Könntet ihr ein Schwerbehindertes Kind großziehen?

Das Ergebnis basiert auf 25 Abstimmungen

Nein könnte keines bekommen, wäre aber eine traurig 44%
Ich würde es dennoch bekommen und lieben 36%
Ich weiß es nicht 20%

9 Antworten

Ich weiß es nicht

Vorab: Es ist eine Entscheidung, die man nicht treffen kann, wenn man nicht in der SItuation steckt. In der konkreten Situation stecken noch andere Faktoren mit drin, die es schwerer machen sich zu entscheiden. oder ggf. auch leichter.

Es kommt schlicht und einfach auch auf den konkreten Moment an, in dem ich diese Entscheidung treffen muss und die äußeren Umstände, die ich dann habe.

Aktuell würde ich aber einfach sagen: Ich würde mich für sämtliche möglichen Untersuchungen und falls sowas rauskommen würde gegen ein behindertes Kind entscheiden.

Das hat persönliche Gründe und hängt mit persönlichen Erfahrungen zusammen, die ich gemacht habe.

Natürlich besteht IMMER das Risiko, dass etwas passiert und ich in dieser Situation zurückbleibe, das möchte ich nicht leugnen und ja, in diesem Falle würde es vermutlich irgendwie gehen... doch wenn mir die Entscheidung gelassen wird, dann würde ich mich, Stand jetzt, nicht dafür entscheiden.

Und sowas habe ich auch immer ab irgendeinem Punkt in meinen Partnerschaften abgeklärt, für den Fall, wie der Person grundsätzlich zu dem Thema steht.

Lukasr1f1718 
Fragesteller
 17.09.2023, 22:45

Dankeschön für deine Antwort

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Ich würde es dennoch bekommen und lieben

Genau darüber habe ich damals schon während meiner Ausbildung nachgedacht.... bevor ich zum ersten Mal schwanger war. Für mich stand damals schon fest "Ja, würd ich schaffen". Während der ersten Schwangerschaft kam dann die Frage auf "Nackenfaltenmessung, ja oder nein? Dies oder jenes testen, ja oder nein? Was ist wenn....?" Ich war mir sicher das ich "wenn" dann das defintiv schaffe (allein schon durch meine Ausbildung und berufliche Erfahrung in dem Bereich). Und ansonsten wüsste ich das ich nicht alleine bin und das es Anlaufstellen gäbe die unterstützen.

Mein Mann verließ sich auf meine Einschätzung.

Ich weiß es nicht

Es kommt sehr häufig vor, dass man sich in der Theorie eine abstrakte Meinung bildet („auf jeden Fall“… „auf keinen Fall“), bis einen tatsächlich die Praxis geradezu erschlägt. 

Ich bin bekennender "Pro-Choicer" - also nicht „für“ Abtreibung, sondern für die freie Wahlmöglichkeit - und dafür, dass Frauen selbstbestimmt über ihr Leben, ihren Körper und damit auch ihre Reproduktion entscheiden können. Das Recht auf reproduktive und sexuelle Gesundheit und Selbstbestimmung schließt aus dieser Perspektive auch das Recht auf den Abbruch einer (aus welchen Gründen auch immer) ungewollten Schwangerschaft ein.

Doch habe ich mich trotz "Altersindikation" (37 und 39 Jahre) bei meinen geplanten Schwangerschaften bewusst gegen jegliche Pränataldiagnostik entschieden - wohl in dem Wissen, auch ein behindertes Kind physisch, psychisch, finanziell, partnerschaftlich und lebensplanerisch "stemmen" zu können.

Aber ich habe auch jedes Verständnis dafür, wenn sich eine Frau oder ein Paar das eben nicht zutraut.

Denn sie sind es, die mit den gegebenenfalls einhergehenden Belastungen jeden Tag leben müssen, mitunter ihr geliebtes Kind leiden sehen und sich fragen, wer sich denn nach ihrem Tod um das Kind kümmert.

Ich kann nur jedem wünschen, niemals eine solch qualvolle Entscheidung treffen zu müssen, sich gegebenenfalls für oder gegen ein behindertes Wunschkind zu entscheiden.

Wenn es denn aber so ist, kann ich nur hoffen, dass die Frau Unterstützung, Respekt und Verständnis erfährt.

Ich vermag jedoch nicht zu beurteilen, wie ich bzw. wir als Paar uns entschieden hätten, wenn sich bei einem der 3 Routineultraschalluntersuchungen Anhaltspunkte für eine schwere Beeinträchtigung des Kindes ergeben hätten.

