Seid ihr für oder gegen Atomkraft?

Das Ergebnis basiert auf 32 Abstimmungen

dafür, weil 44%
dagegen, weil 44%
andere Antwort 13%

10 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet
dafür, weil

Kernenergie ist die einzige großtechnische Art CO2-armen Strom zu erzeugen. Es ist unmöglich ein Industrieland nur aus Erneuerbaren Energien zu versorgen. Deshalb fahren die meisten Länder eine Strategie gemeinsam Erneuerbare Energien und Kernenergie auszubauen.

Die Grünen in Deutschland haben sogar verstanden, dass Erneuerbare Energien allein kein Industrieland mit Strom versorgen können. Deshalb haben sie Gaskraft als Backuptechnologie gefördert und wollten einen massiven Ausbau der Gaskraft. Das Gas sollte von Russland kommen.

Es ist ein interessanter Kollateralschaden des Ukraine-Kriegs, dass diese Möglichkeit jetzt flach fällt. Damit müssten die Grünen jetzt eigentlich zugeben, dass wir Kernenergie brauchen oder unsere Klimaziele nicht einhalten können. Das ist die logische Schlussfolgerung aus den Plänen der Grünen von vor dem Krieg.

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Um auf ein paar populäre Missverständnisse einzugehen:

  • Nein. Kernenergie ist nicht gefährlich. Ein westliches Kernkraftwerk kann keine schwere Atomkatastrophe im Sinne Tschernobyls haben. Kann nicht. Ist physikalisch unmöglich.
  • Wer Tschernobyl sagt als Argument gegen die westliche Kernkraft hat sein Unwissen offenbart. Tschernobyl war ein anderer Reaktortyp der im Westen nie gebaut wurde- auch weil seine Nachteile wohl bekannt waren.
  • Atommüll ist nicht das Problem als das viele es darstellen wollen. Atommüll ist nicht der einzige und nicht der meiste gefährliche Abfall auf der Welt. Es gibt deutlich giftigere Abfälle von dem wir mehr verbuddeln und es interessiert niemanden.
  • Atommüll ist außerdem eine Ressource der Zukunft. Kernkraftwerke der Generation IV verarbeiten Atommüll zu Strom. Das war schon immer der Plan. Es gab noch nie ein Endlagerproblem. Es ist eine Erfindung der Anti-AKW-Lobby.
  • Kernenergie ist billig. Das sehen wir in Frankreich, wo der Strompreis sehr viel niedriger ist als in Deutschland. Richtig ist, dass neue Kernkraftwerke relativ teuer sind, weil es die ersten ihrer Art sind. Die Welt hat mehrere Jahrzehnte lang praktisch keine neuen Kernkraftwerke gebaut. Die ersten Photovoltaikanlagen in Deutschland bekamen einen garantierten Abnahmepreis von über 30 Cent/kWh. Wenn mehr Kernkraftwerke gebaut werden sinkt der Preis erheblich. Wer ein einzelnes Stück als Sonderanfertigung kauft zahlt dafür sehr viel mehr als für eine Serienproduktion.
  • Ein ganz neues Argument: Die Alternative zur Kernenergie ist Gaskraft- und so haben es auch die deutschen Grünen bis vor kurzem geframed. Wir müssen uns unabhängig machen von russischen Energieimporten. Das können wir nur durch weitreichende Elektrifizierung- aber der Strom dafür muss auch irgendwo herkommen. Und wenn wir da CO2-armen Strom wollen müssen es Kernkraftwerke sein.

Ich möchte nochmal betonen, dass es nicht darum geht Kernenergie gegen Erneuerbare zu stellen. Wer sowas behauptet hat keine Ahnung von der Materie. Es geht um Kernenergie und Erneuerbare Energien.

Ich kann jeden dieser Punkte bei Interesse gern weiter erläutern.


user36548712  26.03.2022, 00:41

who cares, ist in deutschland eh so gut wie abgeschaltet

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andere Antwort

Falls mal irgendwann eine Lösung des Endlagerproblems gufunden wird oder eine Aufbereitung der Brennstäbe möglich wird, dann bedingungslos dafür. Da das aber nicht in aussicht ist müssen AKWs eine Notlösung bleiben.

Wichtig wäre auch die Investition zu Forschung an Fusionskraftwerken, die könnten potentiell auch große Mengen an Energie liefern ohne dabei allzuviel schädlichen Müll zu hinterlassen. Aber auch das wird wohl ein Traum bleiben... Gelder für Forschung? Die Beschaffung ist leider ein raues Pflaster... :(


Harrass  09.04.2022, 11:36

Der BN-800 läuft seit 7 Jahren in Russland. Das ist keine "irgendwann in ferner Zukunft" Technologie. Der kann das und der macht das.

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MasterBlaster7  11.04.2022, 10:37
@Harrass

Der BN-800 verwertet aber auch (zumindest laut Wikipedia) nur 30% wieder und ist aus Sicherheitsgründen aufg Maximal 36 kg/Jahr begrenzt, da sind wir noch weit enfernt von einer echten Lösung. Es ist zwar schon mal ein Schritt in die Richtige Richtung, aber man braucht immernoch Endlager und ist noch weit vom Ziel entfernt. Solche Brüter wurden auch schon in Deutschland (und glaub ich auch in Frankreich) betrieben, aber auch wieder vom Netz genommen.

Besser wären trotzdem reine Fusionsreaktoren, das wäre dann eine tatsächlich nachhaltigere Atomenergie.

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Harrass  12.04.2022, 16:31
@MasterBlaster7

Der BN-800 wird mit rund 15 Tonnen Material beladen. U238 und Plutonium. Das kann man komplett aus unseren alten abgebrannten Atommüllbrennstäben nehmen, die die Bundesregierung unbedingt für 1 Million Jahre und 23 Milliarden Euro verstecken will.

Die 36 Kg sind ganz bestimmte Actinide des Plutoniums, die in unseren normalen LWR nicht gespalten werden können. Das ist sozusagen ein Bonus.

Der BN-800 hat einen Abbrand von rund 10%, d. h. nach dem Einsatz sind 1,5 tonnen von unserem hochgefährlichen "ewigen" Atommüllproblem nur noch Spaltprodukte. Die nach etwa 300 jahren unschädlich sind.

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MasterBlaster7  12.04.2022, 16:40
@Harrass

stimmt, da hab ich den Wikipedia Artikel unzureichend überflogen. Allerdings hab ich jetzt mal etwas genauer gelesen und den folgenden Abschnitt entdeckt:

Der BN-800 wird momentan nicht zur Transmutation von Transuranabfall, sondern von überschüssigem Waffenplutonium (kein klassischer Atommüll) genutzt, was keine größeren Probleme aufwirft, da die MOX-Brennelemente aus Plutonium im Reaktorkern mit Brennelementen aus abgereichertem Uran verdünnt werden. Andere Komponenten des hochaktiven Atommülls wie langlebige Spaltprodukte werden auch im BN-800 erzeugt, können im Neutronenspektrum des BN-800 jedoch nicht transmutiert werden (s. hier), sodass der BN-800 diesbezüglich ein Atommüllerzeuger bleibt. Es ist allerdings anzumerken, dass langlebige Spaltprodukte (im Wesentlichen Technetium-99 und Cäsium-135) im Vergleich zu Plutonium-239, Uran-235 und -238 oder minoren Aktinoiden eine um mehrere Größenordnungen geringere Radiotoxizität [24] haben und als Betastrahler zudem leicht abschirmbar sind. Gefahr geht von diesen langlebigen Spaltprodukten vor allem dadurch aus, dass sie anionische Verbindungen eingehen können, die eine hohe chemische Mobilität besitzen (Kationische Verbindungen sind im Boden deutlich weniger mobil als anionische). Bei der Endlagerung ist hier also besondere Sorgfalt erforderlich.

(länger als gedacht, ups...)

Long story short: Ja, der BN-800 ist ein Schritt in die richtige Richtung aber löst offensichtlich nicht unser Endlagerproblem, da er eben nicht alle Abfallprodukte wiederverwerten kann die er selbst auch erzeugt.

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Harrass  12.04.2022, 16:48
@MasterBlaster7

Natürlich nicht, er kann ja auch nicht zaubern. Und das er im Moment alte Atomwaffen verbrennt ist auch richtig, die Russen haben halt eher Probleme damit als mit Atommüll.

Da werden wir wohl selber welche bauen müssen.

Was der Artikel natürlich auch nicht erwähnt ist das Volumen des Mülls.

