Potsdamer Abkommen Streitpunkte?

2 Antworten

Der problematische Punkt waren die Reparationen. Die Sowjets waren aufgrund der immensen Zerstörungen auf Reparationen angewiesen, denn dort fand im wesentlichen der Krieg statt. Die Westalliierten konnten auf Reparationen verzichten. Man hatte also aufgrund des Kriegsverlaufes völlig unterschiedliche Vorstellungen.

Die USA schlugen in Potsdam vor, daß jede Besatzungsmacht ihre Reparationsansprüche aus der eigenen Besatzungszone befriedigt, was eine dramatische Ungleichbehandlung bedeutete. Da man ein Gebiet, das man nicht als wirtschaftliche Einheit behandelt, auch nicht als politische Einheit behandeln kann, schlugen die Briten vor - Zitat: "mitten durch Deutschland eine Grenze zu ziehen und alles östlich davon unter das sowjetische System des Staatssozialismus stellen zu lassen". Nachfolgend initiierten die Westmächte folgerichtig die Teilung (Londoner Sechsmächtekonferenz, Frankfurter Dokumente, einseitige Währungsreform, einseitige Staatsgründung).

Die Westalliierten haben also mit der Potsdamer Konferenz beschlossen, die Ostdeutschen zu opfern, um ihre eigenen Besatzungszonen vor den berechtigten Reparationsansprüchen der Sowjets zu schützen. Hieraus erklärt sich auch, warum man später die Stalin-Noten ungeprüft ablehnte - denn dann hätten die Reparationsansprüche wieder gedroht.

dataways  10.01.2017, 21:56

Hieraus erklärt sich auch, warum man später die Stalin-Noten ungeprüft ablehnte - denn dann hätten die Reparationsansprüche wieder gedroht.

Interessanter Aspekt, den ich noch nicht gesehen habe. Aber die Entscheider auf der westlichen Seite waren die Amerikaner, Briten und Franzosen, die hätten ja keine Reparationen zahlen müssen, sondern die Deutschen, die 1952 wenig zu melden hatten, wo lag denn das Problem?

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Hegemon  10.01.2017, 22:26
@dataways

Vor dem Hintergrund der Reparationen kommt "im Hinblick auf die spätere Teilung Deutschlands ... der Konferenz in Potsdam eine viel größere Bedeutung zu, als in der Forschung lange angenommen worden ist.", wie Rolf Steininger hier schreibt:

http://www.1000dokumente.de/index.html?c=dokument_de&dokument=0011_pot&object=context&st=&l=de

Daß dieser Aspekt lange unterschätzt wurde, ist kein Wunder - weder im Osten noch im Westen hatte man Interesse, die Reparationen an die große Glocke zu hängen. Wenngleich z.B Hermann Graml "schon" 1985 diese Teilungsursache klar und deutlich beim Namen nannte ("Die Alliierten und die Teilung Deutschlands", Fischer Taschenbuch, S. 92 ff)

Ein Wörtchen mitzureden dürfte auch Adenauer gehabt haben. Sonst hätte er kaum dieses Gutachten in Auftrag gegeben - übrigens ein hochinteressanter Artikel: http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13518748.html

Und für die Westmächte war die Bundesrepublik nicht zuletzt auch ein wichtiger Absatzmarkt. Sie dürften kaum Interesse daran gehabt haben, diesen zu schwächen.

Hinzu kamen die nicht zu unterschätzenden Ambitionen der Rüstungsindustrie. Eine bis an die Zähne bewaffnete Sytemgrenze war natürlich viel profitabler als ein geeintes, neutrales Deutschland. Und daß sich Adenauer von der Rüstungssindustrie bestechen ließ, ist zwar wenig bekannt, aber traurige Tatsache: https://www.youtube.com/watch?v=gXydNOV1TRQ

Ein dritter Grund für die Ablehnung der Stalinnoten ist hingegen deutlich bekannter: Adenauer hätte wegen des SPD-affinen Ostens gesamtdeutsche Wahlen sehr wahrscheinlich verloren.

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Hegemon  10.01.2017, 22:45
@dataways

Last but not least:

Der Vorschlag für die Ungleichbehandlung bei den Reparationen kam in Potsdam von den Amerikanern, und - in Konsequenz daraus - der Vorschlag für die Grenze von den Briten (siehe Link 1000dokumente). Sämtliche Aktionen zur Teilung gingen 1948/49 von den Westmächten aus.

Welchen Grund sollten sie gehabt haben, ihren Standpunkt zwischen 1945 und 1952 so grundlegend zu ändern?

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Anfänglich bei der Ausarbeitung und Verabschiedung des Potsdamer Abko9mmens gab es noch keine grundsärtzlichen Streitpunkte. Erst mit der Eröffnung des Kalten Krieges im Jahre 1947 wurde das P.A. systematisch torpediert.