Sind alle Christen Sünder? Wenn ja, warum?

14 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet
Wer Sünde tut, der ist der Sünde Knecht. 35 Der Knecht aber bleibt nicht ewig im Haus; der Sohn bleibt ewig. 36 Wenn euch nun der Sohn frei macht, so seid ihr wirklich frei. 

Das mit dem Sohn meint Jesus. Er macht frei. Von Sünde.

Ein Knecht (der Sünde) hat gar nichts. Er bleibt unfrei.

Dafur  10.02.2023, 09:33

Danke für den Stern!

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Dieser zunächst profane Begriff חטאḥṭʼ bezieht sich auf eine Ver-Fehlung im Kontext zu spezifischen kollektiven Verhaltensregeln. Erweitert im jüdischen Religionsgebrauch bezieht sich das Wort חטאḥṭʼ auf eine Verfehlung am jüdischen Gott. Da Jesus Jude war bezieht er sich ausnahmlos auf dieses Verständnis der Sünde. In seinem Selbstverständnis sieht er sich über seine Lehre und seine Funktion als jemand der die diesem Begriff eine neue Wendung für die Juden ausgiebt.

Helga12637 
Fragesteller
 09.02.2023, 08:52

Eine Verfehlung ist doch auch eine Sünde, oder?

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IlanRoman  09.02.2023, 08:57
@Helga12637

ich zitiere: Verfehlung ist "...ein Formalbegriff, der inhaltlich ganz verschieden gefüllt wird. Er „nennt nicht die böse Tat, sondern qualifiziert sie“. Anders als „Sünde“ im Deutschen meint חטאḥṭʼ aber nicht nur die willentliche, ethisch verwerfliche Tat, sondern „alles, was (in irgendeiner Weise und aus irgendeinem Grund) von Gott trennt“. (Zitatquelle: https://www.bibelwissenschaft.de/wibilex/das-bibellexikon/lexikon/sachwort/anzeigen/details/suende-suender-at/ch/54261f4408ca3b62bcb2c66e03459f39/ )

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Helga12637 
Fragesteller
 09.02.2023, 09:00
@IlanRoman

Jede Sünde trennt von Gott. Oder gibt es welche, die Gott gut findet?

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IlanRoman  09.02.2023, 09:07
@Helga12637

Wir schreiben hier über ein jüdisches Verständnis des Wortes חטאḥṭʼ.

Aber wenn man versucht den jüdischen Begriff in seiner praktischen Neubewertung durch Jeschua von Nazareth anzuwenden, würde dies allein im Hintergrund zu dessen Forderung alle Feinde zu lieben und sich allen Besitz und Reichtum zu entledigen, das heutige postmoderne Christentum als Sündeninstitution "entlarven". Glaube allein genügt nicht - Jak. 2:20

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Helga12637 
Fragesteller
 09.02.2023, 09:10
@IlanRoman

So sehe ich es. Ich habe keinen Luxus, nur das Nötige zum Leben. Und ja, ich liebe meine Feinde (Feinde sind gemeint Menschen mit anderem Hintergrund). Ich habe mal mit einer Moslemin zwei Jahre lang gearbeitet. Sie wurde zu meiner Freundin.

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Es gibt verschiedene Perspektiven darauf:

Zunächst ist es so, dass jeder Mensch Sünder ist, also von Gott getrennt ist. Dies liegt schon daran, dass wir Nachkommen von Adam und Eva sind, die von Gott als Konsequenz ihrer Sünde aus der Gemeinschaft mit Gott verbannt wurden. Da sie nun von Gott getrennt waren, waren und sind eben auch ihre Nachkommen zunächst von Gott getrennt.

Allerdings ist Jesus für die Sünde der Menschen gestorben. Wer dies im Glauben und Vertrauen auf Jesus annimmt und ihm seine Sünden bekennt und um Vergebung bittet, wird von Jesus angenommen und Jesus macht ihn frei von der Sünde. Das heißt nicht, dass man absolut keine Tat mehr tut, die einen von Gott trennen würde. Es heißt, dass Gott den Menschen, der auf Jesus vertraut, durch die "Brille Jesu" sieht. Durch Jesu Opfer stehen die gläubigen Christen vor Gott als gerechtfertigt da. Es erfolgt für sie kein verdammendes Gericht mehr, da dieses bereits an Jesus stellvertretend vollzogen wurde.

