Nachhaltige Nutzung der kühlgemässigten Laub- und Mischwaldzone?

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Hallo,

Land- und Forstwirtschaft sind Nutzungen in dieser Klimazone, in der wir uns hier befinden. Man kann (und ich finde: muss!!) sie nachhaltig gestalten.

Zur Landwirtschaft kann ich nicht so viel sagen, da finden sich vielleicht Berufenere. Nur die etwas ketzerische Bemerkung, dass nicht im zentralasiatischen oder innernordamerikanischen Teil dieser Klimazone, aber hier bei uns Landwirtschaft überhaupt nur möglich ist, weil man den ursprünglichen Wald beseitigt hat.

Für die Forstwirtschaft bedeutet nachhaltige Nutzung für mich in allererster Linie, nur höchstens so viel zu ernten wie im gleichen Zeitraum wieder nachwachsen kann und dafür zu sorgen, dass auch künftige Generationen eine Entnahme in dieser Höhe tätigen können. Das heißt, ich muss die natürlichen Grundlagen erhalten, die dem Wald das Wachstum ermöglichen. Dies war die ursprüngliche Definition des Begriffes, die der Förster v. Carlowitz vor über 300 Jahren für die Waldbewirtschaftung als Richtschnur aufgestellt hat.

Heute geht bei uns die Diskussion sehr stark in die Richtung, ob wir unsere Wälder überhaupt noch nutzen sollten, egal ob nachhaltig oder nicht. Hierzu habe ich eine klare Position:

Vor Jahren durfte ich mich auf einer Fortbildung praktisch mit pflanzensoziologischen Vegetationsaufnahmen beschäftigen. Sprich, wir haben die Artenzusammensetzung, Verteilung, Deckungsgrade der vorkommenden Pflanzen (Bäume bis hin zu Moosen und Flechten) in verschiedenen Waldstücken festgestellt und eingeordnet, verglichen, beurteilt. So kann man typische "Waldgesellschaften" herausarbeiten, die sich unter vergleichbaren Bedingungen von Natur aus immer wieder einstellen würden, den tatsächlichen Zustand mit dem vergleichen was auf der Fläche zu erwarten wäre, etc. In der letzten Übung hatten wir in einem etwas unebenen Waldstück einen Buchenbestand zu beurteilen, den wir alle als typischen mitteleuropäischen Waldmeister-Buchenwald einstuften. Zwar ein bewirtschaftet Wald, in dem Holz genutzt wird, aber von der Artenausstattung sehr nah dran andem, was da von Natur aus wachsen würde. Der Leiter hat uns dann erklärt, dass hier bis vor 300 Jahren Erz im Tagebau abgebaut worden sei. In tropischen Wäldern sei es aufgrund der anderen Verhältnisse vollkommen unmöglich, dass sich nach derartig "kurzer" Zeit bereits wieder Verhältnisse einstellen könnten, die so nah am vorherigen Zustand vor dem Eingriff seien. Selbst wesentlich geringere Eingriffe ziehen dort bereits irreparable Schädigungen nach sich, eine nachhaltige Forstwirtschaft in den Tropen is bis jetzt überhaupt nur wenig überzeugend darstellbar. Deshalb sehe er eine regelrechte Verpflichtung, unsere Wälder hier zu nutzen, um die tropischen Regenwälder vor irreparabler Ausbeutung zu schützen. Und so sehe ich das auch!