Jura studieren?

2 Antworten

1)
Die drei Grundfächer Strafrecht, Zivilrecht, Verwaltungsrecht, im allgemeinen in dieser Reihenfolge entsprechend Schwierigkeitsgrad (wird im allgemeinen so gesehen, ist aber auch Neigungssache). Zuerst jeweils den "kleinen" Schein (2 Klausuren und 3 Wochen Hausarbeit) im 2/3/4 Semester (Grundstudium), dann dasselbe in Grün für die "großen Scheine" im 5/6/7. Semester mit jeweils 4 Wochen Hausarbeit. (Ich hatte im 4. Semester so eine kleine schwarze Phase und hab den großen BGB und Straf schon mal vorgezogen, den Grundlagenschein hingehauen und die zwei Praktika gemacht... kann ich heute nicht mehr nachvollziehen, wie).

Irgendwann mußt Du dann noch 1 oder 2 Grundlagenscheine machen (Rechtsgeschichte/-philosophie, Wirtschaftsstrafrecht, Kriminologie...), und 4-woechige Praktika in der Verwaltung und beim Anwalt machen (der Dich allenfalls stundenweise sehen will; Du bist nicht praktisch verwendbar bis dann).

Im Hauptstudium mußt Du da dann noch Deinen Wahlfachgruppenschein mit Hausarbeit dazwischenschieben.

Das sind die Voraussetzungen für die Zulassung zum 1. Staatsexamen, das ist *NICHT* alles. Da sind noch Kurse für Handelsrecht, Gesellschaftsrecht, Sachenrecht, Familienrecht, Verfassungsrecht, Arbeitsrecht, Sozialrecht, diverses spezielles Verwaltungsrecht, Vertiefungskurse, Examinatorien, Klausurenkurse (wichtig!, waren bei uns Samstags morgens, 5 Stunden). Mußt/kannst Du nicht alles mitnehmen, aber je mehr, je besser. Jura ist so was umfassendes, da spielt alles ineinander. Internationales Privatrecht oder Steuerrecht wären z.B. etwas speziell.

Seminarschein wird gerne gesehen im Examen, teilweise Promotionsvoraussetzung. Das ist jetzt alles Stand 1996, es hat noch keiner dieses Studium zu den Bedingungen beendet, zu denen er es angefangen hatte.

Regelmäßig geht es dann im 7./8. Semester zum Repetitor, kostet richtig Kohle, da bist Du dann weniger an der Uni, dann meldet man sich zum Examen, hast dann 4-5 Monate Zeit ("Prüfungssemester). Durchfallquote um die 27%, die Hälfte besteht mit "4" (nix gut), ggf. Verbesserungsversuch, also noch ein Jahr.

2) Ging so, hat alles völlig zeitgerecht geklappt, mit dem Orchideen-Wahlfach Steuerrecht, quasi ein Reichsgebiet extra. Dafür hassen die Dich im Examen, müssen ja die Leute und Prüfer zusammentrommeln. 2 "befriedigend" in den Examen, damit kann man in Jura gut leben, auch wenn es für Außenstehende nicht beeindruckend klingt. Ist halt neben Medizin mit das schwierigste, was man studieren kann. Habe aber reihenweise Leute mit gutem Abi gehen oder verzweifeln gesehen, spätestens an der Examensnote.

3) Keinen, der war 1992 abgeschafft. Mein Abi-Schnitt war 2,3, aber das kann man mit heute nicht vergleichen. Könnte gehässig sein und sagen, das ist das, was bei Euch heute nach dem Komma nach der "1" steht.

4) Im Prinzip die vorgeschriebenen 8 Semester, 5 Monate warten auf Examen, 7 Monate warten auf Referendarplatz, dort 26 Monate Beamter auf Widerruf (heute wirst Du nicht verbeamtet), also 7 Jahre.

Allerdings war ich zwischendurch noch 2 Semester in Belfast Jura studieren (nun ja... sagen wir, war die beste Zeit meines Lebens), und hab nach dem Assessorexamen dem Arbeitsamt noch 8 Monate Kurs für Fachanwalt Steuerrecht und Arbeitsrecht aus dem Kreuz geleiert (wenn Du nicht schwätzen kannst, ist Jura nichts für Dich. Nicht zu verwechseln mit "Jura ist Schwätzen", dann kommst Du nicht mal zum Examen.)

Und dann mal 3 Monate verdientes Päusschen bis zum ersten Job, also all in all:
9 Jahre. Mahlzeit.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung

Saradoc  16.04.2022, 11:18

Ach so... bin natürlich kein Jurastudent mehr... ich hoffe, ich darf trotzdem ;))

Noch wichtig: "4 gewinnt" gilt allenfalls auf der Schule, in Jura heißt es: "4 verjährt nicht". Damit kriegst Du keinen Job, der sich lohnt oder wo Du mit ansprechenden Sachen konfrontiert wirst. Ausnahmen bestätigen die Regel.

Und: NEIN, das zweite Staatsexamen wird *nicht* besser als das erste, das wäre die Ausnahme, aber bei 4er-Kandidaten stirbt die Hoffnung eben auch zuletzt; und bis dahin bist Du zu lange drin, um noch umzusatteln. Zieh Dich da warm an!

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Also ich studiere Jura mittlerweile im fünften Semester.

Im Studium selbst nimmt man jedes Rechtsgebiet durch. Am Anfang hat man eher die AT-Fächer (allgemeiner Teil), später dann die BT-Fächer (besonderer Teil) oder halt die spezielleren Fächer. Man legt also am Anfang mit BGB AT durch, lernt dort sehr viele Grundlagen und später kommen dann speziellere Fächer wie Familienrecht, Erbrecht, etc. Ab dem fünften Semster oder nach dem Rep geht man dann in den Schwerpunktbereich, wo man dann ein Rechtsgebiet vertieft. Was angeboten wird, hängt von der Uni ab. Wenn du gerne eine genauere Übersicht haben willst google einfach mal nach "Jura Studienverlaufsplan".

Mir fällt es momentan sehr schwer, das liegt aber am vierten Online-Semester und nicht an dem Stoff. Trotzdem habe ich auch durchaus auch schon vor Corona gemerkt, dass das Studium ein anderes Kalibar als die Schule. Während ich in meiner Schulzeit wirklich nur zur Schule gegangen bin und damit meine guten Noten hatte, muss ich im Studium lernen um vernünftig durchzukommen.

Ich hatte ein NC von 1,8 und habe damit problemlos ein Studienplatz bekommen, ganze ohne Wartesemster. Auch wenn es das Vorurteil gibt, man bräuchte ein richtig gutes Abitur, stimmt das nicht. An manchen Unis ist der Studiengang sogar Zulassungsfrei. Meistens haben die sehr bekannten Unis einen sehr hohen NC, die weniger Bekannten haben einen wesentlich niedrigeren oder eben gar keinen.

Deine letzte Frage kann ich natürlich nicht wirklich beantworten. Wie gesagt, ich studiere im fünften Semster und habe damit noch ein wenig Zeit vor mir. Regelstudienzeit wären 4 Semester für das Grundstudium, 2 Semster für den Schwerpunktbereich, 2 Semester für das Rep, dann 1 Semster für die Prüfungen des ersten Staatexamens und noch einmal zwei Jahre im Referendariat und für die Prüfungen des zweiten Staatsexamens. Mein Grundstudium habe ich auch in den vorgesehenen vier Semstern abgeschlossen. Aufgrund der Online-Uni habe ich allerdings beschlossen, dieses Semester ein wenig kürzer zu treten.