Christen kämpfen gegen Sünde und versuchen, sie möglichst zu vermeiden. Da wir aber in einer gefallenen (= von Gott abgefallenen Schöpfung) leben, gelingt uns das nicht ganz und wir sündigen immer wieder in Worten, Taten und Gedanken.

Wenn wir den Heiligen Geist wirken lassen, werden wir von Ihm immer wieder der Sünde überführt (was meist Kleinigkeiten sind, die den meisten Menschen gar nicht auffallen würden). Aber Gott ist rein, heilig und gerecht und wir sind nur Menschen...

Im 1. Johannes-Brief steht deutlich:

  • "Wenn wir sagen, dass wir keine Sünde haben, so verführen wir uns selbst, und die Wahrheit ist nicht in uns. Wenn wir aber unsere Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und uns reinigt von aller Ungerechtigkeit. Wenn wir sagen, dass wir nicht gesündigt haben, so machen wir ihn zum Lügner, und sein Wort ist nicht in uns" (1. Johannes 1,8-10).

Das Ziel ist natürlich, nicht zu sündigen. Wenn wir aber sündigen, gibt es Vergebung bei Jesus Christus:

  • "Meine Kinder, dies schreibe ich euch, damit ihr nicht sündigt! Und wenn jemand sündigt, so haben wir einen Fürsprecher bei dem Vater, Jesus Christus, den Gerechten; und er ist das Sühnopfer für unsere Sünden, aber nicht nur für die unseren, sondern auch für die der ganzen Welt" (1. Johannes 2,1-2).

Weil Gott uns liebt:

  • "Denn so sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verlorengeht, sondern ewiges Leben hat" (Johannes 3,16).

Aber: Obwohl der Heilige Geist uns immer wieder der Sünde überführt, sind wir von Sünde befreit.  Weil wir in Christus sind und er an unserer Stelle gestorben ist , werden wir als mit ihm gestorben angesehen. In Römer 6,1-2.18 steht dazu:

  • "Was wollen wir nun sagen? Sollen wir in der Sünde verharren, damit das Maß der Gnade voll werde? Das sei ferne! Wie sollten wir, die wir der Sünde gestorben sind, noch in ihr leben? [...] Nachdem ihr aber von der Sünde befreit wurdet, seid ihr der Gerechtigkeit dienstbar geworden."

Damit stimmt Paulus mit der Frage erwähnten Aussage von Jesus überein!

Helga12637 
Fragesteller
 09.02.2023, 12:48
Christen kämpfen gegen Sünde

Hat nicht Jesus diesen Kampf schon gewonnen und alle Kinder Gottes mit ihm? Warum sollen Christen dann auch noch kämpfen?

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chrisbyrd  09.02.2023, 18:33
@Helga12637

Jesus hat das recht gut beschrieben:

  • "Wacht und betet, damit ihr nicht in Versuchung kommt! Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach" (Matthäus 26,41).
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Bodesurry  09.02.2023, 20:51

Sehr gut geschrieben.

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Wie soll ich das genau verstehen?

Das findet sich in Röm 6-8 und Gal 5. Das EvJoh greift die paulinischen Gedanken zur Sklaverei unter der Sünde (Röm 6,16ff) und die durch Christus gewonnene Freiheit (Röm 8,1; Gal 5,1) auf und erweitert sie um den Gedanken der Sohnschaft (Joh 1,12).

Helga12637 
Fragesteller
 09.02.2023, 09:44

Haltet euch für Menschen, die der Sünde gestorben sind und für Gott leben in Christus Jesus. Römer 6,11

Ist es nicht Fantasie? Mein Kind wurde durch wiedergeborene Christen vergewaltigt und umgebracht. Diese Menschen finden nicht, dass sie schuldig sind. Weil Gott es ihnen schon im Voraus vergeben hat.

Ist es so gemeint: "Ich sündige zwar, tue aber so, als ob ich nie gesündigt habe?"

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BillyShears  09.02.2023, 10:02
@Helga12637
Ist es nicht Fantasie?

Es ist ein Idealismus.

"Ich sündige zwar, tue aber so, als ob ich nie gesündigt habe?"

Nein, als Christ ist man anderen Mechanismen unterworfen als dem mosaischen Gesetz. Die in Christus gewonnene Freiheit bringt auch die Eigenverantwortung mit sich.

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