Maria die neue Eva?

4 Antworten

Von Experte Athanasius71 bestätigt

Die Bezeichnung Marias als „die neue Eva“ innerhalb der katholischen Theologie ist tief verwurzelt in der biblischen Typologie und der Tradition der Kirche. Diese Sichtweise findet ihren Ursprung in der Gegenüberstellung der Rollen von Eva und Maria im Heilsplan Gottes. Eva, die erste Frau nach der christlichen Überlieferung, spielt im Buch Genesis eine zentrale Rolle beim Sündenfall der Menschheit, indem sie Gottes Gebot überschreitet und vom Baum der Erkenntnis isst. Dieser Akt des Ungehorsams brachte Sünde und Tod in die Welt. Maria, die Mutter Jesu, wird hingegen als Instrument der Erlösung verstanden, durch ihre bedingungslose Zustimmung, Gottes Willen zu erfüllen und den Erlöser, Jesus Christus, zur Welt zu bringen.

Die Parallele zwischen Eva und Maria wurde früh von Kirchenvätern wie Justin der Märtyrer und Irenäus von Lyon gezogen. Irenäus argumentierte, dass so, wie durch den Ungehorsam einer Frau der Tod in die Welt kam, durch den Gehorsam einer anderen Frau die Quelle des Lebens geboren wurde. Maria wird somit als „neue Eva“ betrachtet, weil sie durch ihren Glauben und ihr Ja-Wort zu Gott den Weg für die Erlösung der Menschheit ebnete, die durch Evas Handlung verloren gegangen war.

Diese Typologie wird in der katholischen Mariologie weiter vertieft durch die Lehre von Marias Unbefleckter Empfängnis, die besagt, dass Maria von Anfang an frei von der Erbsünde war. Dies unterstreicht ihren einzigartigen Stand als „neue Eva“, denn während Eva durch ihre Entscheidung die Sünde in die Welt brachte, wurde Maria so konzipiert, dass sie vollkommen frei von Sünde war, um die Mutter des Erlösers zu sein. Marias Rolle als „neue Eva“ ist somit nicht nur symbolisch, sondern auch wesentlich für das Verständnis der Heilsökonomie aus katholischer Sicht.

Die katholische Kirche lehrt weiter, dass Marias lebenslanger Gehorsam, ihre Jungfräulichkeit und ihre Rolle bei der Erziehung Jesu Aspekte ihres Lebens sind, die sie als „neue Eva“ auszeichnen. Durch ihr Beispiel des Glaubens, der Demut und des Gehorsams gegenüber Gottes Willen bietet Maria ein Modell christlicher Tugend und Heiligkeit.

Darüber hinaus betont die katholische Theologie, dass Marias mütterliche Fürsorge sich nicht nur auf Jesus beschränkt, sondern auf die gesamte Kirche ausdehnt. Wie Eva als „Mutter aller Lebenden“ bezeichnet wird, so wird Maria in ihrer geistlichen Mutterschaft als Mutter aller Gläubigen angesehen. Dies wird besonders in den Ereignissen unter dem Kreuz deutlich, wo Jesus Maria dem Johannes anvertraut und sie somit symbolisch zur Mutter der Kirche macht.

Die Betrachtung Marias als „die neue Eva“ ist somit ein zentraler Bestandteil der katholischen Mariologie, der Marias einzigartige Stellung in der Heilsgeschichte und ihre vorbildliche Rolle im Plan der göttlichen Erlösung unterstreicht. Es ist eine Lehre, die sowohl die tiefen theologischen Dimensionen des christlichen Glaubens als auch die persönliche Andacht und Verehrung Marias innerhalb der katholischen Kirche berührt.

Besonders schön finde ich die folgende Präfation, in der das Them auch nochmal kurz aufgegriffen und erläutert wird:

In Wahrheit ist es würdig und recht, dir, Herr, Heiliger Vater, allmächtiger, ewiger Gott, immer und überall zu danken durch unseren Herrn, Jesus Christus.
Nach deinem Ratschluss stand Maria in Treue unter dem Kreuz ihres Sohnes und hat so die Vorbilder des alten Bundes erfüllt und neu für das Leben Zeugnis gegeben.
Denn dort leuchtet die selige Jungfrau Maria auf als neue Eva. Wie eine Frau beitrug zum Tode, so sollte auch eine Frau beitragen zum Leben.
Dort erfüllt sich das Geheimnis der Mutter Zion. Sie nimmt die Versprengten, durch Christi Tod geeinten Menschen auf in ihrer mütterlichen Liebe.
Dort wird sie zum Vorbild der Kirche, die Christi Braut ist, und die im Blick auf die standhafte Jungfrau Maria dem Bräutigam die versprochene Treue hält und sich nicht durch Drohung erschrecken, noch durch Verfolgung bezwingen lässt.
Darum vereinen wir uns mit den Chören der Engel und singen den Hochgesang deiner göttlichen Herrlichkeit.

Ich hoffe, das hat geholfen und du hast etwas Einblick gewonnen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Ich habe für gewisse Zeit in einem Kloster gelebt

Was macht das für einen Sinn? Erklärt das bitte jemand?

Ich vermute das geht auf die mariologische Deutung von Gen 3,15 zurück: "Und ich werde Feindschaft setzen zwischen dir und der Frau, zwischen deinem Nachwuchs und ihrem Nachwuchs; er wird dir den Kopf zermalmen, und du, du wirst ihm die Ferse zermalmen."

Schon früh (wie beim bereits erwähnten Justin d. Märtyrer), aber insbesondere im Mittelalter, wurde hier mit Eva's "Nachwuchs" Maria identifiziert (erst ab der Reformation setzte sich die christologische Deutung der Stelle durch), sodass Maria die "neue Eva" wurde, die der Schlange den Kopf zermalmt (vgl die mariologische Deutung der Frau in Offb 12).

Maria ist die neue Eva, weil Jesus der neue Adam ist. Literatur: Brant Pitre, The Jewish roots of Mary.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Gläubiger Katholik

Luca246810  24.02.2024, 22:07

Eine interessante Buchempfehlung!

Eva hat gesündigt. Dadurch entstand die Erbsünde, folglich ein großes Schaden.

Dieser Schaden soll durch die neue Eva eben durch Maria die ihr ganzes Leben nicht eine Sünde begangen hat wett gemacht werden.

Woher ich das weiß:Recherche