Diese langlebigen Spaltprodukte entstehen bei der Kernspaltung von besagtem Atommüll, wir reden da aber von ein paar Kilogramm aus den 1,5 Tonnen.

Der Rest ist tatsächlich schnell "fertig" und somit unproblematisch.

Nicht zu vergessen: Aus diesem Müll wird 800MW planbarer CO2 freier Strom gewonnen. Damit können wir sofort Kohlekraftwerke ersetzen, die tatsächlich gefährlichen Müll in die Luft pusten und den Klimawandel verursachen.

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MasterBlaster7  12.04.2022, 17:02
@Harrass
Was der Artikel natürlich auch nicht erwähnt ist das Volumen des Mülls.

Doch doch, das steht (meine ich) nen Stück weiter oben, ich wollte nur nicht eine ganze Wikipedia Seite hier rein kopieren. Hier mal der Link für alle interessierten:

https://de.wikipedia.org/wiki/BN-Reaktor

Und ja, man kann damit ne ganze Menge Energie erzeugen die auch problemlos die Kohleverstromung ersetzen kann, aber der Knackpunkt ist, dass man eben weiterhin auch große Mengen an radioaktivem Müll erzeugt, den man erst mal irgendwo loswerden muss. Ich wäre ja auch dafür dass man die Dinger betreibt sofern es denn möglich ist, aber ein Problem gegen ein anderes einzutauschen ist immer schwer vertretbar und will gründlich argumentiert sein.

Der Klimawandel ist kein Spaß, das sollten mittlerweile alle wissen, aber das Risiko einzugehen sich Grundgewässer und ähnliches im Endlagergebiet auf lange Zeit zu verseuchen will sorgfältig abgewogen sein.

Deshalb wie gesagt bitte alles Geld in die Forschung pulvern was da ist, je mehr Gelder zur Verfügung stehen desto eher haben wir ne angenehme Lösung des Problems :')

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Harrass  12.04.2022, 17:18
@MasterBlaster7

Ich kenne den Artikel, Teile davon habe ich selber geschrieben. Deshalb weiss ich auch das da nix mit dem Volumen der Spaltprodukte steht.

Atommüll war der Rettungswurf der Atomkraftgegner. Als sich mehr und mehr gezeigt hat das es praktisch keinen Grund gegen Kernkraft gibt wurde der Atommüll zum grossen Problem aufgebauscht.

Und abgebrannte Brennstäbe sind tatsächlich eine Katastrophe, heiss, fieses Gemisch und durch das enthaltene Plutonium praktisch ewig strahlend.

Das ist so perfekt als Argument gegen AKW geeignet, das man in Deutschland verboten hat es aufzubereiten und gesetzlich festgelegt hat, das es genau so gelagert und ewig versiegelt werden muss.

Was so ziemlich das blödsinnigste ist, was man damit machen kann, aber genau darum geht es ja: ein unlösbares Problem zu schaffen.

Zum Vergleich: Wir haben viel grössere "Endlager" für wirklich toxischen Industriemüll, der tatsächlich ewig gefährlich bleiben wird, genauso chemisch beweglich ist und trotzdem klaglos verbuddelt wird, weil er kein Argument gegen Atomkraft ist.

Wenn du englisch kannst: Hier ist ein guter Beitrag in dem so ziemlich alles wissenswerte zu Atommüll erklärt wird: https://www.youtube.com/watch?v=4aUODXeAM-k

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dagegen, weil

Man produziert Müll, mit dem man nicht umgehen kann. Mal von der Sicherheit abgesehen und anderen Faktoren.

Ich finde es witzig, wie alle den Atommüll ausblenden und es als "sauber" bezeichnen. Es gibt auch noch andere Arten von "Unsauber" außer CO2-Austoß.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Physikstudent

Kiboman  25.03.2022, 14:57

Ich finde es witzig wie alle das Abgas ausblenden weil man ihn nicht sehen kann.

Genau Co2 ist ja nur ein Verbrennungsprodukt.

Alles hat vor und Nachteile.

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dagegen, weil

Viel zu teuer und viel zu gefährlich. Gerade jetzt im Krieg sollte auch dem letzten klar werden, dass man ein AKW nicht gegen Bomben absichern kann.

dafür, weil

Kernkraft ist sicher, ungefährlich, günstig (2,4 ct/kWh) und CO2 frei.