Schimmelreiter Erzähler?

1 Antwort

Wenn sowohl die Innensicht der Gefühle als auch die Außensicht der Handlungen beschrieben werden, also innere und äußere Handlung, ist es eine auktoriale/ allwissende Erzählung.

Ich-Erzählung: In einer Ich-Erzählung ist der Erzähler selbst in das Geschehen verwickelt; er schildert die Ereignisse aus seiner persönlichen Sichtweise.

Auktorialer/ allwissender Erzähler:Die auktoriale/ allwissende Erzählperspektive geht nicht nur von einer Figur aus, sondern hat alle Personen und das ganze Geschehen im Blick. Der Erzähler schaut in alle Figuren hinein.

Personaler Erzähler: Bei der personalen Erzählperspektive wird aus der Perspektive einer bestimmten Person erzählt, allerdings nicht so nah wie aus der Ich-Sichtweise. Der Erzähler versetzt sich nur in eine einzelne Person, schreibt aber nicht aus der eigenen Sicht.

Neutraler Erzähler: In einer neutralen Erzählung berichtet der Erzähler nur das, was man von außen beobachten kann. Gedanken und Empfindungen der Figuren werden nicht offenbart.

Noch eine Erklärung zur inneren und äußeren Handlung: Eine innere Handlung beschreibt die Gefühle einer Person, die nur sie selbst oder ein Erzähler ergründen kann, die/der in die Figur hineinblickt. Bei der äußeren Handlung handelt es sich ausschließlich um die einer Person. Die Gefühle werden nicht erkannt, nur die Taten/Aktionen der Figur.

Wenn du über dieses Allgemeine hinaus Genaueres (über meine absolute Lieblings-Novelle) erfragen willst, tu es HIER !

pk

Alex11299 
Fragesteller
 10.05.2018, 12:30

Vielen Dank für Ihre ausführliche Antwort. Mir ist noch unklar, welches Erzählverhalten die drei Erzähler jeweils aufweisen. Warum sind die ersten zwei personale Ich-Erzähler? Und was ist der dritte?

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paulklaus  10.05.2018, 13:49
@Alex11299

Also, ganz bewusst habe ich's so allgemein gehalten, weil die einzelnen Erzähler / Erzählweisen / Erzählverhalten / Erzählperspektiven von meinem Husumer Idol so komplex, so verschachtelt dargestellt und erarbeitet wurden (wie etwa die russische Puppe in der Puppe), dass alle zusätzlichen Informationen eher irritieren als helfen würden.

Pluspunkte ; - ))) würdest du sicherlich sammeln, wenn du entweder im mündlichen Bereich oder in einer Arbeit / Klausur mal kurz einstreuen würdest, dass Storms bewusst komplexe Erzähler-Gestaltung ähnlich facettenreich ist wie die von Wilhelm Raabe in dessen Meisterwerk "Stopfkuchen", in dem durch "unendliche" Zeitsprünge der Leser wirklich RATEN muss: 'Wer ist denn JETZT der Erzähler ???'.

Deine Zusatz-Frage verstehe ich insofern überhaupt nicht, als du sie doch selbst beantwortest !!

pk

PS: Bei GF duzt man sich (zumindest weitgehend).

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Alex11299 
Fragesteller
 10.05.2018, 13:58
@paulklaus

Danke DIR ;) ja, das ist in der Tat sehr kompliziert.

was ich aber wirklich nicht verstehe, ist das hier: kann ich an der Zeitform des Geschriebenen festlegen, ob es ein auktorialer ich Erzähler oder ein personaler Ich-Erzähler ist? Sobald das Geschriebene in der Vergangenheit steht, müsste es ja ein auktorialer Ich Erzähler sein, da er über ein Geschehen berichtet, das schon passiert ist. Oder?

Ist ein auktorialer auch Erzähler immer das erzählende ich und ein personaler Ich Erzähler immer das erlebende Ich? 

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paulklaus  10.05.2018, 14:12
@Alex11299

Aus MEINER (!!) Sicht: Klares NEIN !!

  1. Die Zeitform sagt nichts - vorsichtig formuliert: wenig ! - über die Art des Erzählers aus. Auch ein personaler Ich-Erzähler KANN über Vergangenes berichten, konkreter: kann im Perfekt, PRÄTERITUM oder Plusquamperfekt schreiben. Deshalb mein Verweis auf "Stopfkuchen" !!
  2. Ja (mit der stets behutsamen Einschränkung (wie bezüglich 100 deutschen Grammatik-Regeln --->) : zumeist !) !

pk

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paulklaus  10.05.2018, 14:17
@paulklaus

Tipp: Wende dich mal an die Theodor Storm-Gesellschaft (deren Mitglied ich bin) in Husum, die für derlei Fragen dankbar (!!) ist, zumal es diverse Autoren der TSG gibt, die gerade zu deinen Fragen Abhandlungen geschrieben haben - nachzulesen in den Jahrbüchern der Gesellschaft und anderen TSG-Schriften !

pk

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Alex11299 
Fragesteller
 10.05.2018, 14:31
@paulklaus

Dankeschön! Wie erkenne ich denn dann ob es ein personaler Ich Erzähler oder ein auktorialer Ich Erzähler ist? Das ist für mich dann irgendwie sehr widersprüchlich. Ich habe es bis jetzt nur daran festgemacht, ob es ein erzählendes oder erlebendes ich ist. Aber dann verstehe ich nicht, wie ein erlebendes Ich im Präteritum vorkommen kann?

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Alex11299 
Fragesteller
 10.05.2018, 14:39
@paulklaus

Ich bin wohl einfach zu blöd dazu. Kannst du mir bitte nochmal genau erklären, warum das jetzt ein erlebendes ich ist?

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paulklaus  10.05.2018, 14:47
@Alex11299

Ääääh, eigentlich bin ich heute hier, um einige GF-Fragen (von verschiedenen (!!!) Personen) zu beantworten...

Das erlebende Ich ist in die jeweils gerade stattfindende Handlung involviert, kann aber durchaus auf Vergangenes, das mit der jetzigen Handlung in unmittelbarem Zusammenhang steht, Bezug nehmen.

Für jede weitere Antwort erbitte ich FÜNF Euro !

pk

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Alex11299 
Fragesteller
 10.05.2018, 14:47
@paulklaus

Ich finde bei Recherchen immer solche Erklärungen: Ein erlebendes Ich ist somit unmittelbar am Geschehen beteiligt und durchlebt es im Moment selbst, wohingegen ein erzählendes Ich die Retrospektive einnimmt. Also im Nachhinein über ein Erlebnis berichtet.

aber schließt das nicht aus, dass ein erlebendes ich im Präteritum dargestellt wird?

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paulklaus  10.05.2018, 14:49
@Alex11299

NEIN ! Das hatte ich geraaaade erklärt !

Im Übrigen- siehe meinen Fettdruck-Satz !

pk

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