Jura Studium NC Frei?

5 Antworten

Dann sind die Unis nicht so beliebt.

Kann an der Qualität der Lehre liegen, das wäre schlecht, aber auch einfach an den Städten.

Dass sie nicht hipp genug sind.

Musst du mehr googeln.

Bei Jura macht es keinen großen Unterschied, ob man 20 oder 200 Leute in einen Hörsaal setzt. Der Prof bekommt immer das gleiche Gehalt - was sich natürlich bei mehr Studenten mehr lohnt als bei wenigen. Deshalb ist es gar nicht so selten, dass es mehr Studienplätze als Bewerber an einigen Unis in nicht ganz so beliebten Städten gibt - und somit dieser Studiengang zulassungsfrei ist.

Allerdings solltest du dich darauf einstellen, dass Jura "Mathe mit Worten" ist. Exakte Beweise (nicht Fingerabdrücke, sondern eher im Stil von mathematischen Beweisen!), klares, logisches, schematisches Vorgehen, extrem viel Literaturrecherche (wissenschaftliche, keine Romane!) - das prägt das Jura-Studium. Wenn du dir einen ersten Eindruck davon verschaffen möchtest, was da dahinter steckt, google mal nach "Gutachtenstil".

Und nein, du musst in Jura keine Gesetzestexte auswendig lernen. Du musst sie verstehen und anwenden können. Bei der Anwendung geht es darum, Definitionen herauszufinden (und ja, davon auch einige zu lernen!) und auf den Fall nach dem vorgeschriebenen Schema anzuwenden. Und dabei ist deine eigene Meinung herzlich wenig gefragt. Du musst dich danach richten, was dort Gerichte und renommierte Wissenschaftler für korrekt halten.

"Gerne lesen", "gut reden können", "gut argumentieren" - das sind alles so vermeintliche Fähigkeiten, die immer wieder angesprochen werden, wenn es darum geht, was man für ein Jura-Studium können sollte. Und leider sind sie allesamt Unfug... Es ist ein knallharter, extrem anspruchsvoller Studiengang, bei dem Exaktheit, (mathematische) Logik und eine sehr ausgeprägte Auffassungsgabe (= viel sehr anspruchsvollen Stoff in wenig Zeit erfassen, verstehen und verinnerlichen) gefragt sind!

Von daher wäre mein Tipp, dass du Jura nur dann angehen solltest, wenn in deinem 3,0er-Abi trotzdem eine 1 in Mathe (oder einer verwandten Naturwissenschaft wie Physik) drin steckt. Wenn nicht, probier es vielleicht mal so 1-2 Semester. Aber mach dir direkt einen Plan B, den du konsequent verfolgst, wenn du in diesen ersten Semestern dann merkst, dass es eben doch nicht klappt. Und leider ist die Wahrscheinlichkeit dafür eher hoch...

LonleyBoy 
Fragesteller
 07.08.2020, 20:11

Den andauernden Bezug auf die mathematische Logik, halte ich persönlich für Unfug. Die drei von Ihnen getätigten Aussagen, wie hervorragende Argumentation oder überzeugende Redekraft sind nunmal essentiell ! Mein Cousin ist Rechtsanwalt und da ich im Fach der Mathematik nicht gut bin, bezogen sich meine Fragen darauf, ob Mathematisches Denken erforderlich ist und die Antwort lautet ganz klar: Nein.

Wichtig ist es, wie Sie bereits erwähnt haben die Texte zu verinnerlichen, gute Argumentation zu finden und analytisch ein "Problem" zu lösen. Da kann man selbst der letzte Platz in Mathe sein.

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HappyMe1984  07.08.2020, 20:16
@LonleyBoy

Ich hab drei Semester Jura studiert. Abi 2,5 (2003er Jahrgang), 1er in Deutsch und Englisch, 3er und 4er in Mathe, Chemie, Physik. Ich wollte Jura studieren, war super interessiert daran, kann sehr gut frei sprechen, argumentieren und schreiben. Gescheitert bin ich trotzdem - zu viel Stoff in zu kurzer Zeit mit eben all den Aspekten, die ich schilderte.

Meine Schwester hat in Mathe promoviert. Das, was sie im Studium und ihrer Promotion in Mathematik gemacht hat, hatte erstaunliche Parallelen zu dem, was in Jura letztendlich gefordert wurde. Nur dort eben mit Worten, nicht mit Variablen.

Von daher ist mein oben stehender Text kein Hörensagen, sondern eine selbst gemachte Erfahrung und Erkenntnis. Kannst du gerne abtun, klar. Ich allerdings hätte mich durchaus gefreut, wenn mir damals mal jemand diesen Quatsch mit dem "gerne lesen" und "gut argumentieren" gesagt hätte. Hätte mir 1,5 Jahre Irrweg erspart...

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LonleyBoy 
Fragesteller
 07.08.2020, 20:23
@HappyMe1984

Was machst du heute beruflich, wenn ich fragen darf ?

