Klage-Verhalten?
Warum klären die Deutschen so gerne ihre Angelegenheiten vor Gericht?
Das Ergebnis basiert auf 22 Abstimmungen
5 Antworten
Guten Morgen.
Viele Menschen sind zu blöd um zu verstehen, daß man die meisten Sachen auch zwischenmenschlich regeln kann.
Mit freundlichen Grüßen.
Weil es in Deutschland verschiedene Gerichtsbarkeit gibt, die auch strikt getrennt sind.
Nehmen wir an du wirst Opfer eines Betrugs. Dann musst du um an dein Geld zu kommen, eine zivilrechtliche Klage einreichen. Zusätzlich dazu brauchst du vorher das strafrechtliche Verfahren, damit deine Zivilklage Aussicht auf Erfolg hat.
Genauso eine Kündigungsschutzklage: du klagst erfolgreich gegen deinen Arbeitgeber auf Wiedereinstellung. Jetzt zahlt er aber trotz Gerichtsbeschluss deinen Lohn nicht rückwirkend aus. Also musst du eine neue Klage im Zivilrecht beginnen, um den Beschluss des Arbeitsgerichts durchsetzen zu können.
Du brauchst also hier um Gerechtigkeit für ein Verbrechen oder dein Begehren zu erlangen mindestens 2 Klagen.
In österreich auch
Laut Wikipedia habt ihr für Strafrecht und Zivilrecht die selbe Gerichtsbarkeit: https://de.wikipedia.org/wiki/Gerichtsorganisation_in_%C3%96sterreich
Da kann also im Betrugsfall mit einer Klage schon das volle Ziel erreicht werden, wo man in Deutschland 2 Klagen braucht.
In Österreich ist da eine Zweiteilung.
In Deutschland gibt es dagegen 5 strikt getrennte Gerichtsbarkeiten:
https://de.wikipedia.org/wiki/Gerichtsorganisation_in_Deutschland
Gute Frage Ich bin zwar kein Sozialwissenschaftler, aber mein persönlicher Eindruck ist, dass es in Deutschland viele Menschen gibt, die gerne Recht haben. Wenn sie im Glauben sind, im Recht zu sein, dann wollen sie keinen Kompromiss, sondern wollen das ihr Recht anerkannt wird und bestehen kompromisslos auf ihrer Position.
Am Ende landet es dann vor einem Gericht, es gibt vielleicht einen erzwungenen Kompromiss, oder man unterliegt im Prozess, und man verliert das Vertrauen in den Rechtsstaat. ;)
Ich würde nicht sagen, dass es eine Mentalitätssache ist. Sonst hätten wir wohl in jeder Straße ein Gerichtsgebäude. :D
Das Vertrauen in den Rechtsstaat kann man schon verlieren, wenn man wie in meinem Beispiel ein Auto von einem Gebrauchtwagenhändler kauft, das knapp 1 Monat nach Kauf einen Getriebeschaden hat und damit ein Totalschaden. Der Händler wollte das nicht als Garantiefall anerkennen, also ging es vor Gericht. Der Anwalt bestellte einen Gutachter, der widerrum erklärte, dass dieser Autohändler für solche Fälle bereits bekannt sei. Beim Gutachten kam heraus, dass der Getriebeschaden seit min. 8000 km bestand, ich jedoch weniger als 1000 km gefahren bin.
Am Ende vom Lied hatte ich verloren, weil das kein Mangel darstellt. Der Richter hatte sich dabei vor allem auf eine Aussage des Gutachters berufen. Er fragte ihn, ob man denn bei einem 10 Jahre alten Auto mit sowas rechnen müsse, worauf der Gutachter salopp dahersagte, bei einem 10 Jahre alten Auto kann man erstmal mit allem rechnen. Also stellte der Getriebeschaden lt. Richter keinen Mangel dar. Die Rechtsschutz wollte die Berufungsklage nicht übernehmen, da sie geringe Chancen auf Erfolg sah.
Ich weiss, es ist eine reine erzählung und ein Einzelfall, der keinerlei Aussagekraft zur allgemeinsituation hat. Und ich habe auch nicht wirklich das Vertrauen in den Rechsstaat verloren, ich bin "nur" von diesem Urteil bitter enttäuscht, so dass ich auch 15 Jahre später noch den Drang verspüre diese Geschichte auf GF zu posten... ;)
Ja sehr schlimm. Die müssen alles so eng sehen.
Klar könnte man denken eine doofe Eigenschaft unserer Mentalität aber persönlich denke ich es ist besser die fechten das vor Gericht aus und ein vernünftiger Richter entscheidet dann als wenn die sich draußen die Köpfe einhauen.
In österreich auch