Menschen, die Sorgen erzählen?
Was haltet ihr von Menschen, die anderen Menschen, welche sie neu kennengelernt haben ihre Sorgen erzählen?
Z.B. über Einsamkeit usw. redet?
Das Ergebnis basiert auf 15 Abstimmungen
9 Antworten
Das kommt ganz darauf an, um welche Sorgen es sich handelt und was ich speziell zu deren Lösung beitragen könnte.
Eigentlich wollte ich "abschreckend" ankreuzen, aber man muss das wohl von Fall zu Fall entscheiden.
Ich dachte bei der Frage spontan an Zugfahrten. Da ich ein recht kommunikativer Mensch bin, komme ich immer schnell mit Leuten ins Gespräch. Oft ist das eine nette Abwechslung, und eine lange Bahnfahrt vergeht etappenweise wie im Fluge. Aber ab und zu gerät man an Leute, die Aufgeschlossenheit als Einladung auffassen, sämtliche Sorgen und Nöte bei einer fremden Person abzuladen. Sie reden, reden, reden, hören selbst überhaupt nicht zu, wenn man etwas einwirft, und man ist dann wirklich gezwungen, in der Not auf die Toilette, dann ins Bistro auszuweichen und, wenn man zurückkommt, irgendetwas von Müdigkeit zu faseln, den Kopf an eine Lehne sacken zu lassen und die Augen zuzumachen.
Im Flieger ist's noch schlimmer. Zum einen sitzt man sich noch dichter auf der Pelle (Ich fliege nicht 1.Klasse!), und mal eben ins Bistro ausweichen geht auch nicht. Man braucht auch nicht darauf zu hoffen, dass der/die NachbarIn vor einem die Maschine verlässt, ne, man muss brav bis zum Zielflughafen durchhalten.
Ich lasse mich aber trotz dieser unangenehmen Erfahrungen doch immer wieder auf Gespräche ein, denn es kann wirklich auch sehr unterhaltsam werden. Ob allein oder in Begleitung, nach längeren Flügen haben wir schon Leute mit nach Haus genommen, und auch uns ist es schon passiert, dass wir plötzlich Gast in einer Familie waren. Das sind allerdings wirklich Ausnahmen.
Kommt darauf an. Ich bin ein guter Zuhörer, gebe Leuten gerne Ratschläge und tausche mich gerne aus. Wenn man sich allerdings wenig kennt, sollte man solche Themen zuerst nicht besprechen.
Ich ordne das Verhalten als nichts Besonders ein, da die Person wahrscheinlich jedem die Standardstory erzählt (vllt. auch nicht alles sagt, sondern auf einen speziellen Aspekt hin - vllt. will sie einen auch manipulieren, gibt es auch).
Trotzdem hör ich zu und bilde mir meine Meinung, versuche nicht voreingenommen zu sein und von dem Gesagten mich nicht groß beeinflussen zu lassen. Die Zeit wird es zeigen.
Grundsätzlich halte ich es aus Perspektive des Erzählenden für unklug und ungeschickt. Intimes muss intim bleiben und Sorgen und Probleme teilt man in unserer Kultur halt nur, wenn man ein wirklich enges Verhältnis miteinander hat.
Aus Perspektive des Zuhörers denke ich mir dann schon so einiges. Einerseits helfe ich gerne und höre sicherlich zu, andererseits denke ich aber auch, dass das vielleicht ein Warnsignal für Einsamkeit ist oder für gestörtes Sozialverhalten.
Was denn?