Schimmel Wohnung, Nasse Fenster+Tür Vollverglasung, hohe Luftfeuchtigkeit, Silberfische?

1 EIngangstür+Fenster - (Wohnung, Schimmel, Fenster) 2a Fensterbereich - (Wohnung, Schimmel, Fenster) 5 Fensterlaibung unten - (Wohnung, Schimmel, Fenster) 6 Fensterlaibung unten mittig - (Wohnung, Schimmel, Fenster) 7 Wand über dem Fenster - (Wohnung, Schimmel, Fenster) 8a Heizkörper - (Wohnung, Schimmel, Fenster)

6 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Der "Umbau" eines Fahrradladens zum Wohnraum hätte bauliche Veränderungen mit sich bringen müssen, welche die Feuchtigkeit und damit den Schimmel vermeiden.

Im Fahrradgeschäft wird im Winter nicht auf 20°C geheizt und durch den Besucherverkehr erfolgt ständig eine "Frischluftspülung". Es schläft keiner Nachts in den Räumen, der Feuchtigkeit prodiziert. Es duscht keiner im Geschäft, bzw. in den angrenzenden Räumen.

Die erhöhten Feuchten, die das Bewohnen der Räume zwangsläufig mit sich bringen hätten berücksichtigt werden müssen, durch eine bessere Verteilung der Heizwärme.

Die großen Fensterfronten sind eh nicht so super, was die Heizenergeieinsparung anbelangt, aber Feuchtigkeit, Kondensat und Schimmel kann auch hier durch die Schaffung warmer innerer Oberflächen vermieden werden.

Mit dem IR-Thermometer gemessen, wird man feststellen, dass die Fensterrahmen eine im Verhältnis zur Raumlufttemperatur zu kalte innere Oberfläche aufweisen. Hier kommt es trotz guter allgemeiner Raumluftfeuchtewerte zur Kondensation von Raumluftfeuchte.

Ähnlich verhält es sich vor Oberflächen an Aussenwänden und den Fensterlaibungen. Hier steigt die Raumluftfeuchte durch Luftauskühlung an, was in den schimmelgefährteten Bereich gehen kann.

Es bedarf an der Wandoberfläche keine Kondensatbildung, um Schimmelwuchs zu haben. Ab dauerfahren 70% rel. Luftfeuchte vor einer porösen, nährstoffangereicherten Oberfläche besteht die Gefahr des Schimmelwuchses, weil dann auf der Oberfläche bereits erste Schimmelsporenarten auskeimen können. Bei 80% rel. Luftfeuchte vor einer porösen Oberfläche, sind fast alle Schimmelsporenarten keimbereit.

Mittels des Mollier-H-X-Diagramms kann man die oberflächennahe Luftfeuchte bestimmen, außerdem ist es hilfreich, Lüftungszeitpunkte zu ermitteln, wann es günstig ist zu lüften und wann nicht (wichtig bei erdberührten Wänden/Kellerwohnungen).

http://www.bosy-online.de/hx-diag.pdf

Im Diagramm sind linksseitig die Temperaturen aufgeführt. Die Linien verlaufen waagerecht durch das Diagramm. Von unten links nach oben rechts verlaufen bogenförmig die Luftfeuchtelinien der rel. Luftfeuchtigkeit. Weitere Werte interessieren hier erstmal nicht.

Man misst die Raumlufttemperatur und die Raumluftfeuchte (mittels Hygrometer) in der Raummitte, sowie mittels IR-Thermometer die Oberflächentemperatur an einer schimmelgefährteten Stelle. Diese beiden ersten Werte ergeben einen Punkt im Diagramm. Von diesem Punkt aus geht man senkrecht nach unten bis zu der waagerechten Linie der gemessenen Oberflächentemperatur (der Wand, bzw. des Fensterrahmens).

Hier kann man nun die rel. Luftfeuchte näherungsweise anhand der schräg durch diesen Punkt verlaufenden Luftfeuchtelinie ermitteln. Diese ermittelte Luftfeuchte liegt nun in unmittelbarem Oberflächenkontakt an der Stelle an, wo die Temperatur der Oberfläche gemessen wurde. Liegt dieser Wert über 70% rel. Luftfeuchte, besteht Schimmelgefahr.

