Sind die Löhne und das Einkommen in Deutschland gerecht?

6 Antworten

Einigermaßen schon, von Ausnahmen abgesehen, die von Zwerggewerkschaften für ihre Mitglieder aus einer Machtposition ausgehandelt wurden. (Lufthansapiloten)

Völlig ungerecht finde ich aber die Selbstbedienungsmentalität der Volksvertreter. Allen voran der Vorsitzende der SPD, Martin Schulz, in seiner Eigenschaft als exPräsident des Europaparlamentes. Er bediente sich an Sitzungsgelder für Nichtanwesenheit gänzlich unverfroren als ob diese Gelder nicht aus dem Steueraufkommen kämen.

Ob nun die Bezahlung der Spitzensportler usw gerecht sei mag ich nicht zu beurteilen. Schließlich ist es der Bürger, der mit den Eintrittsgelder erst für die exorbitanten Entgelte sorgt. Man braucht so eine Veranstaltung nicht besuchen. 

Was ich ebenfalls nicht in Ordnung finde, ist das bei der sehr hohen Bezahlung der Wirtschaftsbosse, deren Verantwortung stark begrenzt ist und keine Wiedergutmachung zur Folge hat. Hier besteht eine Gesetzeslücke, denn offensichtlich sind die Aufsichtsräte überfordert.

Ich denke hier an den VW Skandal

Relativ komplexes Feld, dass Du da ansprichst - es gibt mehrere Aspekte und Stellschrauben. An manchen kann die Poltik drehen, von anderen hat sie die Finger zu lassen...

1. Tarifverträge: Löhne sind ja in großem Teil noch von frei zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern verhandelten Tarifverträgen abhängig. Diese Tarifautonomie ist auch eine gute Sache und die Politik sollte sich hier weitest gehend raus halten. Schade ist jedoch, dass immer wieder Arbeitgeber versuchen durch Austritt aus solchen Verträgen oder den Arbeitgeberverbänden die diese Verträge abgeschlossen haben den Tarifvertrag auszuhebeln. Manchmal mag es sinnvoll sein Tarifverträge individualisiert für einzelne Unternehmen zu schließen. Generell aber ist das System der Tarifverhandlung zur Lohnfestlegung nicht verkehrt.

2. Nettolöhne: Wenn sich die Tarifparteien einigen können, dass der Lohn steigt, heißt das ja noch nicht, dass von dieser Steigerung auch im nennenswerter Weise bei den Arbeitnehmern ankommt. Leider ist es in der Vergangenheit immer wieder der Fall gewesen, dass durch steigende Abgaben dieses Steigerung wieder aufgezehrt wurde oder es sogar eine Absinken des Reallohnes gab... Hierbei spielen allerdings nicht nur direkt auf die Entlohnung wirkende Steuern eine Rolle, sondern auch solche Dinge wie z.b. Müllgebühren oder Konsumsteuern (MwSt, Mineralösteuer, ...). Auch ist natürlich die Inflation, die zwar immer wieder versucht wird durch Lohnzuwächse auszugleichen - ein Grund, warum man vielleicht Betragsmäßig mehr in der Tasche hat, aber dafür trotzdem weniger kaufen kann.

3. Mindestlohn - gesetzlich festgeschrieben. Überall da von keine Tarifverträge greifen gibt es einen gestzlich festgeschriebenen Mindestlohn. Dieser ist meiner Meinung nach auch sinnvoll, weil er den kleinen Arbeitnehmer vor den Kräften des Marktes und einer potentiellen Ausbeutung schützt. Dass diese Regelungen allerdings leider oftmals mit Tricks unterlaufen werden ist da eigentlich das beste Zeichen dafür, dass ein solcher Schutz nötig ist. Dass es Menschen gibt, die 40 und mehr Stunden zum Teil auch sehr hart körperlich Arbeiten, und trotzdem am Ende das Monats noch als sogenannte Aufstocker "was vom Amt" bekommen, ist eigentlich ein Unding.

Um die Frage zu beantworten: In Deutschland ist noch lange nicht alles gerecht und ok, aber der Einfluss der Politik ist nicht immer groß. Im Bereich 1. hat sie wie gesagt nicht rein zu reden, besten Falls um das bewehrte System zu stützen. im 2. Bereich bedarf es sozialer Regelungen, um diejenigen, die deutlich mehr haben als andere stärker zu belasten. Und was den 3. Bereich angeht, so halte ich wie geschildert einen gewissen Staatlichen Einfluss für zwingend nötig. Marktwirtschaft ist zwar meiner Meinung nach noch besser als andere Wirtschaftliche Systeme, aber je freier und entfesselter sie agiert um so menschenverachtender kann sie werden. Leider entfernen sich mit voranschreitender Globalisierung die Unternehmen auch immer weiter von dem was man mal als "soziale Marktwirtschaft" hier installiert hat.

