Mit Kunst verdienen?

4 Antworten

Ich möchte dir ein Stück weit deine Illusion rauben, damit du erkennen kannst, was alles möglich ist. Fangen wir mit dem Schlimmsten an: Es ist extrem schwer, als jemand aus dem deutschsprachigen Raum, heute noch Künstler zu werden. Natürlich gibt es richtig krasse Künstler da draußen, die Erfolg haben oder absehbar Erfolg haben werden. Allerdings ist das für Künstler aus unseren Regionen kaum möglich. Es gibt nur wenige Ausnahmen, die in Deutschland Fuß gefasst haben und im Anschluss auch international bekannt wurden. Aber: Es ist nicht unmöglich! Nur unwahrscheinlich.

Zweiter Punkt: Es ist wichtig, dass du etwas aus deinen Werken machst, das man nur bei dir bestellen kann. Du musst zusammen mit deinen Bildern zu einer Marke werden. Herausstechen. Deine Bilder sind sicher nicht schlecht, aber wenn du für ein Unternehmen oder als Freelancer arbeiten möchtest, dann erwartet dein Klientel etwas Besonderes von dir. Es muss ihnen die Sprache verschlagen. Das kann ruhig etwas sein, das es schon mal gab, aber mit einer Art Twist drin. Dafür ist aber auch der dritte Punkt wichtig.

Du musst erst mal herausfinden, was du machen willst. Es gibt etliche Richtungen für Künstler, in die man gehen kann. Willst du reiner Illustrator werden oder eher Concept Artist? Storyboard Artist? Comic Artist? Fashion Designer? Creature Designer? Und wenn du dich für etwas entschieden hast, dann spezialisiere dich daraufhin immer weiter. In der industriellen Kunstwelt ist es essentiell, dass man weiß, was man tut. Darauf baut man immer weiter auf, bis man zu etwas geworden ist, das es kein zweites Mal gibt.

Der vierte Punkt ist, dass es ungeheuren Konkurrenzdruck gibt. Du musst dich gegen Millionen von Mitbewerbern durchsetzen. Darum ist es auch wichtig für dich herauszufinden, ob du lieber in der Art Industry arbeiten möchtest (also ein Unternehmen, das deine Werke zum Beispiel in Serien oder auf Produkten weiterverarbeitet), ob du lieber Freelancer bist (und somit deine Werke bzw. Arbeit bei Bedarf frei nach außen hin anbietest und Aufträge annimmst) oder ob du auf gut Glück wartest, bis dich jemand berühmtes in einer Galerie findet. Der letzte Weg ist extrem unsicher und du solltest dich finanziell vorher absichern.

Fünfter Punkt: Dann kommt noch die Geldfrage. Für wieviel würdest du deine eigenen Werke einschätzen? Wieviel wären Betrachter bereit für deine Werke auszugeben? Du hängst am Anfang nicht gleich in berühmten Ausstellungen und Galerien, sondern musst ganz unten anfangen. Es kann sein, dass selbst in den nächsten 10-20 Jahren niemand von deinen Werken etwas mitbekommt. Das heißt, du musst auch viel Werbung machen sowie Zeit investieren, dich bekannt zu machen. Und wie gesagt: Für uns aus dem deutschsprachigen Raum ist das doppelt schwer. Denn hierzulande darf man nicht einfach so Werke verkaufen. Sie müssen mehrmals versteuert werden. Dazu musst du auch ein Gewerbe anmelden, wenn du dich als Freelancer versuchst. Du musst also erst mit einigen Behörden reden, bevor du diesen Schritt gehst. Einfacher und gleichzeitig schwerer wäre es da, ein Unternehmen wie ein Studio oder Verlag zu finden, der dich auf monatlicher Basis bezahlt.

Sechster Punkt: Aber denke nicht, dass es leicht wäre, wenn du irgendwo unterkommst. Die Anforderungen der Klienten sind extrem hoch. Du musst dich in permanenten Austausch mit ihnen befinden und bereit sein, auch 100% deiner Freizeit dafür zu opfern. Es ist ganz normal, 18 Stunden am Tag zu arbeiten, um Werke zu erschaffen, die den Kunden oder Klienten gefallen. Und oft haben diese die unmöglichsten Vorstellungen, die du aber umsetzen musst. Es ist leichter als Grafikdesigner zu arbeiten, als zum Beispiel als Illustrator. Dennoch musst du immer gelassen bleiben, schließlich verlierst du sonst deinen Lohn oder gar deinen Job. Man kann sehr leicht gekündigt werden, wenn man nicht das Soll erfüllt und so einige Klienten bezahlen auch nicht gerne, wenn sie deine Projekte nicht übernehmen, obwohl du Tage in die Arbeit investiert hast.

