Kann man den Sinnen trauen?

6 Antworten

Nö - darum nutzt die Wissenschaft ja Messgeräte, da unsere Sinne ziemlich unbrauchbar sind um die "absolute Wahrheit" zu ermitteln.

Einerseits sind wir eingeschränkt in dem was wir mit unseren Sinnen ("Sensoren") überhaupt wahrnehmen können und andererseits werden diese "wenigen" Infos von unserem Hirn weiter verarbeitet/interpretiert. - Das was wir sehen/spüren usw. hat also relativ wenig damit gemein wie die Welt tatsächlich ist.

Allein schon "feste Materie" ist ein nettes Beispiel: Für uns ganz klar fest - sowohl visuell als auch taktil - in Wirklichkeit aber besteht "feste Materie" zu über 99% aus "Nichts" - leerem Raum.

Auch sind wir nicht fähig irgendetwas tatsächlich zu berühren. Kein Atom unseres Körpers hat jemals ein Atom von irgendetwas anderem berührt - was wir "spüren" sind die Abstossungskräfte (ähnlich wie wenn man dieselben Pole von Magneten zusammendrückt) - aber keine tatsächliche, echte Berührung.

So liesse sich die Liste wohl ewig weiterführen...

Das, was über die Sinnesorgane reinkommt, ist erstaunlich genau. Aber die Adaption auf die Rohdaten, die dann geschieht, ist noch viel komplizierter als gedacht. Das Gehirn versucht zwar objektiv nachzubessern, kann dabei aber durch zahlreiche Phänomene in die Irre geführt werden. Ist das Instrument total genau gestimmt und das Timing mit Metronom und die Dynamik gekillt, renkt es sich schneller auf die Tonart und sonstigen Verhältnisse ein. Das macht den Müll oder auch manchmal das gute Werk beim Senderwechsel schneller präsent. Beim Gesprochenen ist es noch viel schlimmer. Ist bei der Spracherkennung auch nicht verwunderlich, daß man die Korrelate der einzelnen Laute hinterher noch mit einem kompletten Wörterbuch aus dessen Nachbarschaft statistisch nachbessern muß, wenn sich schon der Mensch oft verhört. Gesprochenes wird auch ehestens tonhöhenunabhängig erkannt, aber was da die Essenzen der einzelnen Laute sind, weiß ich nicht. Irgendwelches Gezische wohl meist. Man sagt halt jeden phonetischen Laut ein paar hundert mal möglichst variantenreich, so wie wir es noch erkennen würden, und hebt mit einem Tool die Redundanz hervor und löscht die restlichen Bereiche aus den Samples heraus, bevor man mit der Fuzzy-Logic die jeweiligen Bereiche matcht. Es soll übrigens auch Leute geben, die braun am Ende wirklich als grün sehen, obwohl sie nicht rot-grün-blind sind, es muß nur jeder nur lange genug sagen und wenn es alle sagen, dann ist immer nur einer peinlich. Man kennt das Phänomen zuhauf. Viele können auch die Mattheit nicht von dem gespiegelten Anteil trennen und achten beim Farbensehen nicht auf den Winkel. Es kann auch zu einer verzerrten Proportionswahrnehmung kommen, von dem Urteilsvermögen ganz zu schweigen.

Verlobte kann man trauen. Das macht der Standesbeamte. Die Sinne miteinander trauen geht nicht.

Oder meintest du, ob man "den Sinnen" vertrauen kann?

Man kann seinen Sinnen zumindest solange einigermaßen vertrauen, wie sie nicht mittels Indoktrination und/oder einem Berg von Unsinnsgläubigkeit verhunzt wurden.

Doch alles, was wir wahrnehmen ist immer nur ein Bruchteil von dem, was wirklich ist. Der fehlende Rest wird dazuspekuliert. Die Vertrauenswürdigkeit unserer Sinne ist deshalb extrem abhängig davon, wie sehr wir es mit Logik halten oder nicht und wie sehr wir für unsere vermeintlich "sicheren Erkenntnisse" auch alternative Denkmodell zumindest theoretisch für möglich halten oder nicht.

Oder anders: Wer ein Hammer ist, sieht bei jedem Problem immer nur einen Nagel. Ein universelles Werkzeug zu sein ist da die bessere Lösung.

Eigentlich nicht. Alles was wir über unsere 5 Sinne wahrnehmen, basiert auf elektro-chemischen Impulsen.

Insofern empfangen wir immer nur irgendwelche "Werte", woraus unser Gehirn Entsprechendes zusammensetzt.

Die Engländer XTC schrieben 1982 einen Top-5 Hit über unsere Sinne.

"Senses Working Overtime" (=Sinne machen Überstunden)

https://www.youtube.com/watch?v=07Fp-omNXCw

Alle gesunden Menschen können ihrer Wahrnehmung trauen, die meisten Fehler geschehen bei der Interpretation ihrer Wahrnehmung.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Weil Erkenntnis und Verständnis wunderbare Gaben sind.