Nun kann man erkennen, dass sich diese Schimmelgefahr mindern lässt, durch Senkung der allgemeinen Raumluftfeuchte oder durch Hebung der Oberflächentemperatur. Beides führt dazu, dass die rel. Luftfeuchte im Oberflächenkontakt nicht mehr so stark ansteigt, so dass es zur Schimmelbildung kommen kann.

Bei der Senkung der rel. Luftfeuchte sind Grenzen gesetzt. Luftfeuchtewerte von unter 40% sind in vielen Wohnungen -selbst bei gutem Lüftungsverhalten- oft nicht zu erreichen. Die Luft enthält also immer Feuchtigkeit, die an einer ausreichend kühlen Oberfläche kondensieren kann.

Der Weg der Erhöhung der inneren Oberflächentemperatur führt zu einer geringeren Luftauskühlung, damit zu einerm geringeren Anstieg der rel. Luftfeuchte im Oberflächenkontakt und damit zur Vermeidung von Feuchte- und Schimmelproblemen.

Die innere Oberfläche ausreichend warm zu halten, ist die Aufgabe der Heizanlage und damit in der Regel ein Problem des Vermieters, bzw. des Eigentümers. Die Heizanlage sollte so gestaltet sein, dass sie dieser Aufgabe gerecht wird. Auch vor Wärmebrücken und Bauteilen mit schlechten U-Werten kann Kondensat verhindert werden, wenn es ein Wärmeangebot gibt, welches höher ist, als der Wärmeabfluß nach aussen.

In meinem alten Haus selbst gibt es im Flur noch ein kleines einfach verglastes Fenster. Selbst bei kürzlich aussen herrschenden Nachttemperaturen von unter -11°C war das Fenster kondensatfrei, weil es innen ein ausreichendes Wärmeangebot durch Wärmestrahlung gab. Wärmestrahlung erwärmt Oberflächen direkt und damit auch die Oberfläche von sich bildenen Wassertröpchen (Kondensat). Dadurch wird das Kondensat schon in der Entstehung sofort wieder zum Verdunsten angeregt. Fensterglas wirkt wie ein Spiegel auf Wärmestrahlung - die Wärmestrahlung wird zu 100% reflektiert.

Mein Haus wird mit hydraulischen Heizleisten beheizt. Diese erzeugen ein sehr gutes Wärmestrahlungsklima, welches alle Oberflächen erwärmt. Dadurch werden effektiv oberflächennahe hohe Luftfeuchten und Kondensat verhindert, auch an sogenanten Wärmebrücken, weil die Wärmestrahlung sich mit Lichtgeschwindigkeit im Raum ausbreitet und damit auch kritische Stellen des Baukörpers deutlich besser mit Wärme versorgen kann, als es die Warmluft kann, die von den üblichen Heizkörpern produziert wird. Luft bewegt sich relativ langsam und kann nur eine sehr begrenzte Wärmemenge übertragen.

Da Warmluft naturbedingt nach oben steigt, sind untere Wandbereiche bei warmluftlastiger Beheizung des Raumes oft auch mit Wärme nicht ausreichend versorgt, was hier zu Feuchtigkeitsproblemen führen kann. Auch in Raumecken oder in Fensterlaibungen ist eine ausreichende Wärmeversorgung zur Hebung der inneren Oberflächentemperatur nicht immer gewährleistet.

Bei Schimmelproblematiken als Erstes ein verbessertes Lüftungsverhalten zu fordern, ohne die allgemeinen Luftfeuchtewerte und die Oberflächentemperatur der kältesten Stellen im Zimmer zu kennen, ist demzulolge aus oben aufgeführten Gründen falsch.

In dem Falle der Ladenwohnung muss auf kurz oder lang (wenn die Räume längere Zeit als Wohnräume genutzt werden sollen) für eine gute Wärmeverteilung vor den großen Fensterflächen gesorgt werden. Da wird man nicht um Änderungen an der Heizanlage mit dem Ziel der gleichmäßigeren Wärmeverteilung im Raum herum kommen.

