Sind Kriegsspiele (wie Battlefield) moralisch verwerflich?

Das Ergebnis basiert auf 10 Abstimmungen

Nein 80%
Ja 20%
Schon etwas 0%

8 Antworten

Battlefield 1 ist ab 16, nicht 18 freigegeben, eben da es, so das Urteil der USK, den Ersten Weltkrieg im Einzelspieler durchgängig kritisch reflektiert. Doch auch im Mehrspieler wird in den Cutscenes der Operationen die Antikriegshaltung im Spiel verdeutlicht.
Generell stellen sich nicht-Spieler Videospiele stark gebunden am klassischen Spiele-Begriff vor. Ein Videospiel muss jedoch nicht in jeder Hinsicht Spaß machen, so wie auch nicht jeder Film eine Komödie ist.

Die kompetitiven Schlachten im Mehrspieler sind hingegen wie bei fast jedem Ego-Shooter u.a. auf einen wichtigen Umstand ausgelegt: An einer existentiell bedrohenden Situation partizipieren zu können, um diese zu überwinden. Krieg ist dabei die oberste Dimension zwischenmenschlichen Konflikts.

Kriegsspiele sind zudem ja schon sehr alt. Sie gehören zur Grundausstattung jeder menschlichen Kultur.

Wenn Kinder Spiele spielen, für die sie noch nicht alt genug sind, liegt das Problem zudem offensichtlich nicht beim Medium, sondern darin, dass sie da rangekommen sind.

Nein

Man stellt sich einfach vor, dass man vor einem Bildschirm sitzt und auf einen Haufen Pixel schießt. Und schon ist das nicht mehr moralisch verwerflich.

Zumal geht es bei den meisten Shootern die ich spiele nicht ums schießen und ums töten sondern ums Erfüllen eines vorgegebenen Ziels, was man nur mit anständigem Teamplay und vernünftiger Kommunikation schafft.

Paintball und Softairskirms werden auch für Firmenfeiern angeboten und das sicherlich nicht weil die Geschäftsleute eine versteckte Persönlichkeit haben a la American Psycho, sondern weil solche Situationen die Fähigkeit im Team zu agieren stärken und die Kommunikation untereinander verbessert wird.

Dazu kommt noch, dass zumindest ich mir bei der Intromission von Battlefield 1 echt gedacht habe, dass das ganz schön krass zugegangen ist damals und ich fand das echt gut dargestellt. Damit hat das nicht nur etwas von Kunst, die Situation so darzustellen, dass zumindest ich ein wenig Schrecken fühle sondern auch irgendwie was von Lehrmaterial.

TheTruePacFan 
Fragesteller
 02.08.2017, 18:27

Okay, vordergründiges Teamwork kann ich verstehen, allerdings spielt das Setting ja auch eine Rolle und hierbei ist es dann meiner Meinung nach nicht mehr so egal, ob das nur Pixel sind, oder realistische Pixel-Kriegssoldaten und Landschaften. 

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Evoluzzer213  02.08.2017, 18:37
@TheTruePacFan

Das ist kein vordergründiges Teamwork das ist eine richtig gute Übung um Teamstrategien zu lernen und gemeinsam an einem Strang zu ziehen. Kann es sein, dass du noch nicht so ein Spiel gespielt hast wie Rainbow 6 oder Counter Strike?

Realistisch sind die übrigens nur für Leute, die noch nie wirklich gesehen haben, wie so ein Spiel aufgebaut wird. Ich beschäftige mich hobbymäßig mit 3D Modellierung von Charakteren, Bauten usw. und man öffnet das Programm und fängt mit einem einfachen Würfel an. Oder bei komplizierten Strukturen fängt man auch oft nur mit einer einzigen Linie an und daraus kann dann sowas werden wie ein Videospielcharakter.

Das ist ja nicht einmal dreidimensional das ist alles nur eine optische Täuschung. Das sind wirklich nur Pixel. Ein einfaches vieleckiges Mesh, auf das verschiedene Texturen und Farben geklatscht wurden und das so geformt wurde, wie man es wollte. Das ist kein Mensch.

