Notfallsanitäter im Rettungsdienst?

5 Antworten

Hi,

vieles ist reine Gewöhnungssache - nach einer gewissen Zeit werden viele Dinge, die man als Außenstehender oder "Neuling" als schlimm empfindet, Alltag.

Das hängt zum einen auch mit einer gewissen professionellen Distanz zusammen, die man sich letztendlich antrainiert und auch mit der rein objektiven Auseinandersetzung mit bestimmten Verletzungsmustern und Krankheitsbildern.

Eine gewisse psychische Resilienz ist allerdings im Allgemeinen sehr vorteilhaft.

Ebenso muss man für einen gewissen Ausgleich von der Arbeit sorgen - für manch einen ist das ein Hobby, Sport, Unternehmungen mit Familie und Freunden oder einfach daheim auf dem Sofa die Seele baumeln lassen.

Und davon abgesehen...

Es gibt immer mal wieder Einsätze, die auch erfahrene und routinierte Kollegen aus der Fassung bringen - hier ist das Gespräch mit den (beteiligten) Kollegen, Notärzten und Vorgesetzten immer möglich.

Ferner gibt es mittlerweile auch Einheiten, die sich speziell um die Einsatzkräfte nach belastenden Einsätzen kümmern (SbE-Teams, "Stressverarbeitung nach belastenden Einsätzen").

LG

Woher ich das weiß:Berufserfahrung

Einiges ist auch eine Gewöhnungssache. Das große "Blutbad" ist allerdings sowieso glücklicherweise dann doch eher eine Seltenheit, die meisten Einsätze erfolgen aufgrund internistischer Notfälle, sind also unblutig. Wenn es mal zu einem belastenden Einsatz kommt, ganz aus bleibt das in diesem Berufsfeld natürlich nicht, dann helfen Gespräche mit den beteiligten Kollegen oder wenn auch das mal nicht hilft, dann gibt es auch durchaus die Möglichkeit, sich an speziell geschulte Kollegen oder an Psychologen zu wenden.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Rettungsdienst🚑, sehr großes Interesse an Notfallmedizin.

Pauschal kann man das nicht beantworten. Dem einen hilft es darüber zu reden, manche machen einfach nur ihre Witze (was komisch klingt aber auch eine Form der Bewältigung sein kann) oder finden ganz andere Möglichkeiten.

ich habe bis jetzt ausser den „normalen“ Gesprächen mit den Kollegen noch nie weitere Hilfe zur Bewältigung gebraucht. Vielleicht auch weil ich immer versuche die ganzen Situation sachlich zu sehen. Die Patienten sind für mich Fremde. Und so unschön manche Situationen für den Betroffenen auch sind: ich kenne die Menschen nicht und werde sie vielleicht nie wieder treffen.

Das klingt sicher hart, aber man muss nunmal Professionell sein und darf nicht alles mit nach Hause gehen, sonst geht man daran zu Grunde.

Ein Seelsorger sagte uns übrigens mal in einer Fortbildung: es gibt für jeden diesen Einsatz der ihn komplett fertig machen wird. Man weiß nur vorher nie welcher das sein wird und ob man ihn überhaupt mal erleben wird.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung

Mit jemandem darüber reden ohne ihn dabei selbst zu traumatisieren zB. kollegen oder Seelsorger. Wenn das häufig vorkommt war die Berufswahl allerdings verkehrt.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Seit über 10 Jahren RA/NFS beim DRK

Hab das einen Zivildienst lang auf dem Notarztwagen gemacht (das was es früher gab, als Alternative zur Bundeswehr).

Vor allem: Glaub die Heldengeschichten irgendwelcher Angeber nicht, die angeblich von einem Blutbad zum nächsten waten. Die meisten Toten haben Herzinfarkt oder so, liegen also da wie wenn sie schlafen, nur dass man sie nicht aufwecken kann.

In der Großstadt hast du ganz viele Totalbesoffene und Rauschgiftler, die sich zu viel von irgendwas gespritzt haben. Da stumpfst du ganz schnell ab. Einladen, hoffen, dass sie nicht ins Auto kotzen, abliefern, fertig. Für die gibts Hilfsangebote aller Art, die müssten nur zugreifen. Tun sie nicht, auch OK.

Blutig können Verkehrs- und Arbeitsunfälle werden. Aber auch hier: meistens eine gebrochene Haxe, Platzwunden usw. Für die Betroffenen ganz fürchterlich, im Krankenhaus Nr. 150 diese Woche.

Wenns echt knapp oder sehr blutig wird, denkt man eh nur drüber nach was man als nächstes machen muss um den Verletzten am spontanen Ableben zu hindern, das funktioniert automatisch. Und nachher spricht man eher darüber, was man anders oder besser machen könnte.

Bei Dienstschluss muss man das alles einfach im Spind zurücklassen, das klappt schon. Nur bei Kindern hängt einem das schon etwas nach, da denkt man sich schon, meine Fresse, bei dem Kleinen wär noch soviel vom Leben übrig gewesen.