Sinnvoll sind im unteren Bereich vor allen feststehenden Fenstern kleine (ca. 30cm hohe) Heizkörper Typ 11. Diese erzeugen mehr Wärmestrahlung (ca. 35% Strahlungsanteil) zur Oberflächenerwärmung und weniger Warmluft, als die derzeit montierten "Lufterhitzer" (ca. 20% Wärmestrahlung und 80% Warmluft).

Seitlich an den Wänden rechts und links vor den großen Fensterflächen sind ca. 2m hohe Heizkörper/Heizplatten (Typ 10) zu installieren, die ca. 55% Wärmestrahlung liefern und die Fensterflächen damit durch den hohen Wärmestrahlungsanteil kondensatfrei halten. Die Leistung (Größe) der Heizkörper muss natürlich dem Wärmebedarf des Raumes angepasst werden.

Im Bereich der Tür in der Fensterfront kann kein Heizkörper montiert werden, die Raumluft kühlt aber auch hier an der Glasscheibe aus und fällt kalt auf den Boden, was zu kalten Füßen führt. Hier in diesem Bereich wäre eine einfache kleine Heizrohrschleife im Fußboden sinnvoll, die mit der üblichen Vorlauftemperatur der Heizanlage ohne weitere Regelung betrieben werden kann.

brotmahl 
Fragesteller
 05.01.2016, 15:48

Vielen Dank für die ausführliche Antwort und die vielen Tipps!!!

Wenn ich nach 9h von der Arbeit nach hause komme, zb. heute den Tag über während ich abwesend war die Fenster geschlossen ließ und die Heizungen aus, so hat sich die Wohnung auf 15,6°C heruntergekühlt. Als ich heute morgen gegangen bin, waren es noch 18,9°C. In den letzen zwei Tagen wo es -11°C war, auf 20°C+ zu kommen, war mir auch nach dauerhaften Heizen nicht möglich.

Ein Hygrometer/Wetterstation habe ich bisher keine, wollte ich mir nun aber zulegen, um die Luftfeuchtigkeit zu bestimmen. Zwecks der Messung mit dem IR-Thermometer, werde ich mal den Vermieter bzw. der für meiner Wohnung vom Vermieter zuständigen Firma ansprechen.

Eigentlich schade um die Wohnung, aber ich werde mich nun auch nach einer neuen umsehen. Ich denke kaum, dass der Vermieter so viel Geld in das Objekt investieren wird um das ganze zu optimieren und selbst wenn, würde ich während der Umbauarbeiten nicht anwesend sein wollen. Zudem ist die Wohnung zwecks der Lage und dem Preis sofort wieder Vermietet.

Ich werde jetzt erst einmal selbst an den betroffenen Stellen die Tapete entfernen, den Schimmel bekämpfen (evtl Spachteln je nachdem welcher Untergrund mich erwartet) und die ganze Fläche mit Schimmel/Isoliergrund abdecken.

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Onki73  05.01.2016, 16:07
@brotmahl

Ein IR-Thermometer ist bei Amazon schon für unter 20,-EUR zu haben. Das ist auf jeden Fall hilfreich auch in der neuen Wohnung.

Wegen der Schimmelbildung an der Wand ist möglichst gleichmäßig durchzuheizen, ggf. auch auf geringem Niveau. Nur so wird die Wand halbwegs gut mit Wärme versorgt, denn die Wand ist thermisch sehr träge und läuft beim Wiederanheizen des Raumes noch lange Zeit der schnell ansteigenden Raumlufttemperatur mit großem Abstand hinterher (typisch bei warmluftlastiger Beheizung). Das führt wiederum zu großen Differenzen zwischen der Raumlufttemperatur und der Wandoberflächentemperatur mit den bereits angesprochenen Feuchteproblemen durch Luftauskühlung vor der kalten Wandoberfläche.

Den Schimmel mit Alkohol einspühen und nach kurzer Einwirkzeit abwischen mit Papiertuch, was dann entsorgt wird. Tapete entfernen und die Wandoberfläche am besten mit kalkhaltigen Wandspachtel spachteln. Dieser wird in der Regel sehr weiß - ein Streichen mit Farbe ist nicht mehr nötig. Den gibts von Auro oder Kreidezeit (keine Baumarktware). Damit wird eine Zeit lang eine basische Oberfläche geschaffen, die schimmelhemmend wirkt, aber auch Wasserdampf diffundieren läßt.

