Sind Eigenschaften wie Mathebegabung, handwerkliches Geschick, Fleiß, Akrobatik, sprachliche Begabung, Neigung zu Neid, Boshaftigkeit, Gutmütigk. usw vererbbar?
meine Oma sagt immer sowas wie der stammt von der Familie ab und deshalb ist er depressiv oder fleißig oder künstlerisch veranlagt, weil das in der Familie vorherrschend war. Sie ging aber im Nationalsozialismus zur Schule und hat dort wahrscheinlich viel über die Bedeutung der Gene und Vererbung gelernt.
Wie zutreffend ist das wirklich?
6 Antworten
Hallo Innviertler1!
Schon sehr lange beschäftigen sich verschiedene Wissenschaftszweige mit dieser Frage. Mittlerweile überwiegen die Forschungsergebnisse, die den Genen einen 50%igen Anteil zuschreiben (z.B. https://www.geo.de/wissen/gesundheit/21478-rtkl-genforschung-kluge-eltern-bekommen-eher-kinder-die-etwas-weniger-klug).
Auf das Zusammenspiel kommt es an:
"Der Mensch ist kein Gen-Roboter. Wie er sich verhält, wie lange er lebt, ob er gesund oder krank, gebrechlich oder kräftig ist, hat er zu einem großen Teil selbst in der Hand. Was also prägt den Homo sapiens stärker: das Erbgut oder die Umwelt? Fakt ist: Es sind nicht einzelne Gene, sondern eine komplexe Kombination von Genen und Umwelteinflüssen - die sogenannte Gen-Umwelt-Interaktion -, die unser Verhalten prägt. Gene können Umweltfaktoren verstärken oder abschwächen. Umgekehrt können Umweltfaktoren wie Erziehung, soziale Kontakte oder Lebensereignisse die Ausprägung von Genen und ihren Mutationen beeinflussen." (Markierung von mir;https://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.moerder-gen-fiktion-oder-wirklichkeit-die-signatur-des-boesen.5513a720-f1a3-4b3e-8014-635549185854.html)
Die Gen-Umwelt-Debatte ist jedoch keine ausschließlich akademische, also im Wissenschaftsberieb angesiedelte, sondern wurde und wird zu abenteuerlichen politischen Thesen umgemünzt.
Interessanterweise stützen sich Leute wie Herr Sarazin bei ihrer "These von ethnisch bedingter Intelligenz" auf denselben Wissenschaftler, der die genetischen Unterschiede in der Intelligenz auf 0,4 Prozent begrenzt, nämlich Robert Plomin:
"Die biologische Wurzel der Intelligenz existiert nicht
Auch was Intelligenzunterschiede innerhalb einer ethnischen Gruppe angeht, sind die Genforscher trotz großer Anstrengungen nicht fündig geworden. Der Verhaltensgenetiker Robert Plomin aus London hat das Erbgut Tausender Schulkinder nach Abschnitten durchsucht, die mit der Intelligenz zusammenhängen könnten. Am Ende blieb eine Assoziation übrig, aber sie erklärt nur 0,4 Prozent der beobachteten Intelligenzunterschiede. Das bedeutet: Eine biologische Wurzel, bestehend aus einem oder einigen wenigen Intelligenz-Genen, gibt es nicht - ebenso wenig wie ein Krieger-, ein Mathe-, ein Diktator- oder ein Schwulen-Gen. Offenbar sind es Hunderte, wenn nicht gar Tausende Gene, die für die kognitiven Fähigkeiten eines Menschen eine Rolle spielen - und wie sie das tun, entscheidet sich im Zusammenspiel mit der Umwelt."
LG
gufrastella
Ich bin Mathematiker und kann guten Gewissens sagen das ausser mir in meiner direkten Verwandschaft niemand auch nur einen Hauch an mathematischem Verständniss oder INteresse hat. Lediglich meine Tochter macht ein bischen was, so dass es für die Schule hinhaut (Sie will Lehrerin für Sonderpädagogik werden, und genau wie bei Lehramt für Grundschule steht auch dort Höhere Mathematik auf dem Lehrplan :-)).
Da müsste man erst mal genau definieren, was das heißt. Und für die Forschung auch noch operationalisieren. Sonst sind diese Begriffe viel zu ungenau und daher nicht erforschbar.
Mathebegabung, handwerkliches Geschick, Akrobatik, sprachliche Begabungkann sein. Aber auch hier gilt, dass die mögliche Vererbung nur ein FAktor unter vielen ist. Wenn das vererbte Talent nicht gefördert wird, nützt es einem gar nichts, wenn man es hat.
Bis zu einem gewissen Grad sicherlich. Ein großer Teil tragen auch Umwelteinflüsse wie die Erziehung bei.
Nach aktuellen Erkenntnissen gibt es zumindest klare Zusammenhänge von Dingen wie Begabung oder Intelligenz und genetischen Anlagen. Das bedeutet nicht, dass man in allen Bereichen einen direkten Rückschluss zwischen Fähigkeiten und Genen herstellen kann und Umweltfaktoren spielen auch eine wichtige Rolle, dennoch existieren diese Zusammenhänge.