Sind es vor allem jungen Menschen die lieber Harzen statt für 1.200€ netto arbeiten zu gehen, weil sie nichts besseres bekommen?

6 Antworten

Dass Nettogehalt kein Vergleichswert ist, da zu viele Variablen reinspielen, ist Dir bewusst?

Und dass Du generell ziemliche Vorurteile in den Raum stellst?

Nein, es sind unterschiedliche Hemmnisse die Menschen dazu nötigen, von Transferleistungen leben zu müssen.

Ein Problem ist oft das fehlen von wirklichen Anreizen, den gerade im absoluten Niedriglohnbereich, sind nicht wenige Arm trotz Arbeit.

Beim neuen Mindestlohn würde jeder Vollzeitbeschäftigte 40 Stunden auf mindestens 1.400 Euro kommen.

Verheiratet 3 Kinder auf 1650 Euro.

So hat der Arbeitnehmer bei Mindestlohn als Familienvater keine Chance ohne Transferleistungen über die Runden zu kommen, der Single dagegen hat sogar ein geringen Vorteil.

Nicht wenigen könnte man auch nicht mit Sanktionen in einen Job helfen, da sie der ständigen Überwachung ihrer Lebenslagen bedürfen. Da ist der Aufwand diese Menschen in Lohn und Brot zu halten deutlich teurer als sie mit Transferleistungen zu versorgen.

Ausnahme man würde Arbeitslager für Arbeitsfähige Menschen einführen.

Ja weil bei 1200 euro netto minus 350 bis 450 miete dan strom 40 euro dan versicherung internet telefon tv fahrkarte oder wen vorhanden auto ist man auf hartz4 was zum leben bleibt achja heitzkosten usw kommen noch drauf

Darfür 8 std 5 tage die woche arbeiten

Da gibs besseres

Winterlimonade  08.01.2022, 13:09

Das darfst du aber doch nicht öffentlich sagen ;) IdR schlägt einem der Hass da entgegen, als hätte man ein Kind auf offener Straße gefressen. Vor allem Leute in besagten jobs und die, die ein wenig mehr verdienen, werden da schnell aggressiv und wütend, wenn jemand sagt, dass sich "Arbeiten nicht lohnt" wenn man fürs "Nichtstun" mehr bekommt.

Gleichwohl muss ich sagen, dass Harz4 eine harte, mentale Folter ist - für mich persönlich ist das nichts, was ich nochmal erleben wollen würde.

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Ich denke der entscheidende Faktor hier ist "ROTI".

ROTI = Return on time invested.

Heißt wie viel Vergütung x erhalte ich dafür, dass ich eine Zeit y aufwende? Für mich als ehemaligen Unternehmer natürlich ein entscheidender Faktor, der mir sagte, wie produktiv war eigentlich das, was ich gerade tat und auch einer der Gründe warum ich Buchhaltung und Steuer nicht selber gemacht hab obwohl ich weitestgehend könnte.

Und bei jemandem der Leistungen nach SGB II kassiert ist der ROTI-Wert ziemlich gut, denn er muss quasi KEINE Zeit aufwenden (außer ggf. Termine wahrnehmen) und erhält Geld (sagen wir 1 Stunde pro Monat), 449,- € zzgl. KdU und ggf. einen Mehrbedarf.

Und jemand, der Mindestlohn bezieht, also 1.260,- € Netto verdient (Steuerklasse I, keine Kinder, NRW, 1,2% Zusatzbeitrag) und für diese vielleicht gerade einmal 200,- € mehr Einkommen gegenüber dem Leistungsbezieher 172 Monatsstunden mehr aufwenden muss, ja der kann sich schon mal ein bisschen blöd vorkommen.

Ich kann verstehen, dass man für das Geld keine 40 Stunden Woche machen würde. Von meinem Standpunkt würde ich das nicht mal halbtags machen aber wie gesagt ich war auch Unternehmer mit regelmäßig 5-stelligem Nettoeinkommen.

Die entscheidender Frage ist aber die Perspektive.

Wäre ich Leistungsbezieher und der Mindestlohnjob bringt mir die Perspektive in Form von Weiterbildung, Einkommensteigerungen, Möglichkeiten des Vermögensaufbaus und vielleicht auch wertvolle soziale Kontakte, dann ist er vielleicht heute nicht lukrativ, mittel- und langfristig aber evtl. eine Eintrittskarte.

Nur diese Weitsicht hat erstens nicht jeder und zweitens funktioniert die Arbeitsförderung der Jobcenter auch nicht so. Deren primäres Anliegen ist es die Hilfebedürftigkeit zu beenden oder zumindest zu reduzieren, dann sind die Menschen raus aus der Statisik, wenn der Herr Riewa, die Frau Rakers etc. in der Tagessschau diese vorlesen.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung

Für 1200 Netto würde ich persönlich im Leben nicht aufstehen. Allerdings würde ich nicht harzen, sondern meine Qualifikation verbessern.