NIV/CPAP Beatmung Rettungsdienst? Asthma? PEEP?

2 Antworten

Ist auch kein ganz übersichtliches Thema, da die Begriffe oft nicht ganz sauber und eindeutig benutzt werden. Ich versuche mal zu erklären:

PEEP heißt "positive end-expiratory pressure", also positiver endexpiratorischer Druck. Hiermit wird der Druck bezeichnet, der am Ende der Ausatmung des Patienten noch in der Lunge verbleibt. Normalerweise ist dieser drucken 0, entspricht also dem Druck der Atmosphäre um den Patienten herum. Im Rahmen der Beatmung kann man durch ein Ventil einen gewissen Druck in der Lunge stehen lassen. Einen Überdruck. Sinn des Ganzen ist es, die Alveolen am kollabieren zu hindern. Dieser Druck ist der PEEP.

CPAP bedeutet "continuous positive airway pressure", also kontinuierlicher positiver Atemwegsdruck. Rein faktisch bedeutet der Begriff lediglich, dass sowohl in der Ausatmung als auch in der Einatmung ein positiver Druck in der Lunge herrscht. Das ist nicht das gleiche, wie der PEEP. Beim letzteren steht ja nur am Ende der Ausatmung ein positiver Druck in der Lunge. Über den Rest der Atmung sagt der Begriff PEEP nichts aus. CPAP dagegen sagt, dass in jeder Phase der Atmung ein positiver Druck in den Atemwege steht. Dies wird erreicht dadurch, dass eine Beatmungsmaschine die Eigenatmung des Patienten erkennt und sich der Atmung des Patienten so anpasst, dass eben jener positive Druck ständig da ist.

Ergänzend zum CPAP kommt in der Regel noch eine Druckunterstützung zum Tragen. Die meisten Beatmungsmaschinen können nicht nur mittels CPAP den Druck in den Atemwegen positiv halten, sie können zusätzlich bei der Einatmung einen höheren zusätzlichen Druck generieren. Diese Druckunterstützung nennt sich ASB , "assisted spontanuous breathing" , assistierte Spontanatmung.

Die drei Begriffe PEEP, CPAP und ASB werden oft in einem wüsten Kauderwelsch mehr oder minder gleichgesetzt. Wer CPAP sagt meint meist CPAP+ASB. Manchmal meint man auch nur PEEP. Aber dasselbe ist das alles nicht...

NIV übrigens bedeutet nur "non-invasive ventilation", also nichtinvasive Beatmung. Dss bedeutet, dass die Beatmung mittels Gesichtsmaske und nicht invasive, also über einen Tubus o.ä. erfolgt. NIV sagt aber nicht über den Beatmungsmodus aus! Wiederum im ungenauen Kauderwelsch sagen hier viele "NIV", während sie eigentlich "CPAP+ASB über Maske" meinen. Aber auch das ist nicht dasselbe, denn auch bei NIV sind alle Beatmungsmodi machbar, nicht nur CPAP.

Jetzt, wo das alles vielleicht etwas klarer ist, kommen wir zu den Indikationen:

Beim Lungenödem setzen wir tatsächlich NIV/CPAP + ASB ein. Hierfür gibt es zwei Gründe: zum einen, wie schon von dir selber gesagt, wird rein mechanisch durch den Überdruck in der Lunge das Wasser zurückgedrängt. Der Gegendruck unter CPAP ist einfach zu groß, als das Wasser noch aus den Kapillaren in die Lunge abgepresst werden kann. Zweitens werden durch das CPAP zusätzliche Bereiche der Lunge rekrutiert. Sprich, es steht einfach mehr Lungengewebe für den Gasaustausch zur Verfügung. Drittens wird durch den Überdruck in der Lunge der Widerstand für das Blut größer, in den Brustkorb einzufließen. Entsprechend kommt etwas weniger Blut am Herzen an, man nennt das "Senkung der Vorlast". Dadurch kann sich bei einem Lungenödem, dass durch eine Herzschwäche bedingt ist, das Herz etwas besser erholen und das Lungenödem wird so zusätzlich reduziert.

Die COPD ist eine chronisch obstruktive Lungenerkrankung. Obstruktiv bedeutet "verengend". Tatsächlich besteht bei der COPD das Problem, dass die tiefen Atemwege des Patienten entzündlich verändert sind und dazu neigen, zu kollabieren, fatalerweise während der Ausatmung. So wird es für den Patienten zunehmend schwerer, die Luft aus der Lunge zu bekommen, um Platz für den nächsten Atemzug zu machen. So kommt es dazu, dass die Atmung unglaublich anstrengend wird und der Patient sich erschöpft. Es kommt zur Hypoventilation, ansteigen des CO2 und Abfall des Sauerstoffs im Blut und damit zu Luftnot. Therapeutisch gilt es, die Atemwege des Patienten offen zu halten. Dies gelingt in erster Linie durch abschwellende Medikamente wie Kortison oder Salbutamol, das vernebelt werden kann. Oft sind Menschen mit COPD in akuter Verschlechterung aber schon so erschöpft, dass sie selber einfach nicht mehr ausreichend atmen können. Dann kann es sinnvoll sein, einerseits durch CPAP die kollabierenden Atemwege offen zu halten und zum anderen die dank Erschöpfung nicht mehr ausreichend tiefen Atemzüge durch ASB zu unterstützen. Also: NIV/CPAP+ASB . Achtung, diese Maßnahme wird von vielen Patienten mit Luftnot als belastend empfunden, da sie zunächst nur merken, dass es vor dem Gesicht nur noch enger wird durch die Maske und durch den Gegendruck des CPAP das Ausatmen im ersten Moment noch schwieriger wird. Daher umsichtig anwenden.

Das gleiche Behandlungsprinzip gilt beim Asthma. Hier liegt allerdings keine chronische Entzündung zugrunde, sondern eine akute Anschwellung der Schleimhäute in den Atemwegen mit Verschluss. Asthma ist in der Regel wesentlich einfacher zu behandeln, als eine exazerbierte COPD. Nach meiner Erfahrung reicht hier oft eine Inhalation mit Salbutamol o.ä., um die geschwollenen Schleimhäute wieder abschwellen zu lassen. Bei schweren Anfällen kann aber , analog zur COPD, NIV/CPAP+ASB eingesetzt werden.

Leuchtet das halbwegs ein?

Woher ich das weiß:Berufserfahrung