1 Antwort

Hallo

nun habe ich vor kurzem gesehen, dass man beim hersteller den mainboards sehen kann welcher ram unterstũtzt wird, und der steht da halt nicht drauf. Funktioniert das trotzdem?

Du meinst die Mainboard Spezifikationen und die Memory QVL (Quality Vendor List). Diese Informationen sind interessant, aber sie werden immer wieder überbewertet, denn es kann trotzdem nicht vorhergesagt werden, ob der PC mit dem DDR5-6000 RAM laufen wird oder nicht.

Du kannst auf dem Mainboard DDR5 RAM Module einsetzen. Die erreichbare Speichergeschwindigkeit hängt aber nicht nur von dem Mainboard und den eingesetzten RAM Modulen ab, sondern auch von dem eingesetzten Prozessor.

Aber der Reihe nach. Fangen wir mit dem Mainboard an und arbeiten wir uns dann langsam zu Prozessor vor.

Das was in den Mainboard Spezifikationen steht sind zwar nette Informationen, nur muss man diese auch richtig lesen und verstehen können. Außerdem kommt es heutzutage bei der Speichergeschwindigkeit, im Gegensatz zu früher mal, auch noch auf den Prozessor an und zwar vorrangig auf diesen.

Laut den Mainboard Spezifikationen können vom BIOS/UEFI des Mainboards folgende Speicherkapazitäten verwaltet und folgende Speichergeschwindigkeiten am Speichercontroller eingestellt werden:

https://www.gigabyte.com/de/Motherboard/B650-AORUS-ELITE-AX-ICE/sp#sp

Support for DDR5 8000(OC)/7800(OC)/7600(OC)/7200(OC)/7000(OC)/6800(OC)/6666(OC)/6600(OC)/6400(OC)/6200(OC)/ 6000(OC)/5600(OC)/5200/4800/4400 MT/s memory modules
4 x DDR5 DIMM sockets supporting up to 192 GB (48 GB single DIMM capacity) of system memory
Dual channel memory architecture
Support for non-ECC Un-buffered DIMM 1Rx8/2Rx8/1Rx16 memory modules
Support for AMD EXtended Profiles for Overclocking (AMD EXPO™) and Extreme Memory Profile (XMP) memory module
(The CPU and memory configuration may affect the supported memory types, data rate (speed), and number of DRAM modules, please refer to "Memory Support List" for more information.)
  • (OC) = overclocking
  • (Die CPU und Speicher Konfiguration hat einen Effekt auf die unterstützten Speichertypen, Datenraten (Speed) und auf die Anzahl der einsetzbaren DRAM Module, ....)

Die Angaben in den Mainboard Spezifikationen sind keine garantiert erreichbaren Speichergeschwindigkeiten, sondern da steht nur, welche Speichergeschwindigkeiten vom BIOS/UEFI am Speichercontroller eingestellt werden können und ab wann es für den Speichercontroller overclocking ist, mehr steht da erst mal nicht.

Deshalb bedeuten diese Angaben auch nicht, das der Speichercontroller wie selbstverständlich mit all diesen Speichergeschwindigkeiten laufen muss, vor allem nicht mit den Geschwindigkeiten, die nur via overclocking erreichbar sind. Übertaktet wird dabei aber nix auf dem Mainboard, sondern der Speichercontroller in dem eingesetzten Prozessor wird dafür übertaktet.

Der Speichercontroller steuert dann die Speicherzugriffe mit der eingestellten Geschwindigkeit und der Speichertakt ergibt sich dann aus der Anzahl der Speicherzugriffe pro Sekunde. Ansonsten ist der RAM selbst nicht getaktet und läuft auch nicht selbst mit irgendeiner Geschwindigkeit. Deshalb ist auch die Aussage, das der RAM mit einer bestimmten Geschwindigkeit oder Frequenz läuft, eigentlich nicht korrekt, denn eingestellt wird die Speichergeschwindigkeit am Speichercontroller und dieser ist es dann, der mit der eingestellten Speichergeschwindigkeit laufen muss. Auf den RAM wird dann lediglich mit der am Speichercontroller eingestellten Speichergeschwindigkeit zugegriffen.

Die RAM Module müssen dann aber selbst auch noch mit der am Speichercontroller eingestellte Speichergeschwindigkeit mithalten können. Sie müssen also auch für die am Speichercontroller eingestellte Speichergeschwindigkeit ausgelegt sein.

So rum wird ein Schuh da raus.