Allerdings hätten wir unsere Entscheidung, die Schwangerschaft auszutragen oder abzubrechen, bestimmt nicht davon abhängig gemacht, was fremde Menschen in einem anonymen Laienforum so abstimmen.

Alles Gute für dich!

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Ich bin seit fast 40 Jahren Hebamme
Ich würde es dennoch bekommen und lieben

Auch ein schwerbehindertes Kind wäre mein Kind und würde geliebt werden.

Das kind kann kaum reden

Das können Kleinkinder in den ersten Lebensjahren generell kaum, weil sie es erst lernen. Trotzdem kenne ich niemanden, der deswegen sein Kind weg gibt...

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Heilerziehungspflegerin/ Ally der Behindertencommunity
BeviBaby  17.09.2023, 23:03
Das können Kleinkinder in den ersten Lebensjahren generell kaum, weil sie es erst lernen. Trotzdem kenne ich niemanden, der deswegen sein Kind weg gibt...

Es gibt einen Unterschied zwischen 'das ist JETZT ein Kleinkind' und 'das bleibt auch für den Rest seines Lebens auf dem Stand eines Kleinkinds'.

Der Vergleich, den du hier anbringst ist schlicht und einfach Murks. Klar habe ich ggf. JETZT die Möglichkeiten und den Willen mich um ein Kind zu kümmern, das bei allem Hilfe braucht... aber wie sieht das in 15, 30, 50 Jahren aus?

Je nach Behinderung haben viele Leute heutzutage eine z.T. normale Lebenserwartung... und für viele Leute ist genau das ein Problem: Was wird aus dem Kind, wenn ich nicht mehr da bin?

Ggf. werden dann die Geschwister mit rangezogen, bis die auf dem Zahnfleisch gehen, ggf. muss das Kind dann, getrennt von der Mutter die immer da war, die aber nun verstorben oder selbst pflegebedürftig ist, ins Pflegeheim und kommt damit nicht zurecht...

Wie gesagt... ich sage damit nicht, dass man sich nicht FÜR ein behindertes Kind entscheiden kann und damit glücklich wird. Aber das ist dann halt, je nach Behinderung, eine Aufgabe, die einen noch größeren Teil vom Leben einnimmt, als es Kinder regulär tun würden.

Und ich kann jeden verstehen, der sagt 'das möchte ich nicht'.

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Selkiade  17.09.2023, 23:32
@BeviBaby
aber wie sieht das in 15, 30, 50 Jahren aus?

Dann muss das Kind gar nicht mehr 24/7 bei den Eltern leben. Es gibt in der Behindertenhilfe nicht umsonst Wohngruppen und den Beruf der Heilerziehungspflege.

Wenn die Eltern keine Kraft mehr haben sich um ihr schwerbehindertes Kind zu kümmern, kann es in eine Wohngruppe umziehen.

 Was wird aus dem Kind, wenn ich nicht mehr da bin?

Ich habe während der Ausbildung zeitweise in einer Seniorengruppe gearbeitet. Dort gab es maximal noch Geschwister als Angehörige. Es funktioniert - wenn man sich auch mal mit den Unterstützungsangeboten auseinandersetzt und nicht immer nur sagt, aber ich muss mich ja kümmern.

So kann es auf Dauer natürlich nicht funktionieren, aber wenn man es zulässt die Hilfe anzunehmen und schaut welches Unterstützungsangebot am besten für die Familie funktioniert, dann ist das durchaus machbar.

Meine Freundin mit Behinderung hat noch eine Schwester. Als sie Kinder waren kam regelmäßig der Familienunterstützende Dienst (FuD) vorbei, der einen Nachmittag etwas mit meiner Freundin unternommen hat, sodass die Eltern in dieser Zeit 100% für ihre andere, nicht-behinderte Tochter da sein konnten und diese die volle Aufmerksamkeit bekommen hat.

Wenn man sich diese Unterstützung aber nicht zugesteht, sondern versucht alles selber zu regeln und zu managen, dann kann es nur in Überforderung enden.

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Ich würde es dennoch bekommen und lieben

Hoi.

Ich weiß nicht, wenn ich es jetzt bekommen würde, genau sicher nicht, dazu fühle ich mich nicht in der Lage. Aber später bestimmt! Was würde dagegen sprechen, meine ich? Eigentlich ist ja jedes Kind wert, geliebt zu werden. Ich würde mich einfach gut informieren und versuchen, diesem Kind ein schönes Leben zu bieten. Natürlich wäre ich traurig, aber was kann das Kind dafür?

Mvh