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HappyMe1984  07.08.2020, 20:25
@LonleyBoy

Ich hab dann Industriekauffrau gelernt - abgeschlossen als Jahrgangsbeste mit Verkürzung auf 2 Jahre Ausbildungszeit. Aktuell mache ich eine Weiterbildung zur Wirtschaftsfachwirtin. Und beruflich tätig bin ich derzeit als Assistenz der Geschäftsführung in einem sozialen Projekt (keine Sekretariatsstelle, sondern eine mit vielen eigenen Verantwortungsbereichen und eigenen Projekten).

Übrigens, im Rückblick wäre ein BWL-Studium für mich wahrscheinlich der passende Weg gewesen ;).

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LonleyBoy 
Fragesteller
 07.08.2020, 20:29
@HappyMe1984

Vielen Dank für die Aufklärung. :)

Bei mir besteht das Problem, dass ich unbedingt im Bereich der Unternehmensberatung tätig sein möchte und deshalb überlegt habe, eventuell ein Jura Studium zu belegen, da man dadurch als "Exot" höhere Chancen besitzt.

Ich bin mir total unsicher, was ich nun machen soll beziehungsweise welchen Studiengang ich wähle.. BWL wird heutzutage von so gut wie jedem studiert..

Mein Traum wäre es als Unternehmensberater zu fungieren und meine Dienstleistung an andere zu verkaufen, nur weiß ich nicht wie ich dahin kommen soll..

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nanfxD  07.08.2020, 20:39
@LonleyBoy

Glaube mir Sie hat recht, Mathe und Jura sind näher als es auf dem ersten Blick vermuten lässt. Mathe und Jura sind im Endeffekt nur Logik, bei Jura wird statt mit Zahlen und Symbolen mit Worten gearbeitet

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HappyMe1984  07.08.2020, 20:41
@LonleyBoy

Ja, es gibt sehr viele BWL-Absolventen. Der "Trick" ist es dabei, dass man schon im Studium zusieht, passende Erfahrungen zu sammeln, Füße in Türen zu bekommen und Kontakte zu knüpfen. Praktika, Nebenjobs, Werkstudententätigkeiten, aber auch sowas wie ehrenamtliches Engagement - das sind die Wege dahin. Und natürlich die richtigen Vertiefungsbereiche im Studium wählen.

Zudem bietet BWL eben echt die Chance, nach dem Studium auch in ganz andere Bereiche zu gehen, die man nicht auf dem Schirm hatte. Ich mein, dass ich als Industrie(!)kauffrau in einem gemeinnützigen Verein arbeite, ist ja nun echt nix, was direkt auf der Hand liegt, oder ;)? Aber jede Organisation, wo Menschen arbeiten, braucht früher oder später auch eine Verwaltung. Und da sind eben BWLer bzw. kaufmännisch Ausgebildete die Fachleute für ;).

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nanfxD  07.08.2020, 20:37
Von daher wäre mein Tipp, dass du Jura nur dann angehen solltest, wenn in deinem 3,0er-Abi trotzdem eine 1 in Mathe (oder einer verwandten Naturwissenschaft wie Physik) drin steckt. Wenn nicht, probier es vielleicht mal so 1-2 Semester. Aber mach dir direkt einen Plan B, den du konsequent verfolgst, wenn du in diesen ersten Semestern dann merkst, dass es eben doch nicht klappt. Und leider ist die Wahrscheinlichkeit dafür eher hoch...

Ach davon sollte er sich nicht abbringen lassen, man kann trotz eines schlechten Abis trotzdem hohe Noten erreichen.

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Jura hat vor allem deswegen keinen NC weil es nahezu ein reines Buchstudium ist und man keine Labore oder Versuche machen muss. Folglich kann man viele Studenten aufnehmen, wenn man in Medizin zB keine Leichen Bräuchte dann könnte man auch wesentlich mehr Leute das studieren lassen, da die Uni mehr Kapazitäten hätte.

Zweitens kommt bei Jura das große Erwachen erst nach ein paar Semester, im Prinzip ist alles bis zum Examen ein Kindergeburtstag. Trotzdem gibt es immer wieder Profs die es schaffen Klausuren zu stellen wo mehr als 75% der Leute durchfallen. Dadurch wird auch rausgesiebt.

Nein, das sind quasi ganz normale Studiengänge. Zwar ist davon auszugehen, dass diese nicht so rennomiert sind, das ist aber auch nicht unbedingt ein Karriere-Killer, insofern denn die Qualifikation stimmt.

Wobei ich anmerken würde, dass du dir bei Jura, was sehr viel mit Fleiß und lernen zu tun hat, schon sehr sicher sein musst.

Kein Haken. Das Fach hat eine natürliche Ausleese

LonleyBoy 
Fragesteller
 07.08.2020, 19:43

Hätten Sie eventuell einen Vorschlag, wie man sich als 17 Jähriger auf das Jura Studium vorbereiten könnte ? Spezifische Gesetztesbücher eventuell ?

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Consigliere91  07.08.2020, 19:58
@LonleyBoy

Im Grunde nicht nötig. Aber wer sich nicht aufhalten lässt... Schuldrecht AT für den Anfang. Da gibts viele gute Bücher. Ich hatte den Looschelders. Fand auch das Schuldrecht Lernen mit Fällen von Schwabe damals ganz gut zum Einstieg.

Gibt wohl auch Bücher über Auslegungsmethodik, etc aber da hatte ich nie eins.

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