Physik ein Teilgebiet der Mathematik?

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N`Abend. Ich möchte eingangs >Hamburger02< insofern korrigieren als das die sog. "Alma Mater" als Urmuster universitärer Bildung vom Früh- bis zum Hochmittelalter sich selbst als "philosophische Hochschule" verstand. Es war die Philosophie, die als Synonym für "Universität" den Überbau, bzw die Klammer über die, mit der Zeit anwachsende Zahl der Einzeldisziplinen bzw. Fakultäten bildete. Ein Studium der Rechtswissenschaften, der Medizin aber auch der Mathematik war ohne ein paralleles Studium der Philosophie überhaupt nicht möglich. Der Bereich der Mathematik war dabei immer auch an die Fragen aus einer Welt der physischen und metaphysischen Phänomene gekoppelt, da es ohne diese Phänomene auch keinen Anlaß für mathematisch-formale Abstrahierungen zur Beschreibung dieser Phänomene gegeben hätte. Nur gab es damals ein anderes wissenschaftliches "Biotop", in welchem sich u.a. auch physikalische mit mathematischen und sogar theologischen Wissenschaftsdisziplinen - auf Universitätsebene - vermengten: die Astronomie.

Aber auch viele Bereiche, die heute ganz selbstverständlich Teil universitärer Strukturen sind, wie z. B. die Chemie oder die Biolologie hatten in ihrer Entwicklung hin zu universitären Wissenschaftsdisziplinen die Mathematik selbstverständlich im Schlepptau ihrer eigenen Entwicklung.

Die Mathematik selber hat nie eine der anderen Fakultäten hervorgerufen. Entstanden ist sie letztlich aus dem Teilbereich >Logik< der Philosophie und dem Bedarf, diese Logik als formal-abstraktes Zeichensystem zur Darstellung der entsprechenden Vermutungen über Beschaffenheiten einer physisch-metaphysischen Welt und als Mittel zur intersubjektiven Mitteilbarkeit und Überprüfbarkeit entsprechender inhaltlicher Aussagen zu entwickeln. Und so ist sie im Gleichschritt mit der Entwicklung dieser vielfältigen Wissenschaftsperspektiven auch in ihrer Bedeutung mitgewachsen.

Diese Zusammenhänge kann man bereits bei den Vorsokratikern der antiken griechischen Philosophie aufzeigen.

Natürlich gab es auch immer eine Tendenz der Mathematik, angesichts ihres hohen Abstraktionsgrades, sich für eigenständig zu halten und sich deshalb metawissenschaftlich mit sich selbst zu beschäftigen.

Der Stellenwert der Geometrie in der antiken mathematischen Philosophie wie auch die Überlegungen des späten Platons zur Mathematik als Urprinzip seiner Ideenlehre sind frühe und gute Beispiele dazu.

Aber auch Sprache kann sich als Zeichentheorie auf einem hohen Abstraktionsgrad mit sich selber beschäftigen, ohne dadurch jedoch sich selbst von der Ursache ihrer Existenz ablösen zu können.

Insofern: Nein. Physik ist nicht aus der Mathematik hervorgegangen. Die Mathematik ist ein formallogisch abstrahierendes Zeichensystem zur Darstellung unserer Behauptungen über Zustände und Zusammenhänge einer physischen Welt. - Ohne diese Welt wäre sie wie eine Sprache ohne Bezeichnungsgegenstand und damit ohne Notwendigkeit ihrer Existenz. Und mit unserer Neugier und unserem Erkenntnisbedarf an dieser physischen Welt ist sie als solche mitgewachsen. ;-)

Gruß

Ursprünglich gab es überhaupt keine Aufteilung in verschiedenen Wissenschaften. In der Antike stellten Religion, Astrologie, Astronomie und Mathematik eine Einheit dar.

Die Aufteilung in verschiedene Fachbereiche während der Neuzeit ist zunächst mal beliebig und teils auch sinnvoll erfolgt.

Dabei ist die Mathematik eines der wichtigsten Werkzeuge der Physik, gleichzeitig aber auch eine Metawissenschaft (meta = übergeordnet), der sich keiner der verschiedenen Wissenschaftsbereiche entziehen kann. Insofern könnte man, wenn man denn wollte, jede andere Wissenschaft ebenfalls als Teilgebiet der Mathematik sehen. Das wird aber allgemein nicht gemacht und es erscheint auch nicht unbedingt sinnvoll.

Eine weitere Metawissenschaft ist die Thermodynamik, der sich praktisch auch kein Wissenschaftsbereich mehr entziehen kann, obwohl sie offiziell eines der Teilgebiete der Physik ist.

Was deinen zweiten Absatz betrifft, hast du völlig recht. Und da kommt wieder die Physik ins Spiel bzw. auch die Anfänge der Physik, die im Experimentieren, Beobachten und Messen bestanden/bestehen.

Raph101 
Fragesteller
 28.03.2018, 17:49

Super Antwort danke

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Teilweise schon... Meiner Meinung nach, sollte man die Grundlagen der schon Mathematik verstanden haben. Physik funktioniert aber anders, ist auch anschaulicher, man kann sich einfach besser "reinfuchsen". Man kann Probleme in Mathe haben, aber richtig gut in Physik sein.

Nein das stimmt so nicht.

Die Mathematik ist ein Werkzeug der Physik aber keines ist ein Teilgebiet des anderen. Die Mathematik an sich beschäftigt sich ja gar nicht mit Physikalischen Vorgängen. Die Physiker verwenden die Mathematik nur um diese Vorgänge zu beschreiben.

Diese Aussage ist falsch.

Die Physik (über lateinisch physica „Naturlehre“ aus griechisch ἡ φυσική hē physikḗ „wissenschaftliche Erforschung der Naturerscheinungen“, „Naturforschung“)[1][2] ist eine Naturwissenschaft und untersucht die grundlegenden Phänomene in der Natur. Um deren Eigenschaften und Verhalten anhand von quantitativen Modellen und Gesetzmäßigkeiten zu erklären, befasst sie sich insbesondere mit Materie und Energie und deren Wechselwirkungen in Raum und Zeit.

Man weiß eben nie was wirklich und was nicht in der Natur vorkommt.

Mir scheint, du solltest mal wieder raus in die Natur gehen....

Raph101 
Fragesteller
 28.03.2018, 16:55

Alles in der Physik wird aber wie du geschrieben hat’s, quantitativ, also mathematisch beschrieben. Was mach die Physik nun selbständig? Was hat die Physik was die Mathematik nicht beschreiben kann?

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Pr0stata  28.03.2018, 16:56
@Raph101

Sie hat materielle Objekte, die untersucht werden müssen und nicht Abstraktionen wie Punkt, Linie, Gerade oder Teilmengen, Funktionen usw.

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Raph101 
Fragesteller
 28.03.2018, 16:57

Stimmt. Danke!

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