Siebenter Punkt: Die Kunst an sich. Du musst ein gewisses Niveau halten, um den Wiedererkennungswert zu wahren, aber man muss auch erkennen, dass du dich jederzeit in bestimmte Richtungen steigern kannst. Neben der Arbeit musst du also richtig derbe trainieren, wie ein Hochleistungssportler. Neben der doppelten Schicht bleibt dir also nicht viel vom Tage übrig. Auch deine sozialen Kontakte WERDEN darunter leiden. Allerdings wirst du auch viele neue Kontakte knüpfen, die du jedoch auch pflegen musst. Jedenfalls werden die Zuschauer, egal wer deine Zielgruppe sein wird, nicht von deinen Bildern beeindruckt sein. Es ist ein Unterschied, ob du auf GuteFrage oder auf Seiten wie Artstation veröffentlichst. Das Internet bietet einige Vorteile gegenüber traditionellen Galerien, aber die Art der Präsentation ist mindestens genauso ausschlaggebend, wie der Inhalt deiner Werke. Es ist wichtig, noch viel mehr zu beherrschen, als einen Mann, der angelt oder ein Herz darzustellen. So etwas gibt es schon viel zu oft und es gibt viele Betrachter, die bereits eine Erwartung an noch höherer Qualität haben.

Zusammenfassung: Ja, es ist möglich, aber es ist sicher äußerst schwer in Deutschland, mit Kunst Geld zu verdienen. Ironischerweise konsumieren die meisten Deutschen andauernd Kunst, ohne es zu wissen - in Form von zum Beispiel Serien und Filmen. Sogar auf Buchcovern oder Brettspielverpackungen finden Illustrationen Platz. In anderen Ländern ist man dennoch viel weiter. Davon abgesehen musst du erst herausfinden, was du machen willst und für welche Art von Unternehmen (wenn überhaupt) du arbeiten möchtest. Und dann empfehle ich dir noch, dich noch viel mehr mit deiner Kunst auseinander zu setzen. Übe immer weiter. Und erstelle ein Portfolio im Netz. Der Einfachheit halber reicht erstmal eine kostenlose Version. Das muss auch nicht Instagram sein. Bezahl erst für einen individuellen Internetaufritt, wenn du schon so einige Viewer erreicht hast.

Wenn dich all das nicht abschreckt und du dennoch weitermachen willst, dann könntest du eine Chance haben. In der Kunstwelt zählen nur drei Aspekte: Fleiß, Durchhaltevermögen und eine gewaltige Menge Glück. (Mit den richtigen Kontakten, steigen deine Chancen aber um ca. 10%)

Edit: Eine Sache noch zum Geld: Es gibt richtig schlechte Künstler auf Patreon, die dennoch 30.000€ im Monat verdienen. Lass dich davon nicht abschrecken. Entscheide dich erstmal, ob du deinen kompletten Lebensunterhalt damit decken möchtest oder nur einen Teil. Alles weitere kommt später. Du kannst mir glauben: Wenn du deine ersten 300€ im Monat verdient hast - egal auf welche Weise - wirst du unglaublich glücklich sein. Und von da an kannst und MUSST du auch deine nächsten Schritte überlegen. Willst du auf diesem Niveau bleiben und dafür noch einige Freiheiten im Leben haben? Oder willst du lieber deine komplette Kraft und Zeit der Kunst widmen?

