2 Antworten

Grundsätzlich gibt es nunmal Doktorspiele in Kitas. Und ja, Kinder verstecken sich dazu. Einen Extraraum finde ich übertrieben, finde das Konzept mit den Regeln aber sinnvoll. Solche Regeln und Grenzen müssen intensiv mit den Kindern erarbeitet, besprochen und geübt werden (Projekte zum "Nein!" sagen und sowas).

Was ich also davon halte? Den Ansatz finde ich gut - die Umsetzung befremdlich und nicht sinnvoll.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Staatlich anerkannte Erzieherin

Hi.

Dass es im Rahmen der psychosexuelle Entwicklung von Kindern zu körpernahen Spielen (sog. Doktorspielen) kommen kann ist VOLLKOMMEN NORMAL. Das macht nicht jedes Kind, aber es sind auch nicht wenige Kinder, die solche körpernahen Spiele alleine ("Selbstbefriedigung") oder gemeinsam mit Gleichaltrigen durchführen.

In einer pädagogischen Einrichtung ist es daher unerlässlich Regeln für körpernahe Spiele zu formulieren, um sicherzustellen, dass es nicht zu übergriffigem Verhalten (es passiert etwas, was ein Kind nicht möchte) oder gar Verletzungen kommt.

Das Einrichten eines extra Raumes dafür kann durchaus eine gute Idee sein. Kinder ziehen sich für körpernahe Spiele gerne zurück und je nach den baulichen Gegebenheiten, ist ein ausgewiesener Raum besser für Pädagogen einsehbar, als beispielsweise ein Gebüsch.

Der AWO-Einrichtung kann man allenfalls eine dürftige Kommunikation mit der Elternschaft vorwerfen. Sollte sich der Elternbrief, wie von FOCUS dargestellt, nur auf die Regeln beschränkt haben, würde der entwicklungspsychologische Kontext fehlen (der auch im FOCUS nicht geliefert wird). Darüber hinaus erscheint mir die Wortwahl etwas zu direkt. "Körpernahe Spiele" klingt da mmn etwas passender als "sexuelle Spiele".

In meiner Kita findet ein jährlicher Themenelternabend zum Thema "Kindliche Sexualität und körpernahe Spiele statt."

Der FOCUS-Artikel ist gewohnt miserabel. Das Thema psychosexuelle Entwicklung wird nicht weiter erläutert und das Verhalten der Kita nicht in einen Kontext eingeordnet. Stattdessen schwingt der unausgesprochene und vollkommen bescheuerte Vorwurf der "Frühsexualisierung" mit, was ja ein viel bemühter Mythos in gewissen Kreisen ist.

Nochmal in aller Deutlichkeit:

"Doktorspiele" zur Erkundung des eigenen oder anderer Körper sind ein normaler und wichtiger Aspekt der kindlichen Entwicklung!

Diese "körpernahen Spiele" werden in der Fachsprache als Teil der kindlichen Sexualität eingeordnet.

Kindliche Sexualität hat NICHTS mit erwachsener Sexualität zu tun. Kindliche Sexualität zielt auf Erkundung des eigenen und anderer Körper und dem Genießen der sensorischer Reize ab. Erwachsene Sexualität hingegen auf erotische Lust, Orgasmen und Fortpflanzung.

Es ist Aufgabe von Pädagog:innen körpernahe Spiele bei Kindern zu benennen, Regeln aufzustellen und die Spiele im Blick zu behalten.

Das Thema "psychosexuelle Entwicklung von Kindern" ist eben auch ein Fachthema und wer davon keine Ahnung hat, sollte sich zumindest kurz ins Thema einlesen, bevor stumpf gegen Pädogog:innen und Kitas geschossen wird.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung