Sind wir in Wirklichkeit wohlhabender als früher?

6 Antworten

Ja, sogar der Durchschnitt ist wohlhabender geworden. Ich bin alt genug, um die Unterschiede sehen zu können. Die Unterschiede sind aber auch krasser geworden.

'Wohlstand' und 'wohlhabend' wird heute für finanziellen Reichtum gebraucht. Ich sehe einen Zusammenhang mit 'wohlfühlen'. Das ist unabhängig von den finanziellen Voraussetzungen. Wie viele Menschen gibt es, denen es finanziell (zu) gut geht und die nur gieren, noch mehr Geld zu bekommen.

Ob wir wohlhabender sind, weiss ich nicht. Vielleicht sind wir anspruchsvoller als früher. Wir haben uns zu einer Wegwerfgesellschaft entwickelt . Was früher repariert wurde, wird heute weggeworfen und neues angeschafft.

Wir haben ein anderes Konsumverhalten, auch gelenkt durch die Werbung. Viele wollen immer auf dem neuesten Stand sein. Das kostet freilich Geld.

Zudem glaube ich, dass wir heute prozentual gesehen, eine größere Altersarmut haben, als dies früher der Fall war. Kaum ein Rentner musste da noch Flaschen sammeln oder über die Rentenaltersgrenze hinaus noch arbeiten um seinen Lebensunterhalt finanzieren zu können.

Glaube auch, dass es heute mehr verschuldete Menschen gibt, weil man über die Verhältnisse lebt. Heute steigt man in den Flieger und sucht sich ein Urlaubsziel irgendwo auf der Welt. Früher konnte sich das kaum jemand leisten. Mitunter werden für solche Reisen Kredite aufgenommen die dann in Raten zurückgezahlt werden, bis wieder ein neuer Urlaub geplant wird.

Meine Großeltern hatten sich Möbel gekauft. Diese Möbel waren aus massivem Holz und hielten deren ganzes Leben. Heute rennen Viele zu IKEA und kaufen sich dort Möbel, die nach einigen Jahren des Gebrauchs nur noch Schrott sind.

Dann wird neu gekauft. Oder ein T-Shirt für 5 Euro. Einige Male gewaschen und dann findet es den Weg in die Altkleidersammlung.

Früher ging man mit den Schuhen zum Schuster und liess diese neu besohlen. Heute gibt es kaum noch einen Schuster . Man kauft neue Schuhe und die getragenen wirft man weg.

Will man heute etwas reparieren lassen, sind die Reparaturkosten oft so hoch, dass sich eher eine Neuanschaffung lohnt.

Wir brauchen für dieses Verhalten eben mehr Geld, als die Menschen früher

Damit lässt sich so einiges erklären.

Wir haben technologisch immense Fortschritte gemacht, aber Kosten und Löhne können je nachdem nachteilhaft sein.

Oder liegt es daran, dass die heutigen Menschen sich mit wenig nicht zufrieden geben? Und mehr als nötig konsumieren?

Da bin ich ganz bei dir. Sehe ich auch wie du.
Mit diesem ständigen Haben-wollen stehen sicherlich viele unter Druck.

Hinzu kommt noch die Verschuldung bzw. wenig Geldreserven, heißt es zumindest in den Medien.

Ist also der Wohlstand in Deutschland tatsächlich gestiegen?

Das ist wohl Einstellungs- und Definitionssache.
Persönlich unterscheide ich zwischen Wohlstand und Zufriedenheit, was nicht zwingend zeitgleich einhergehen muss, weil Wohlstand zwar die Bequemlichkeit und Üppigkeit bedient, jedoch nicht unbedingt zufrieden macht.

Alles Konsumieren befriedigt auch nicht einen gewissen moralischen Wohlstand, wie etwa das gute Gewissen.
Ich glaube, dass wir häufig gegen es leben und uns ungut damit fühlen.

Trotz allem Wohlstand bleiben uns einige Lebensbereiche, denen wir hungrig mit vollem Magen gegenüberstehen.

Den Menschen macht viel mehr als Konsumieren aus. Großkonzerne, der Staat, Händler, die Werbung schafften es halt uns zu suggerieren, dass Haben glücklich macht. Das muss dann jeder für sich selbst prüfen.
Besitz kann auch schnell mal Ballast bedeuten.

Viel Essen macht krank und wird oftmals als Ersatz für wahre Bedürfnisse gemacht.

Natürlich gibt es einige alltägliche Errungenschaften, auf die ich nicht mehr verzichten möchte, die mich wohlhabend fühlen lassen. Denke, das ist bei jedem etwas anderes. Jeder entscheidet das für sich.

Sind wir in Wirklichkeit wohlhabender als früher?

Denke, das hat sich nur verschoben.
Es ist anders als früher. Weniger besser oder schlechter.

Manche Menschen haben es schon so satt, dass die anfangen, alles zu zerstören, weil irgendwann mit all dem Konsum und Haben-wollen einfach der Sinn des Lebens verloren geht. Das ist zu einseitig und langweilig.
Wohlstand und Wachstum sind natürlich schon so ne Art Dinosaurierdenken, nicht jeder hat ein Leben lang Lust darauf.

Luxus ist so ne Art übertriebener Wohlstand. Dazu zähle ich persönlich die Avocado schon dazu. Wenn ich dann noch an die verherrenden Auswirkungen denke, dann brauche ich die ganz sicherlich nicht mehr. Zu viele andere aber schon.
Menschen, die Abwechslung und mal was anderes wollen, sollten in meinen Augen womöglich bedenken, dass dies nicht einzig beim Essen möglich ist und mal was ganz anderes wagen.

Unglück macht Menschen, Wohlstand macht Ungeheuer

Victor Hugo (1802 - 1885), Victor-Marie Hugo, franz. Schriftsteller, politisch engagiert, Mitglied der Académie Française

Sind wir in Wirklichkeit wohlhabender als früher?

Kann ich nicht erkennen, weil ich nicht sehen kann, dass sich Menschen wohler mit all ihrem Haben fühlen.

"Jeder dieser Flaschen ist ein Vermögen wert!"
"Wie beim Fußball".