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http://www.haustechnikdialog.de/SHKwissen/1104/Richtig-Lueften. moin, wenn es sich mit dieser Anweisung nicht bessert, informiere den Eigentümer, das die Ursache durch Fachleute erkundet wird.

brotmahl 
Fragesteller
 04.01.2016, 18:09

Nett gemeint, aber das ist nicht meine erste Wohnung. :) Zudem wohne ich hier erst seit 3 Monaten. Davon kommt die Schimmel-, u. Feuchtigkeitsbildung 100%ig nicht. 

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Das ist keine normale Feuchtigkeit mehr, wie sie bei feuchten Wänden entstehen kann. Ich vermute jetzt, dass ein Heizkörper oder ähnliches defekt ist,und dabei heißes Wasser verliert! Ein Themostat am Heizkörper ist hinüber. Vielleicht ist das die ganz Ursache? Dreht man den Thermostat am Heizkörper zu, dann wird da eine kleiner Stöpsel auch hineingedrückt. Und verschließt den! Aber dass das nicht funktioniert? Und umgehend dem Vermieter melden. Das gehört auch zu deinen Pflichten.

brotmahl 
Fragesteller
 04.01.2016, 18:07

Das funktioniert. Habe den Stöpsel hinein gedrückt und konnte Sie nun auf "0" stellen.

konnte das die Ursache sein? Wenn ich Tagsüber arbeiten bin, ist ja dass Fenster zu, dass der Heizkörper die ganzen Zeit Wärme abgibt und sich die Wohnung somit aufheizt und daher die Feuchtigkeit entsteht?

Mir fällt gerade ein, dass mir in den 3 Monaten die ich jetzt hier wohne, schon öfters aufgefallen ist, dass die Wohnung warm ist, obwohl ich so gut wie gar nicht heize. Bis Silvester eigentlich so gut wie gar nicht.

Sowie dass der Vormieter sich bei der Abnahme der Wohnung darüber wunderte dass dieser Heizkörper einen Messwert hatte, obwohl er wie er meinte diesen nie genutzt hat.

Das könnte evtl. das Problem sein. Ich schaue jetzt erst einmal ob die Heizung nun komplett kalt wird und Rufe morgen meinen Vermieter an.

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brotmahl 
Fragesteller
 04.01.2016, 21:10
@wolfram0815

Nein. Es ist halt ein Ehemaliges Ladenlokal. Hier war ein Fahrradladen drin. Den kenne ich sogar noch. Das Geschäft wurde dann umgebaut.

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Moin, mal zwei Anmerkungen. War die Wohnung frisch renoviert ? Wenn ja ist es möglich, das Altlasten nur vertuscht wurden. Es kann sich aber auch um Kältebrücken im Bereich der Fenster handeln. Wie schon erwähnt, dann müssen dort Fachleute ran. Sollte von dir kein Verschulden vorliegen, setze dem Eigentümer eine Frist, die Mängel abzuklären und zu beseitigen. Für eine Kürzung der Miete gibt es genaue Angaben im Mietrecht.http://www.buergerliches-gesetzbuch.info/bgb/535.html

brotmahl 
Fragesteller
 04.01.2016, 21:12

Nein, sie wurde unrenoviert übergeben, ich habe lediglich die Wände neu geweist. Jedoch wurde an einer Wand ein Heizkörper (auf Strom) angebracht, weil es wohl Feuchtigkeit an der Wand im Winter geben soll. Die werde ich natürlich nicht auf eigene Kosten nutzen. Bisher ist diese Wand aber trocken. links von der Eingangstür.

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So sieht keine Wohnung aus...war das bis jetzt eine Kneipe, Kiosk...? Da kannst du nicht wohnen - da kannst du gleich in einem "renovierten Keller" wohnen:-)

brotmahl 
Fragesteller
 04.01.2016, 17:51

Es war vorher ein Ladenlokal ja. Ein Fahrradladen. Ansich ist die Wohnung sonst ganz Okay. und halt die Lage direkt in der Innenstadt.

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