Kurt Tucholsky - Danach Analyse
Hallo zusammen, ich soll in einem Seminar ein vom Leiter ausgewähltes Gedicht vorstellen. Dabei handelt es sich um "Danach" von Kurt Tucholsky. Allerdings lassen sich dem Internet nicht besonders viele Informationen bzgl. Analyse/Interpretation entnehmen :( Weiß von euch vllt jemand besser Bescheid darueber oder hat es im Unterricht mal durchgenommen? Danke schon mal!!
Danach
Es wird nach einem happy end im Film jewöhnlich abjeblendt. Man sieht bloß noch in ihre Lippen den Helden seinen Schnurrbart stippen -- da hat sie nu den Schentelmen. Na, un denn --? Denn jehn die Beeden brav ins Bett. Na ja ... diss is ja auch janz nett. A manchmal möcht man doch jern wissn: Wat tun se, wenn se sich nich kissn? Die könn ja doch nich immer penn ...! Na, un denn --?
Denn säuselt im Kamin der Wind. Denn kricht det junge Paar 'n Kind. Denn kocht sie Milch. Die Milch looft üba. Denn macht er Krach. Denn weent sie drüba. Denn wolln sich Beede jänzlich trenn ... Na, un denn --?
Denn is det Kind nich uffn Damm. Denn bleihm die Beeden doch zesamm. Denn quäln se sich noch manche Jahre. Er will noch wat mit blonde Haare: vorn dof und hinten minorenn ... Na, un denn --?
Denn sind se alt. Der Sohn haut ab. Der Olle macht nu ooch bald schlapp. Vajessen Kuß und Schnurrbartzeit -- Ach, Menschenskind, wie liecht det weit! Wie der noch scharf uff Muttern war, det is schon beinah nich mehr wahr!
Der olle Mann denkt so zurück: Wat hat er nu von seinen Jlück? Die Ehe war zum jrößten Teile vabrühte Milch un Langeweile. Und darum wird beim happy end im Film jewöhnlich abjeblendt.
2 Antworten
jeder interpretiert ja ein Gedicht von seiner Warte aus..
also von meiner ist da alles drin enthalten von himmelhoch Jauchzend bis zu Tode betrübt.., wegen den versäumten eigenen Leben..und auch zeigt er die Verdummung durch/über der Filmindustrie auf .. die Beeinflussung .. Zweisamkeit ist schöön, und was danach kommt soll man nicht der überwiegenden Wirklichkeit entsprechend sehn..
von dem Wandel einer glücklichen Liebe zum Stress in der Ehe ..das schrumpfen der Liebe in dr täglichen Langeweile..... das sich über werden..der Zwang zusammen zu bleiben..:Wegen dem Kind( das war zu K.Tu.. Zeit noch ein echter gesellschaftlicher Zwang).. &&&&&->
Auf der einen Seite der Film, der das "Leben" zeigen soll und den Zuschauer mit einer Illusion, nämlich dem Happy End, entlässt.
Auch im Leben der "janz normale Lütt" (oder so - Sprache anlaysieren!) gibt es Momente wie im Film das Happy Ending - nur dass es eben Momente sind und keine Ewigkeiten. Die Illusion des immerglücklichen Paares aus dem Film bestätigt sich im Alltag nicht. Da gibt es nämlich Probleme, Streitigkeiten, Alltäglichkeiten.
Aber das will keiner sehen. Darum wird beim Happy End im Film jewöhnlich abjeblendt. Die Illusion bleibt bestehen. Im Leben nicht.
In die Richtung würde ich gehen.
Eine mögliche Zusatzerklärung - aus "moderner Sicht":
In der Zeit des Kurt Tucholsky war tatsächlich meist nach dem Kuß auch Schluß (mit dem Film).
Erst später wurde dann auch das, was nach dem Kuß gern und oft geschieht, Stoff für filmische Wiedergabe - die Darstellung der Sexualität wurde freizügiger. Auch dort, wo ein Abblenden vielleicht sinnvoll gewesen wäre, wird mitunter NICHT abjeblendt.
super dankeschoen!:)