Die Speichercontroller, in den auf dem B650 AM5 Mainboard einsetzbaren Ryzen Serie 7000 AM5 Prozessoren, sind alle samt für den Betrieb mit bis zu DDR5-5200 RAM Module ausgelegt, bei Bestückung mit einer Speicherbank (Rank) pro Speicherkanal.

Hier ein paar Beispiele:

https://www.amd.com/en/product/13551

https://www.amd.com/en/product/12756

https://www.amd.com/en/product/12161

https://www.amd.com/en/product/12731

https://www.amd.com/en/product/12741

Max Memory Speed:
2x1R - DDR5-5200
2x2R - DDR5-5200
4x1R - DDR5-3600
4x2R - DDR5-3600
  • 2x1R - Dual Channel mit 2 Single Rank (1R) RAM Module
  • 2x2R - Dual Channel mit 2 Dual Rank (2R) RAM Module
  • 4x1R - Dual Channel mit 4 Single Rank (1R) RAM Module
  • 4x2R - Dual Channel mit 4 Dual Rank (2R) RAM Module

Für Speichergeschwindigkeiten jeweils darüber hinaus, die dann auch mit schnelleren RAM Modulen genutzt werden können, wird automatisch der Speichercontroller in dem eingesetzten Prozessor übertaktet, was funktionieren kann, was aber nicht vorab garantiert funktionieren muss und was die Lebenserwartung der übertakteten Komponenten verringert. Das würde dann den Prozessor und die XMP overclocking RAM Module betreffen. Auf AMD EXPO RAM Module, die mit der AM5 Plattform eingeführt wurden, trifft das Gleiche zu.

Dabei spielt es auch keine Rolle, welche Speichergeschwindigkeiten vom BIOS/UEFI des Mainboards, am Speichercontroller in dem Prozessor, eingestellt werden können und für welche noch so hohe Speichergeschwindigkeit die RAM Module ausgelegt sind. Wenn der Speichercontroller in dem eingesetzten Prozessor beim MEM overclocking nicht mitspielt, dann wird es damit nix.

Ob und wie hoch sich der Speichercontroller in einem bestimmten Prozessor übertakten lässt, kann auch nicht vorhergesagt werden, denn das ist abhängig von den individuellen Eigenschaften jedes einzelnen Prozessors, auch aus der gleichen Serie. Der eine kann mehr und der andere halt nicht. Das heißt, das selbst wenn das MEM overclocking bei anderen Funktioniert, das nicht daraus geschlossen werden kann, das es in jedem weiteren Fall genauso sein muss.

Außerdem sinkt die maximal erreichbare Speichergeschwindigkeit, je mehr Speicherbänke (Rank) pro Speicherkanal eingesetzt werden. Das liegt an der Mehrbelastung des Speichercontrollers durch mehr Speicherbänke und an den physikalischen Eigenschaften des Speicherbusses im Hochfrequenzbereich. Vereinfacht lässt sich sagen, das mit zwei RAM Modulen höhere Speichergeschwindigkeiten erreichbar sind, wie mit vier RAM Modulen. Das sollte vor allem bei MEM overclocking beachtet werden.

Eine Speicherbank ist aber nicht immer gleich ein RAM Modul. Es gibt Single Rank RAM Module, da entspricht eine Speicherbank einem kompletten RAM Modul und es gibt RAM Module auf denen sind bereits zwei Speicherbänke untergebracht. Das sind dann Dual Rank RAM Module. Dabei verhält sich ein Dual Rank RAM Modul in etwa so, wie zwei eingesetzte Single Rank RAM Module in Single Channel Konfiguration.

Wenn nun, für entsprechend schnelle RAM Module, eine höhere Speichergeschwindigkeit eingestellt wird, als der Prozessor nativ unterstützt, also ohne übertakten des Speichercontrollers und der Rechner sollte dann instabil laufen oder gar nicht mehr starten, nachdem das XMP bzw. EXPO von den RAM Modulen im BIOS/UEFI aktiviert wurde, dann funktionierte das einfache MEM overclocking via XMP bzw. EXPO nicht, weil die Einstellungen durch das XMP bzw. EXPO zu viel des Guten für den Prozessor sind.

In dem Fall müsste zum einstellen der Speichergeschwindigkeit manuell eingegriffen werden. Möglicherweise stehen auch mehrere XMP oder EXPO Profile zur Auswahl, wovon eines vielleicht funktioniert. Ansonsten muss die Speichergeschwindigkeit, bei aktiviertem XMP bzw. EXPO, zusätzlich manuell soweit gedrosselt werden, bis der Prozessor stabil damit arbeitet oder die Speichergeschwindigkeit, die Timings und die RAM Modulspannung werden komplett manuell eingestellt. Viel Spaß dabei.