Wie sollte denn solch eine Gerechtigkeit Deiner Ansicht nach aussehen?

Wie willst Du völlig verschiedene Tätigkeiten und Aufgaben in unterschiedlichen Unternehmen miteinander vergleichen, bewerten und klassifizieren?

cripwalk 
Fragesteller
 26.04.2017, 12:14

naja ich frage im Allgemeinen.. beispielsweise Lohn pro Stunde

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Schnoofy  26.04.2017, 12:17
@cripwalk

Und das ist gerecht unabhängig von den individuellen Aufgaben und der im Einzelfall zu berücksichtigen Verantwortung?

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Hei, cripwalk, sie sind nicht gerecht, allein schon, weil Frauen im Durchschnitt für die gleiche Leistung weniger Lohn / Gehalt beziehen. Das ist schreiend ungerecht!

Sie sind nicht gerecht, weil die niederen Einkommen nicht genügen, um eine ausreichende Rente fürs Alter zu sichern. Sie sind nicht gerecht, wenn ein Bankenboss ein Industrievorstand sich ein Einkommen von 1000c Euro pro Minute sichert.

Die Löhne und Einkommen sind dort weitgehend "gerecht", wo Tarifverträge zwischen Arbeitgebern und Gewerkschaften den abhängig Beschäftigten ein zum Lebensunterhalt genügendes Einkommen sichert. Sie sind da gerecht, wo eine faire Bewertung von Arbeitskraft ./. Kapital die Höhe der Entlohnung bestimmt.

Viel wäre geholfen, wenn man die Zehn-Millionen-Jahreseinkommen auf die Hälfte reduzierte und den fälligen Betrag den Rentenkasse zugunsten niederer Einkommen überwies (mit fünf Mio. Jahreseinkommen braucht noch keiner am Hungertuch zu nagen). Und so. Grüße!

Ich finde, wir haben zu wenig Leistungsgerechtigkeit in Deutschland. Viele Menschen müssen hart arbeiten, kommen mit ihrem Lohn kaum über das ALG II hinaus.

Diese Menschen sollten entlastet werden. Der Staat könnte durch Steuermittel einen Teil der Sozialversicherung bei Geringverdienern übernehmen.

Der Mindestlohn könnte gesteigert werden. Wir haben ja erlebt, dass die vor seiner Einführung von der Wirtschaftslobby gepredigten Nachteile ausgeblieben sind.

Leitstungsloses Einkommen, beispielsweise bei Erben größerer Vermögen, sollte dafür besteuert werden.

Karl37  26.04.2017, 13:33

Aus deinen Worten spricht sehr viel Neid.

Wie definierst du eigentlich Leistung?

Hier liegt die Crux, denn du erklärst ein Erbe als leistungslos und möchtest das ordentlich besteuern. Vergisst aber dabei, der Erbe eines Unternehmen tritt in die Fußstapfen des Unternehmensgründer und versucht den Betrieb mit all seinen MA weiter zu führen. Wenn man schon den Erben eines Unternehmens auf die gleiche Stufe stellt wie ein Lottogewinner, dann sollte doch der Lottogewinn ebenfalls ordentlich besteuert werden, der ist aber steuerfrei obwohl nur 6 Zahlen angekreuzt wurden.

Wer leistet nun mehr, einer der ordentlich die Schippe schwingt oder jemand, der eine Wertschöpfung erbringt?

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Lennister  26.04.2017, 14:52
@Karl37

Aus deinen Worten spricht sehr viel Neid.

War ja klar. Es ist schlicht unmöglich, in Deutschland eine Gerechtigkeitsdebatte zu führen, ohne dass irgendeiner die Neidkeule auspackt. 

Vergisst aber dabei, der Erbe eines Unternehmen tritt in die Fußstapfen des Unternehmensgründer und versucht den Betrieb mit all seinen MA weiter zu führen

Diese Leistung wird-wenn überhaupt- nach dem Erbe erbracht. Das Erbe an sich erhält der Erbe, weil er Kind reicher Eltern ist. Das ist keine Leistung.

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Geraldianer  26.04.2017, 17:11
@Karl37

In unserer Gesellschaft wird das Einkommen mit "Leistung" ideologisch gerechtfertigt. Aber natürlich ist es keine Leistung, zufällig Sohn oder Tochter von .... zu sein. Früher wurde dies ja noch etwas intelligenter mit "Gottesgnadentum" beschrieben.

Aber auch andere Formen des Einkommens beschreiben ja schlicht den Marktwert einer Arbeit oder einer Tätigkeit. Der Leistungsbegriff dient auch hier nur der ideologischen Verschleierung.

Ich finde es übrigens interessant, dass der Vorwurf des "Neides" eigentlich immer von Leuten kommt, für die Einkommen und Vermögen besonders  wichtig sind. :)

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