Sicherheitsdatenblätter modifizieren?

2 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

SDBs werden heute fast ausschließlich mit Softwares erstellt, die mit standardisierten Formulierungen auf Basis der EU-Regelungen arbeiten. Diese Formulierungen stehen dann auch in zahlreichen Sprachen übersetzt zur Verfügung. Man wählt dann unter den zahlreichen zur Auswahl stehenden Formulierungen die am besten passende aus. Für alle in der Praxis vorkommenden Gefährdungen, Schutzmaßnahmen und Sicherheitsmaßnahmen gibt es die passenden Formulierungen und daher würde ich dem voll zustimmen, daß das zu ändern, eine Sysiphos-Arbeit ist, die auch gar nicht erforderlich ist.
Wenn individuell formulierte Texte eingefügt werden, dann müßten die in zertifizierter Form in alle Sprachen übersetzt werden, in denen das SDB zur Verfügung gestellt wird. Gerade bei international agierenden Unternehmen kostet das sehr viel Geld (mehrere Tausend €) und ist nur über eine kostenpflichtige Programmierung über den Software-Anbieter machbar.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung
Tutmosis 
Fragesteller
 25.08.2023, 13:46

Die Standartinhalte der SDB sind ja bezüglich der Schädlichkeit, Giftigkeit für Organismen, Mikroorganismen, Wasserbewohner und natürlich den Menschen. Dazu gibt es genormte, oder anerkannte Testverfahren, die dann zitiert werden. Weiterhin Besonderheiten, wie Reaktivität mit anderen Chemikalien. Ich wollte den SDB einen Passus hinzufügen, welche Dichtungsmaterialien für das Handling geeignet sind. Da wir selbst von Herstellern oft keine geeigneten Angaben erhalten und im Zweifelsfall Versuche machen müssen, wäre das sehr hilfreich. Es wurde bei meinem Arbeitgeber auch anerkannt und befürwortet. Es würde unter anderen den Feuerwehren und THW dabei helfen, wie man lecke Behälter besser dicht bekommt und Anlagenbetreiber könnten aus den SDB ersehen mit welchen der über 40.000 Elastomerarten, oder anderen Dichtungsmaterialien sie ihre Pötte und Rohrsysteme dicht bekommen. Aber scheinbar scheuen es die Leute, so etwas mal in Angriff zu nehmen. Ich kannte früher einen sehr kompetenten Gummitechnologen, der auch schon einschlägige Fachbücher herausbrachte. Ich hätte mir vorstellen können, das er auch international genügend Kontakte gehabt hätte. War aber mal.

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Jo3591  25.08.2023, 14:04
@Tutmosis

Solche Informationen über Dichtungen sind für ein Sicherheitsdatenblatt völlig irrelevant. SDBs sind nur dazu da, Informationen zu sicherheitsrelevanten Eigenschaften zu vermitteln, nicht für die normale Handhabung, die Dichtungsverträglichkeit gehört da nicht dazu. (Bitte komme mir jetzt aber nicht mit dem Spezialfall Sauerstoff).
Du hast natürlich trotzdem völlig Recht, daß das sehr wichtige Informationen für den Kunden bzw. Anwender sind, aber nicht für die Einsatzkräfte im Schadensfall. Die haben im Einsatz ohnehin keine NBR, EPDM, FKM, VMQ oder AU Dichtungen in der passenden Größe dabei. Solche Informationen gehören in die Produktinformation für das Produkt.
Bei gefährlichen Reaktionen müssen natürlich solche erwähnt werden, die absolut ungewöhnlich sind. Daß eine organische Substanz z.B. bei Kontakt mit starken Oxidationsmitteln (Salpetersäure, Chlorate usw.) heftig reagiert, ist hingegen nicht ungewöhnlich und dafür sind auch schon fertige Textbausteine in der Software vorgesehen. Bei ungewöhnlichen gefährliche Reaktionen dagegen muß ein Freitext hinzugefügt und auch übersetzt werden. Das kostet dann eben.
Bedenke auch bitte, daß SDBs und alle ihre Inhalte öffentlich zugänglich sind. Welche Elastomere mit Euren Produkten kompatibel sind, ist ja ein firmeninternes Know-How, das ihr Euch teuer erarbeitet habt und sicher nicht mit dem Wettbewerb teilen möchtet. Ich kenne auch genügend Leute aus der Dichtungsbranche, die da genügend Expertise haben.

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Tutmosis 
Fragesteller
 25.08.2023, 14:21
@Jo3591

Hast du teilweise Recht. Ich sehe es trotzdem als sicherheitsrelevant an, zu wissen, wie man die Chemikalien am sichersten abdichtet. Der eigentliche Sinn und Zweck der SDB ist es natürlich nicht. Selbst in Produktinformationen findet man solche Angaben eher selten. Auch bei unseren internen Produkten ist das nicht üblich. Wenn man Glück hat, kann man vom Erfahrungswissen der Betriebsingenieure profitieren, aber auch da bin ich schon öfter auf taube Ohren, oder Unwissen gestoßen. Oder man greift prinzipell zum allerhöchstwertigen Dichtungsmaterial, was die Chemietechnik hergibt. Selbst bei uns im Werk gibt es keine interne Datenbank darüber. Am ehesten noch Erfahrungswissen von Pumpenwerkstätten, die sich naturgemäß damit rumreissen. Auch Beständigkeitstabellen beinhalten nicht alles, besonders, wenn es um Mischungen geht. Deswegen fände ich es sehr hilfreich. Auch bei Firmenexperten muss man das Glück haben, jemanden zu finden, der von speziellen Sachen Ahnung hat. Ist manchmal ein Elend.

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Jo3591  25.08.2023, 15:42
@Tutmosis

Die Datenbanken von Freudenberg sind schon sehr umfangreich und ein großer Teil davon ist veröffentlicht. Die Beurteilung der Verträglichkeit sollten auch nicht unbedingt Maschinenbau Ingenieure, sondern Chemiker machen, die können Analogschlüsse ziehen. In Zweifelsfällen fragt man bei Freudenberg an und die machen u.U. auch Versuche.

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Tutmosis 
Fragesteller
 25.08.2023, 17:12
@Jo3591

Wir haben eine gute Verbindungsadresse. Die Abteilungsleiterin unserer Gummiartikelfertigung kommt von Freudenberg. 😉😅

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Dafür musstest du an jemanden rantreten der Teil der entsprechenden DIN Sitzung ist. Der könnte dann den Vorschlag da einbringen.