Das Mainboard wurde zwar mit den in den Spezifikationen angegebenen Speichergeschwindigkeiten erfolgreich getestet und die RAM Module die das geschafft haben sind jetzt auch in der Memory Support Liste (QVL) zu finden, aber für diese Tests verwenden die Mainboard Hersteller speziell selektierte Engineering Sample Prozessoren. Prozessoren für den Endkundenmarkt schaffen diese Speichergeschwindigkeiten in aller Regel nicht oder nur selten und auch nicht unter Garantie mit den RAM Modulen aus der Memory Support Liste. Auch mit diesen RAM Modulen werden die angegebenen Speichergeschwindigkeiten nur dann erreicht, wenn der eingesetzte Prozessor dabei mitspielt, das ist die Bedingung daran.

Wenn du dich an MEM overclocking mit Speichergeschwindigkeiten außerhalb der CPU Spezifikationen versuchen möchtest, um diese Speichergeschwindigkeiten mit entsprechend schnellen XMP bzw. EXPO RAM Modulen nutzen zu können und eventuell auch mit mehr als zwei RAM Modulen, dann kannst du das gerne machen, mit allen Problemen die sich daraus ergeben können. Das ist dann aber deine Entscheidung und nicht meine Empfehlung.

Da overclocking, durch den höheren Takt und der damit verbundenen Erhöhung der Spannung der übertakteten Komponenten, den Effekt der Elektromigration verstärkt, altern übertaktete Komponenten schneller, was in dem Fall den XMP bzw. EXPO MEM overclocking RAM betreffen würde und den Speichercontroller in dem Prozessor. Genaue Vorhersagen kann aber auch nicht dazu machen.

https://de.wikipedia.org/wiki/Elektromigration

Durch overclocking kann der Rechner außerdem auch instabil werden oder gar nicht mehr funktionieren. Siehe auch da:

https://www.heise.de/meinung/Bit-Rauschen-der-Prozessor-Podcast-Uebertakten-nuetzlich-oder-gefaehrlich-7464285.html?wt_mc=nl.red.ho.ho-nl-newsticker.2023-06-21.link.link

Auch deshalb rate ich von overclocking jeglicher Art ab.

mfG computertom


gluecksbaer777 
Fragesteller
 09.01.2024, 16:29

Ok wow, vielen dank. Also ist es besser wenn ich einen RAM nehme, der auch nur so schnell laufen kann, wie die cpu ohne übertakten schafft? Z.b. bei dem ryzen 5 7600X, da steht dass er ohne zu übertakten dual channel RAM bis 5200 mts unterstützt. Ist es da dann besser, 5200er ram zu nehmen? oder würde er auch 5600er schaffen, ich weiß das kann man nie sagen aber 1 stufe höher sollte er schon schaffen oder?

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computertom  09.01.2024, 17:35
@gluecksbaer777
Also ist es besser wenn ich einen RAM nehme, der auch nur so schnell laufen kann, wie die cpu ohne übertakten schafft?

Was für dich besser ist oder nicht, das musst du entscheiden. Dafür habe ich die Zusammenhänge beschrieben, damit du die entsprechenden Grundlagen kennst, um dich überhaupt angemessen entscheiden zu können.

Du musst dich entscheiden zwischen maximal DDR5-5200 RAM Module - für einen stabilen und möglichst langlebigen Betrieb oder höhere Speichergeschwindigkeiten via MEM overclocking - für etwas mehr Leistung in einigen Spielen, aber dafür mit Nebenwirkungen.

Ist es da dann besser, 5200er ram zu nehmen? oder würde er auch 5600er schaffen, ich weiß das kann man nie sagen aber 1 stufe höher sollte er schon schaffen oder?

Wie gesagt, was für dich besser ist müsstest du schon selbst entscheiden. Es gab schon einige Ryzen Serie 7000 Prozessoren, die haben nicht mal bei DDR5-5600 Tempo stabil mitgespielt. Von daher wage ich keine Vorhersagen zu machen.

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gluecksbaer777 
Fragesteller
 09.01.2024, 17:36
@computertom

ok, dann nehme ich doch ein 5200er kit zur sicherheit, sollte auch ein guten upgrade sein von meinem 3200er ddr4 ram 😂😂

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