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Digital artist (Illustrationen) seit 2001
Unbekannt684 
Fragesteller
 08.01.2024, 14:38

vielen Dank für deine überraschend ausführliche Antwort. Ich zeichne leidenschaftlich seit der Kindheit, und kann mir deswegen viele von den Aspekten, die du beschrieben hast auf jeden Fall gut vorstellen, da ich die meisten Erfahrungen selbst durchgemacht habe. Mein Ziel ist tatsächlich vom zeichnen, ein extra monatliches, minimalistisch verdienst zu machen, und mich nicht damit hauptberuflich zu beschäftigen daher habe ich die Frage auf diesem Portal gestellt. Ich möchte nur potenzielle Kunden gewinnen, die dazu bereit wären für eine einzigartige und selbstgemachte Arbeit gut zu bezahlen. Natürlich sind mir auch die Kosten, wie zum Beispiel Steuergelder fürs Finanzamt etc. bekannt, deswegen wäre meine nächste Frage, ob es Plattformen gibt die so etwas unterstützen?

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Wirkt etwas He-Man mäßig.

Ich weiß aber nicht, ob solche Zeichenstile überhaupt noch gesucht/gefragt sind..

Woher ich das weiß:Recherche
Unbekannt684 
Fragesteller
 08.01.2024, 11:58

Das wäre super, wenn es noch jemanden gäbe der mich dabei unterstützen könnte:)

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Anonymer1Alfred  08.01.2024, 12:01
@Unbekannt684

Müsstest wohl in die USA gehen und in Hollywood anfragen, ob noch Zeichner gesucht werden, und da mal deine Bilder vorstellst. Natürlich erstmal Alles nur online vorzeigen, nicht gleich da hinfliegen.

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also erstens mal: du bist echt gut

fahr mal auf die Frankfurter Buchmesse und geh ein bis zwei Tage bei den Verlagen Klinken putzen. Vielleicht kommt mal ein Anruf.

Drück dir die Daumen.

Guten Tag Unbekannt684,

meine höchste Anerkennung zu Deinen Bleistift Zeichnungen; das ist mal eine schöne, feine Arbeit.

Ich würde Dir empfehlen Dich in der Branche Grafikdesigner umzuschauen, da gehört Dein Super-Talent hin

Was macht man als Graphic Designer?

Grafikdesigner/innen gestalten grafische Kommunikationsmittel, z.B. Plakate, Prospekte, Verpackun- gen und Anzeigen. Auch Webpräsenzen entwerfen und programmieren sie. Auf Grundlage von Kun- denwünschen fertigen sie verschiedene Entwürfe mithilfe spezieller Software oder skizzieren Entwürfe per Hand.

Hier kannst Dich weiter informieren

https://www.google.com/search?q=grafik+designer&sca_esv=596527358&ei=WdqbZe_uILiEhbIPz8Ga6AQ&oq=grafik+designer&gs_lp=Egxnd3Mtd2l6LXNlcnAiD2dyYWZpayBkZXNpZ25lcioCCAAyBRAAGIAEMgUQABiABDIFEAAYgAQyBRAAGIAEMgUQABiABDIFEAAYgAQyBRAAGIAEMgUQABiABDIFEAAYgAQyBRAAGIAESPdFUPwFWM0ycAF4AZABAJgByQGgAc4MqgEFNy43LjG4AQHIAQD4AQHCAgoQABhHGNYEGLADwgINEAAYgAQYigUYQxiwA8ICERAuGIAEGLEDGIMBGMcBGNEDwgILEAAYgAQYsQMYgwHCAg4QABiABBiKBRixAxiDAcICDhAuGIAEGIoFGLEDGIMBwgIUEC4YgAQYigUYsQMYgwEYxwEY0QPCAiAQLhiABBixAxiDARjHARjRAxiXBRjcBBjeBBjgBNgBAcICBRAuGIAEwgILEC4YgAQYsQMYgwHCAgQQABgDwgIdEC4YgAQYigUYsQMYgwEYlwUY3AQY3gQY3wTYAQHCAg4QLhiABBixAxjHARjRA8ICGhAuGIAEGLEDGIMBGJcFGNwEGN4EGN8E2AEBwgILEAAYgAQYigUYkgPCAggQABiABBixA8ICDhAuGIAEGLEDGIMBGNQCwgILEC4YgwEYsQMYgATCAgcQABiABBgKwgIaEC4YgwEYsQMYgAQYlwUY3AQY3gQY4ATYAQHCAgsQLhiABBjHARivAeIDBBgAIEGIBgGQBgq6BgYIARABGBQ&sclient=gws-wiz-serp

Viel Erfolg !