Mercedes W210 als Erstwagen?(Bj. 1995-2002)?

3 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Hallo Albert,

kenne mich mit den Autos sehr gut aus und muss sagen: Technisch gesehen spricht alles für den W210. Motormäßig reicht der E200 aus, alles andere ist witzlos. Die Sechszylinder laufen rau und sind durstig, die Diesel (CDI und Vormodelle) entweder kaum noch in gutem Zustand zu finden und/oder mit gelber oder gar roter Plakette nicht mehr zu empfehlen.

Problemzonen sind der Rost (dazu später mehr), defekte ELCODE-Schlüssel, beim W210 Mopf ab Sommer '99 Pixelfehler in den Displays, erblindete Kunststoffscheinwerfer sowie alle 80.-90.000 Kilometer die Spurstangenköpfe. Das Differenzial ist oft ölfeucht, aber wenn es trocken ist, ist es auch nix - dann rostet's nämlich. Im Allgemeinen sind die Motoren und Aggregate sehr wartungsfreundlich, außerdem reicht dem M111 Motor ein günstiges 10W-40 oder 15W-40 Öl nach MB-Freigabe nach Blatt 229.1 aus. Preiswerter geht es kaum noch!

Thema Rost: Es gibt beim W202 und W210 sowie allen Abkömmlingen (T-Modelle, CLK) durchaus noch heute Autos ohne aggressiven Rostbefall. Mein W202 ist auch fast rostfrei und original - da wurde nachweislich nie was ersetzt außer 2017 eine Tür nach einem Unfallschaden ersetzt. Der Lack ist original - ich habe ja zu dem Auto den ganzen Werdegang und kenne den Vorbesitzer, da war nie was. Die Geschichte dahinter ist meist so zu erklären, dass diese Autos unmittelbar nach den Werksferien bzw. zum Start des neuen Modelljahrs gebaut worden sind oder im Falle des W202 aus dem Bremer Werk stammen (meiner ist aus Bremen). Fahrzeuge aus Bremen (Fahrzeugnummer etwa WDB2020181F...... statt WDB2020181A...... für Sindelfingen) sind besser gegen Rost geschützt und wurden besser lackiert - und die direkt nach den Werksferien gebauten Fahrzeuge aus den Produktionszeiträumen von Mitte-Ende Juni bis etwa Ende September wurden gebaut, als die Werkzeuge noch spitz waren, die Tauchbäder noch nicht kontaminiert und die Blechzuschnitte eindeutiger/präziser. Es lohnt sich, darauf zu achten.

Mit der Fahrzeugpflege hat das nur wenig zu tun bzw. weniger als gedacht - ich habe sehr viele W202 und W210 gesehen und genug "Rentnerautos", die ganz schlimm gewesen sind trotz Garage, Pflege und wenig Kilometern. Es hängt am Blech, vereinzelt auch an bestimmten Lackierungen - die Uni-Lacke waren oft etwas besser.

Wenn du einen ohne großartigen Rostbefall findest, wieso nicht. Ausgefallene Ansprüche an Ausstattung und Farbe darfst du jedoch nicht haben; man muss nehmen, was man findet. Mit 3000 Euro kommst du aber hin für einen Wagen, der aktuell in Ordnung ist, neu TÜV hat und eine seriöse Vorgeschichte.

Allgemein kann ich dir aber nur zum Kauf eines W210 raten, weil die Autos sehr solide und zuverlässig und bei minimaler Wartung wirklich langlebig sind. Auch die Ersatzteile sind preiswert und es gibt vieles als Nachbauteil. Die Handschaltungen sind zwar wenig prickelnd, zum M111 Motor passen sie auch nicht - man denkt immer, im falschen Gang unterwegs zu sein. Ich bin eigentlich kein Automatikfan, aber beim W202 war mir damals nach der Probefahrt eines C180 mit fünf Gängen klar, dass es ein Automatik werden muss.

Qualitativ ist alles, was von Mercedes danach gebaut wurde, zumindest aus technischer Sicht weit schlechter - abgesehen vom W203 C180 Sauger, C200 Kompressor oder C230 Kompressor mit M111 EVO Motoren. Aber das sind wiederum solche aggressiven Roster, dass man sich das ersparen sollte. Da ist sogar der 210er besser - der richtige Schrott ist sowieso schon geschlachtet oder in Afrika.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Albertwie1G 
Fragesteller
 09.06.2021, 02:52

Hey Danke für deine wirklich detaillierte und ausführliche Antwort. Also dann ist der kleine „Traum“ vom w210 als Erstwagen doch nicht geplatzt. Ich liebe die Daimler aus den 90ern einfach (Vorallem der Innenraum) Muss wohl daran liegen das mein Opa selbst einen w202 180 besitzt und ich quasi mit dem Wagen infiziert wurde :D Danke dir nochmal vielmals und schöne Restwoche.✌️

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Das noch welche davon existieren wundert mich. Ich kenn die Dinger noch aus Mercedes Werkststatt Zeiten. 3 Jahre alt und die Türen durch. Nach 5 Jahren teilweise neue Schweller fällig. Beim T Modell müsste damals ein Teil der Dachhaut ersetzt werden damit die Heckklappenscharniere nicht raus fallen vor lauter Rost. Motorhauben, Kotflügel, grundsätzlich ist bei dem Auto alles vom Rost befallen.

Dazu kommen Motoren die selbst damals außer lahm nichts waren. Die einzigen die mehr Vorwärtsdrang hatten, haben gesoffen. Alles in allem ein Auto von dem man ganz weit Abstand nehmen sollte. Außer von den Sitzen. Die waren bequem


Albertwie1G 
Fragesteller
 07.06.2021, 21:07

So weh es mir auch tut :( dann lass ich es lieber.

Danke dir dennoch für die ausführliche Antwort.

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Lass es besser bleiben. Zu viele Krankheiten und Rost !


Albertwie1G 
Fragesteller
 07.06.2021, 21:09

Wirklich schade um den 210. Ein echt schöner Wagen. Wäre da nicht der Rost.

Danke dir.

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verreisterNutzer  07.06.2021, 21:20
@Albertwie1G

Mein Schwiegervater hatte einen 280er. War ein Garagenwagen und deshalb fast rostfrei. Andere sahen weniger schön aus.

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