Nachteile einer Autismus Diagnose?
Hallo miteinander,
mein Kumpel (21) würde sich gerne auf Autismus testen lassen. Den Verdacht hegen sowohl er als auch sein Psychotherapeut und seine Geschwister seit langer Zeit. Er ist sich allerdings sehr unsicher, ob er es diagnostizieren lassen soll, da wir beide im Internet keine Angabe zu möglichen Nachteilen finden. (z.B. was Versicherungsabschlüsse, Berufe und weitere wichtige Themen angeht) Kennt sich jemand von euch etwas aus? Er möchte sich nicht die Zukunft verbauen und so normal wie möglich leben. LG
6 Antworten
Eine Diagnose ist Privatsache.
Er muss diese Niemandem anvertrauen, außer er will sich Vorteile, bzw. Nachteilsausgleiche beantragen, dann muss man das natürlich bereitstellen.
Aber eine Diagnose ist ja ebenfalls etwas für sich selbst, um sich besser zu verstehen.
Man kann die Diagnose ja auch noch 10 Jahre später mit Leuten Kommunizieren.
Da läuft nichts davon und da kommen auch keine Pflichten einher.
Ich kann nur sagen, dass das Bekommen einer Diagnose mir sehr geholfen hat.
Normal wie möglich leben?
Das bedeutet im Falle von Autismus mehr oder weniger starkes Masking betreiben.
Dieses wird er vielleicht einige Zeit durchhalten können und "nur" zuhause einen Meltdown bekommen.
https://cpdonline.co.uk/knowledge-base/safeguarding/autism-masking/
What are the negative effects of autism masking?Masking autism is not a useful tool in the long term. Whilst it may make others feel more at ease, or help the individual by seemingly attracting less attention, it can have a detrimental negative effect on mental health and self-perception.
Firstly, by masking their symptoms, the individual may not be offered the support and help available for those with ASD. They may be given a tardy diagnosis, or be diagnosed incorrectly, as a diagnosis is given through observation rather than clinical tests. In fact, autism masking may result in no diagnosis at all. Furthermore, autism masking can lead to depression, anxiety and stress, as the process of hiding one’s symptoms is mentally and physically taxing.
Autistic burnout is a term given to the mental fatigue experienced after a long period of masking. The individual may shut down and self-isolate. In some cases, they may feel suicidal.
Research shows that autism masking affects women more than men, as women have more demand on the need for social interaction within society, thus the need to conform is more prevalent. Additionally, women are more likely to be socially isolated by other women if they do not conform.
Welche Berufe zu ihm passen, ist nicht nur vom Beruf selbst, sondern auch von den Menschen, mit denen er zu tun hätte, abhängig.
Was Versicherungen anbelangt, am besten unverbindlich bei den betreffenden Versicherungsagenturen nachfragen.
Leider wird da gerne von "psychologischer Erkrankung" gesprochen - wie ich bisher auf verschiedenen Seiten lesen konnte.
Was aber falsch ist, da Autismus eine neurologische Störung ist.
Eine DIagnose wäre sinnvoll, falls es gravierende Probleme psychischer oder sozialer Art gibt, wie etwa auf der Arbeit. Es kann eine Erlösung sein, wenn man weiß, warum man so "fremdartig" ist. Aber auch belasten, wenn man die ganze Zeit im Hinterkopf hat: "Ich bin Autist, keiner weiß davon und muss mich normal verhalten".
Konsequenzen hat es nur, wenn er schweren Autismus hätte (Schwerbehinderung), und für bestimmte Berufe wie Pilot. Soziale Berufe mit viel Kundenkontakt sollte man dann sowieso eher vermeiden.
Eine Schwerbehinderung hat einen Einfluss auf Steuern und ggf. Versicherungen. Nachteilsausgleich ist durch die Diagnose möglich. Im öffentlichen Dienst gibt es "Behindertenquoten". Der Führerschein ist auch mit Autismus machbar (habe selbst einen).
Das sind aber alles Dinge, bei denen man bewusst entscheidet, die Diagnose vorzuzeigen oder zu verschweigen. Verschweigen ist bei leichten Formen im Alltag oft schlauer.
Sollte seine Diagnose offiziell werden, kann ja er uns, der Autisten-Partei beitreten. Als treues Parteimitglied, erwarten ihn in Zukunft einige Vorteile. :)
Eine Diagnose des Autismus kann für eine Person von Vorteil sein, da sie ein besseres Verständnis für sich selbst und ihre Stärken und Schwächen ermöglicht. Außerdem kann eine Diagnose Zugang zu spezialisierten Unterstützungsdiensten und Behandlungsmöglichkeiten eröffnen.
Ich verstehe die Angst von der Diagnose, aber sie kann auch befreiend sein.
Ich danke dir für die Antwort, das hat uns schon einmal etwas weitergeholfen. Weist du eventuell auch, ob andere Konsequenzen bestehen z.B. bei Versicherungen oder allgemein jedem möglichen Thema?