Muss ein (Triebwagen-)Zugführer aus dem Fenster gucken?

6 Antworten

Aus dem Fenster nicht, aber es lässt sich mindestes aus den Vorschriften ableiten, dass er eine Mitverantwortung hat, in Zügen bei denen kein Zugspersonal dabei ist (aus dem sich der Zugführer bildet). Meine Erfahrung als Kiebiz ist bei den SBB, dass wo es möglich ist, der Rückspiegel konsultiert wird (Mittelführerstände!!), vor der Abfahrt!

FDV Schweiz:
Bedingungen für die Abfahrt eines Zuges

Der Lokführer darf beim Vorliegen der Zustimmung zur Fahrt erst abfahren,

wenn

– die Zugvorbereitung abgeschlossen ist

– die Türen geschlossen sind

und sofern erforderlich

– die kundendienstliche Bereitschaft erstellt ist

– die Abfahrerlaubnis erteilt ist.

Die Kundendienstliche Bereitschaft wir dann so definiert:

Kundendienstliche Bereitschaft

Die kundendienstliche Bereitschaft ist erstellt, wenn der Fahrgastwechsel

und der Ein- und Auslad beendet sind sowie die Abfahrtszeit erreicht

oder das vorzeitige Verkehren zulässig ist. Für die Abfahrt des Zuges ist

die Bahnhofuhr massgebend. Nicht öffentlich publizierte Züge dürfen

vorzeitig verkehren.

Sofern er also ohne Zugspersonalunterwegs ist, was in der Schweiz im Regionalverkehr so ist, muss er also schauen, dass die Leute ein-oder ausgestiegen sind, bevor er abfährt.

Nachdem die Türen geschlossen sind, kann er aber die Überwachung nach hinten einstellen, denn da hat er anderes zu tun.

Ich nehme an, dass das in Deutschland ähnlich geregelt ist.

Differenzierung:

  • Tf., Triebfahrzeugführer, vulgo auch Lokführer. Fährt den Zug.
  • Zf., Zugführer, vulgo: Schaffner, ist die leitende Aufsicht am Zug.
  • Bahnsteigaufsicht, scherzhaft auch "Rotkäppchen" wg. der roten Dienstmütze, ist die Ortsaufsicht auf dem Bahnsteig.

Und jetzt Trickle-down:

Die Bahnsteigaufsicht fordert zum Zusteigen auf, gibt das Achtungssignal (Zp 1, Signalpfiff), stellt sicher, dass der Zug sicher verschlossen werden kann und kein Mensch am Bahnsteig noch am Zug ist und erteilt dann den Abfahrtauftrag (früher mit dem Handstab, vulgo: Kelle, heute meist per Lichtzeichen, Zp 9).

Der Zf. ist für die Organisation des Zuglaufes und des Einsatzes auf dem Zug zuständig, sowie der rechtmäßig korrekten Verwendung des Zuges.

Der Tf. nimmt die verschiedenen Fahrbefehle entgegen und setzt sie betrieblich richtig um.

Meist ist heutzutage keine Bahnsteigaufsicht mehr zugegen. Besteht keine örltiche Aufsicht, so übernimmt alle Aufgaben der Zf.

Vorallem im Nah- und S-Bahn-Verkehr gibt es aber auch keinen Zf. mehr. Alle Aufgaben des Zf. (und die der Bahnsteigaufsicht) übernimmt dann der Tf.

Im letzten Fall muss sich der Tf. also davon überzeugen, dass 1. er die Türen schließen kann, 2. die Türen sicher verschlossen sind und 3. kein Passant mehr versucht, an oder in den Zug zu gelangen (Bahnsteigaufsicht). So keine technische Unterstützung für diese Aufgaben gegeben ist, schaut der Tf. also mind. zweimal aus der Kanzel: Zum Abfertigen des Zuges (1. + 2.), dann rollt der Zug an, und zur Bahnsteigaufsicht (3.), bis der Zug deutlich über Schrittgeschwindigkeit erreicht hat.

Der Tf. muss also aus dem Seitenfenster am Zug entlang und auf den Bahnsteig schauen, wenn weder Zf. et al. noch technische Hilfsmittel vorhanden sind.

Woher ich das weiß:Hobby – ehemaliger Inhaber des Bahn-Berechtigungsausweis B

Der Lokführer sitzt vorne in der Kanzel von Lok/Triebwagen.

Der Zugführer hat 3 Rote Streifen an den Jackenärmeln, ist der Zugchef. und pfeift den Zug noch auf dem Bahnsteig stehend ab. Der Lokführer setzt das technisch um sobald das Signal (von der Leitstelle ausgelöst) Freifahrt gibt.

Der Zugführer ist im Nahverkehr auch Schaffner/Fahrkartenkontrolleur/Zugbegleiter.

Im Fernverkehr hat der manchmal bis vier Zugbegleiter dabei.

Nein - das Signal zur Abfahrt gibt ein Zugbegleiter oder Fahrdienstleiter, der ja den ganzen Zug im Blick hat


guru61  11.12.2021, 09:37

Oder auch nicht, wie beider S Bahn

0
DerRobinski 
Fragesteller
 11.12.2021, 10:03

Also, der Zubegleiter guckt raus?

0
Midgarden  11.12.2021, 21:04
@DerRobinski

Mehr als das - er steht auf dem Bahnsteig, pfeift und steigt in den Zug

0

Jaein. Zunächst ein Zugführer und ein Triebfahrzeug-/Lokführer sind nicht das selbe. Hat ein Tf keinen Zf zusätzlich an Bord, muss dieser vor der Abfahrt einen Serviceblick machen um sich davon zu versichern, dass alles in Ordnung ist. Hat er einen Zf dabei, der das prüft, dann benötigt er den Serviceblick nicht, obwohl es nicht schaden kann, denn 2 Augen mehr, sehen auch immer mehr.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Zugbegleiter bei TransRegio