Rigaer Denkschrift/ Hardenberg

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Die Rigaer Denkschrift selbst, am 12. September 1807 dem König Friedrich Wilhelm III. übergeben (60 Druckseiten Umfang), „Über die Reorganisation des preußischen Staates, verfaßt auf höchsten Befehl Sr. Majestät des Königs“ ist dazu eine gute Quelle.

Karl August von Hardenberg hatte zur Französischen Revolution und zu Napoleon Bonaparte eine aus Ablehnung für schlecht gehaltener Seiten und Bekämpfung einerseits, Anstreben einer Übernahme guter Seiten und Erkennen ihrer Kraft gemischte Stellung.

Sein Ziel ist eine Reform/Revolution von oben, die dazu dienen soll, eine Revolution von unten vorbeugend abzufangen. Wirksame Reformen sind der Weg, einer Revolution zuvorzukommen. Festhalten am Alten und strenges Verfolgen aller Grundsätze der Revolution hat seiner Meinung stark dazu beigetragen, die Revolution zu befördern und ihre wachsende Ausdehnung zu geben.

Ein behutsames Vorgehen ist dazu gedacht, in bewahrender Grundhaltung revolutionäre Ideen durch evolutionäre Reformen zu unterlaufen.

Hardenberg möchte Extreme meiden, um weder zum großen Teil ziemlich beschränkte Vertreter des Alten zu verschrecken noch die Vertreter aufklärerischer und revolutionärer Gedanken zu enttäuschen.

Privilegien des Adels werden verworfen, nicht aber der Adel selbst.

Liberales Gedankengut ist die Wertschätzung freier Konkurrenz, unverbrüchlich gleicher Anwendung der Gesetze, Sicherheit des Eigentums und Freiheit der Person.

Hardenberg hält an der monarchischer Staatsform fest (nach seiner Herkunft und Denkweise naheliegend), will aber demokratische Grundsätze in die monarchische Regierung einführen („Demokratische Grundsätze in einer monarchischen Regierung: dieses scheint mir die angemessene Form für den gegenwärtigen Zeitgeist.“). Geleitet werden soll dies „nach weisen Gesetzen eines monarchischen Staats, die die natürliche Freiheit und Gleichheit der Staatsbürger nicht mehr beschränken, als es die Stufe ihrer Kultur und ihr eigenes Wohl erfordern.“

Er tritt für Freiheit und Gleichheit ein, nicht aber für Selbstbestimmung. Hardenberg ist für eine konstitutionelle Monarchie, nicht für eine parlamentarische Demokratie. Die Eignung einer reinen Demokratie zur Verwirklichung durch Menschen hält er für unsicher, ihre Errichtung höchstens (mit Anspielung auf einen Buchtitel in der Nennung einer Jahreszahl) für eine Sache einer fernen Zukunft („Die reine Demokratie müssen wir noch dem Jahre 2440 überlassen, wenn sie anders je für den Menschen gemacht ist.“).

Hardenberg urteilt, in der Französischen Revolution seien manche guten Grundsätze vertreten worden, die er für berechtigt hält und für ihre Umsetzung in Preußen eintritt. Schlafende Kräfte seien geweckt worden, Schlechtes und Schwaches, veraltete Vorurteile und Mißstände („Gebrechen“) zerstört – allerdings zusammen mit guten Sachen. Zugleich wendet er sich gegen Regellosigkeit, blutige Gewaltsamkeit, verbrecherische Mittel und Fanatismus.

Napoleon hat seiner Einschätzung nach mit Kraft und Folgerichtigkeit das durch die Revolution entstandene System genutzt und ist seiner zweckmäßigen Ausgestaltung nachgegangen. Obwohl er mit Despotismus regiere, befolge er in wesentlichen Angelegenheiten Grundsätze der Revolution, zumindest sei er genötigt, ihnen dem Anschein nach zu huldigen. Sogar „die Raub- und Ehr- und Herrschsucht“ bleiben dem gegen seinen Willen untergeordnet.

Hardenberg zielt darauf, lernend von der Französischen Revolution und dem Staat Napoleons Günstiges zu übernehmen und damit bessere Chancen zu haben, dem Aggressor Napoleon gewachsen zu sein.

Hardenberg strebt Veränderung auf andere Art als bei der Französischen Revolution an, eine Verbesserung der Menschen durch eine weise Regierung, nicht durch gewaltsame Anstöße : „Also eine Revolution im guten Sinn, gerade hinführend zu dem großen Zwecke der Veredelung der Menschheit, durch Weisheit der Regierung und nicht durch gewaltsame Impulsion von innen oder außen, das ist unser Ziel, unser leitendes Prinzip.“

Ein Buch, das Hinweise enthält:

Ingo Hermann, Hardenberg : der Reformkanzler. 1. Auflage. Berlin : Siedler, 2003, S. 122 – 123 – und S. 246 - 254

Na, im Großen un Ganzen ging es wohl Vorschläge zu Reformen in Preussen, welches auch ein gemäßigteres Verhältnis zu Frankreich beinhaltete. s.-Der Spiegel special 03/07. Viele Grüße und nen´fleissigen Nikomann!