Sowas zu erschaffen ist Kunst

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TheTruePacFan 
Fragesteller
 02.08.2017, 18:44
@Evoluzzer213

Dass die Erschaffung solcher Figuren und Welten Kunst ist, da bin ich vollkommen bei dir.                                                                   Des weiteren habe ich Spiele dieser Art auch schon gespielt und ja, ich kann nicht verneinen, dass sie mir viel Freude bereiten. Ich möchte für mich persönlich das ganze nur etwas hinterfragen. Realitätsgetreu finde ich die Figuren in solchen Spielen übrigens schon. 

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Evoluzzer213  02.08.2017, 18:51
@TheTruePacFan

Das Endprodukt wird so designt, dass es möglichst realitätsnah sein soll. Aber wenn ich mir Gedanken über den Erschaffungsprozess mache, verliert das ziemlich an Realismus für mich.

Es gehört halt zum Menschsein dazu, wir sind keine besonders friedfertigen Wesen. Und naja Taktik und Teamplay lernt man nunmal am besten bei solchen Szenarios, finde ich.

Mir fällt keine pazifistische Möglichkeit ein, bei der ich so gut auf Teamkameraden achten müsste und so viel mit denen kommunizieren müsste. Von daher bin ich einfach der Meinung, dass das Terrorist vs Counterterrorist Genre einfach das Mittel zum Zweck ist um dieses Gemeinschaftsgefühl zu trainieren und um eine Gemeinschaft zu bilden.

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Jonnymur  24.09.2017, 19:51

Naja, nicht jeder macht sich Gedanken über den Erschaffungsprozess. Würde es für jeden an Realismus verlieren, würde gar nicht erst versucht werden diesen zu simulieren.

Wenngleich Strategiespiele historisch stark mit Kriegsspielen assoziiert sind, ist der militärische Charakter heute nicht mehr notwendig. Das beweisen etliche Brettspiele.
Auch könnte man dasselbe Szenario genausogut mit virtuellen Farbkugeln im Sinne von Paintball umsetzen und das Kriegsszenario auslassen.

Taktik und Strategie sind bei Ego-Shootern zwar oft wesentlich, meistens aber genauso die existentialistische Dimension des Konflikts, der dem ganzen eine besondere Relevanz verleiht.

Ich selbst spiele übrigens Ego-Shooter sehr gern und kann den Fragesteller gut verstehen, wenngleich ich, wie an meiner Antwort ersichtlich, das anders sehe.

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Nein

So gesehen wären Strategiespiele viel schrecklicher. Schließlich schickt man da hunderte bis tausende in Kriege, um eine andere Zivilisation zu erobern/auszurotten.

In einem Ego-Shooter biste nur n kleiner Frontsoldat, in einem Strategiespiel biste der Anführer, der die Einheiten in den Tod schickt ;)

Wenns danach gehen würde, wäre am Ende des Tages nahezu alles moralisch verwerflich. Ein hoch darauf, dass halt Moral nicht einheitlich ist, sonst dürfte ich nichtmal Brot ohne schlechtes Gewissen essen.

Nein

Natürlich nicht. Selbst wolfenstein ist nicht moralisch verwerflich nur weil ss flaggen hängen.

Die realität wird halt abgebildet. Die kriege gibt es wirklich. Es bringt den ein oder anderen sogar näher ans geschehen als nachrichten 

Wir haben damals (vor 35 Jahren) Cowboy und Indianer gespielt -- auch mal auf Geburtstagen "Wer ist der Mörder?" (Licht geht aus, eine/r fällt um und spielt tot -- nun müssen die Geburtstagsdetektive rausfinden, wer ihn erstochen hat)

Natürlich ging das alles nicht mit so viel Blut ab -- und selber war man auch mal tot ... Also im allgemeinen Nicht -- es mag Ausnahmen geben, wie direkte Aufrufe zu Gewalt etc.