungen auch so kalt und unbelebt.

Umgekehrt könnte man Wohnungen auch als Auslagerung von Arbeitskraft verstehen. Man schickt den Arbeitnehmer nach Hause, damit er sich dort ausruhen kann. Für einen Unternehmer stellt ein unausgeruhter Arbeitnehmer nämlich ein enormes Risiko dar. Wenn es nach dem Unternehmer ginge, würde die Arbeitskraft durchgängig arbeiten. Ohne Schichtsystem, sondern 24/7. Denn das verspricht Gewinnmaximierung. Leider aber funktionieren Menschen nicht so. Also muss der Arbeitnehmer in die Wohnung ausgelagert werden. Somit wäre die Wohnung ein externes Lager, deren Inhalt (das Werkzeug Mensch) nur bei Bedarf rausgeholt wird. Wir leben in Betonklötzen um in Betonklötzen zu arbeiten, damit andere Leute in Betonklötzen leben können. Aus mehr besteht das Arbeitsleben nicht. Menschen bedienen keine Maschinen mehr, sie sind Teil der Maschine geworden. Viele freuen sich sogar darüber zu dienen und abends dann in einer externalisierten Ruhestätte zu Kräften zu kommen, um am nächsten Morgen sich erneut komplett zu entkräften.

Demnach sind Teile der Wohnung wie Arbeitsprozesse zu verstehen: Küchen dienen der Ressourcenaufnahme, Toiletten der Verwertungsendproduktentsorgung. Schlafzimmer sind lediglich nur noch Erholungsräume, als würde man den Menschen an eine Stromversorgung anschließen, ähnlich der Küche. Im Wohnzimmer werden die Sensoren abgeschaltet, indem die Maschine (der Mensch) diese Sensoren mit anderen Dingen überstrapaziert, damit er gar nicht erst erkennen kann, in welcher Lage er sich befindet. Kinder gelten als Reproduktionen der ursprünglichen zwei Maschinen, die bereits in jungen Jahren auf "den Ernst des Lebens" vorbereitet werden sollen. Für eigene Gedanken ist da kein Platz mehr. Oder einen Blick aus dem (geistigen) Fenster, um zu erkennen, dass da mehr ist, als das Fabrikgelände.

Sogar womit sich die Menschen in der Wohnung beschäftigen kann mit Arbeitsprozessen in Unternehmen verglichen werden. Menschen schauen Fernsehen, um Daten zu erhalten, die sie im eigenen Leben verwerten können. Das gleiche mit dem Internet. Videospiele empfinden sogar viele mittlerweile tatsächlich als Arbeitsersatz: Man muss Sache XY tun um Gegenstand YZ zu erhalten. In ständiger Wiederholung. Wie eine Maschine. Ein Spiel ist das dann nicht mehr. Es gibt sogar Spiele, die Arbeit simulieren soll. Statt selbst ein Feld zu bewirtschaften, tun Menschen es mittlerweile virtuell. Oder sie fahren einen Bus oder bauen eine ganze Stadt auf. Die Maschinenreinigung erfolgt im Bad. Manche Maschinen bleiben aber voller Maschinenöl und lassen sich kaum waschen. Selbst die Beziehung oder Liebe wird mittlerweile lediglich mit elektromagnetischen Signalen erklärt, ähnlich eines Computers oder Netzwerks in einem Unternehmen. Hier kooperieren zwei Firmen miteinander oder fusionieren sogar. Aber so trostlos das klingt, wirkt es dann auch in solchen Familien. Ich finde das traurig, dass man das Sinnbild eines Unternehmens so gut auf einen Haushalt bzw. eine Wohnung anwenden kann. Als würde der Mensch nur noch existieren, um zu funktionieren. Selbst im Privaten. Und dafür darf er dann noch fleißig an ein anderen Unternehmen bezahlen, damit dieses seinerseits in solchen Verhältnissen leben kann.

Timo3681 
Fragesteller
 22.12.2023, 16:37

BaronBumsbirne

Wenn man als Beispiel in einer Werkstatt für behinderte Menschen arbeitet z.B. in der Abteilung Verpackung.

Das eigene Zimmer Zuhause könnte dann auch eine Verpackungsabteilung sein und die einzelnen Quests in einen MMORPG oder unterschiedlichen Computerspiele wären die unterschiedlichen Aufträge.

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Nein. In einem typischen Bürogebäude hast du beispielsweise eine große Anzahl an ziemlich gleich großen Räumen, einige konferenzräume, ein paar Toiletten und vielleicht Teeküche und Kantine.

In einer Fabrik hast du meistens mehrere riesige Räume und davor oder dahinter kleinere Räume für den Meister die Umkleiden die Duschen und so weiter. Jede Architektur die ihren Namen verdient, folgt ihren Zweck

Ich merke gerade, das sich deinen Gedanken nicht ganz folgen kann.

Bei Gebäuden geht es immer darum, dass sie ihre Funktion erfüllen und deshalb sind die Ansprüche in einem Bürogebäude andere als in einer Werkstatt, als in einer Fertigungshalle, als in einem Stall, in einem Wachturm und als in einer Wohnung.