Le cauchemar des coalitions- Was ist damit gemeint? Geschichte-Bismarck

2 Antworten

Der französische Ausdruck (in der Diplomatie war damals die französische Sprache vorherrschend) bedeutet Alpdruck/Alptraum der Koalitionen.

Für Otto vom Bismarck war nach der Gründung des Deutschen Reiches 1870/1 außenpolitisch eine gegen das Deutsche Reich gerichtete Koalition von Großmächten die größte Besorgnis. Diese Gefahr war für ihn ein Schreckgespenst, das ihn plagte und beunruhigte. Seine Außenpolitik, vor allem bei Abkommen und Bündnissen, war stark davon bestimmt, das Zustandekommen einer solchen feindlichen Koalition zu verhindern.

Ein Bündnis Deutschlands mit Frankreich schätzte Bismarck als kaum möglich, nachdem es in einem Krieg besiegt worden war und im Friedensvertrag auf  Elsaß-Lothringen verzichten und sich zur Zahlung von 5 Milliarden Goldfranc verpflichten mußte. Daher war ein Hauptziel, Frankreich zu isolieren. Bismarck versuchte, das Entstehen eines gegen Deutschland gerichteten Bündnisses zwischen Frankeich (das sich gedemütigt fühlte und auf Revanche sinnen konnte) und einer anderen Großmacht zu verhindern. Eine Koalition aus mehreren Großmächten hätte (anders als eine Großmacht allein) eine Stärke gehabt, um sich starken Druck und einen Angriff zutrauen zu können. Bismarck hat  eine verwickelte Bündnispolitik (mit kunstvollem Einbeziehen vorhandener Spannungen) unternommen, um das Deutsche Reich im internationalen Staatensystem zu schützen und durch vielfältige Einbindungen die Gefahr von weitgehenden Kriegen zu verringern. Er erklärte das Deutsche Reich für saturiert (gesättigt), also ohne weitere Gebietsansprüche.

Im Juni 1877 entwarf Bismarck ein Gutachten über die Lage  Deutschlands in Europa, das „Kissinger Diktat“ vom 15. Juni 1877 (vgl. Otto Pflanze, Bismarck. 1. Auflage in der Beck'schen Reihe. München : Beck, 2008. Band 1: Der Reichsgründer (Beck'sche Reihe ; 1785), S. 158 – 159). Darin steht unter anderem geschrieben:

„Ein französisches Blatt sagte neulich von mir, ich hätte »le cauchemar des coalitions«; diese Art Alp wird für einen deutschen Minister noch lange, und vielleicht immer, ein sehr berechtigter bleiben. Koalitionen gegen uns können auf westmächtlicher Basis mit Zutritt Österreichs sich bilden, gefährlicher vielleicht noch auf russisch-österreichisch-französischer; eine große Intimität zwischen zweien der drei letztgenannten Mächte würde der dritten unter ihnen jederzeit das Mittel zu einem sehr empfindlichen Drucke auf uns bieten. In der Sorge vor diesem Eventualitäten, nicht sofort, aber im Lauf der Jahre, würde ich als wünschenswerte Ergebnisse der orientalischen Krisis für uns ansehen: 1. Gravitierung der russisch und österreichischen Interessen und gegenseitigen Rivalitäten nach Osten hin, 2. der Anlass für Russland, eine starke Defensivstellung im Orient und an seinen Küsten zu nehmen und unseres Bündnisses zu bedürfen, 3. für England und Russland ein befriedigender Status quo, der ihnen dasselbe Interesse an Erhaltung des Bestehenden gibt, welches wir haben, 4. Loslösung Englands von dem uns feindlich bleibenden Frankreich wegen Ägyptens und des Mittelmeeres, 5. Beziehungen zwischen Russland und Österreich, welche es beiden schwierig machen, die antideutsche Konspiration gegen uns gemeinsam herzustellen, zu welcher zentralistische oder klerikale Elemente in Österreich etwas geneigt sein möchten. Wenn ich arbeitsfähig wäre, könnte ich das Bild vervollständigen und feiner ausarbeiten, welches mir vorschwebt: nicht das irgendeines Ländererwerbs, sondern das einer politischen Gesamtsituation, in welcher alle Mächte außer Frankreich unser bedürfen, und  von Koalitionen gegen uns durch ihre Beziehung zueinander nach Möglichkeit abgehalten werden.“

In seiner Autobiographie „Gedanken und Erinnerungen“ berichtete Bismarck von einer Diskussion kurz vor dem Berliner Kongreß 1878 mit Graf Schuwalow (russischer Botschafter in London und zweiter Bevollmächtigter Russlands beim Berliner Kongreß), bei dem dieser ihn fragte, ob er den Alptraum der Koalitionen habe, worauf Bismarck antwortete, dies notwendigerweise zu haben.

Zweites Buch Kapitel 17 Berliner Congreß III: „Er sagte unter Anderm in der Discussion: »vous avez le cauchemar des coalitions«, worauf ich erwiderte: »nécessairement«.   Achtzehntes Kapitel Der Dreibund II: „Der Graf Schuwalow hatte vollkommen Recht, wenn er mir sagte, daß mir der Gedanke an Coalitionen böse Träume verursache.“

 

Anonym1363  19.04.2020, 00:50

Hallo :) ich finde Ihre Antworten sehr ausführlich und sehr gut. Man merkt das Sie Ahnung von Geschichte haben. Deshalb möchte ich ihnen Fragen ob es möglich ist das Sie meine Antworten zu meinen Geschichtshausaufgaben krontrollieren können. Sie dürfen selbstverständlich auch ablehnen. Danke

LG

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Ich glaub das waren irgentwlche Bündnisse, die ihm später Probleme gemacht haben.

Google es doch einfach.