Junge Gymnasium Lerntipps?

1 Antwort

Hi,

vorweg muss ich sagen: Ich kann dir allgemeine Tipps geben (und das tue ich auch), letztlich musst du gucken, was davon deiner Situation zuträglich ist. Es gibt etliche Faktoren, wie z. B. Neurodivergenz, die das Lernverhalten und auch die Bedürfnisse beim Lernen ganz entscheidend beeinflussen - ich musste zu Schul- und Unizeiten mit ADHS anders lernen als z. B. meine neurotypischen Mitmenschen. Es gilt "trial and error".

Erstmal solltest du dafür Sorge tragen, dass die Rahmenbedingungen beim Lernen stimmen. Wichtig sind folgende Aspekte (meiner Meinung nach), um effektiv zu lernen, sich nicht abzulenken  und gut voranzukommen und was zu schaffen:

Vor dem Lernen Ordnung schaffen.

Wenn Zimmer oder Schreibtisch unordentlich sind, kann ich nicht lernen. Ich denke, das Problem kennen viele. Durch die Unordnung lasse ich mich leicht ablenken und bin dann mit dem Gedanken eher beim Aufräumen. Und wenn man dann aufräumt, dauert das oft lange, weil man so viele spannende Dinge findet, die viel interessanter sind als das eigentliche Lernen. Dadurch verlierst du wertvolle Zeit. Also: Erst aufräumen, bevor du lernst und die Dinge bereitlegen, die du wirklich zum Lernen brauchst (bspw. Bücher, Übungen, Altklausuren oder deinen Hefter und Stifte). Viele Menschen (auch ich und auch sonst viele, die ich kenne) fangen sonst nämlich an, zu prokrastinieren.

Was dem auch entgegenwirken könnte ist, an einen anderen Ort zu gehen. Das kann ein anderer Raum in deiner Wohnung (bspw. die Küche, das Wohnzimmer oder im Sommer auch mal der Balkon) sein oder, du fährst in die Bibliothek. Ich stelle fest, dass ich gerade in der Bibliothek am effektivsten lerne, sodass ich auch mal den halben Tag dort verbringen kann.

Für ausreichend Trinken und Snacks sorgen.

Das ist einer der wichtigsten Punkte. Gerade ausreichend trinken ist wichtig beim Lernen, dafür eignet sich am besten Wasser, verdünnter Saft oder Tee. Ich bleibe in der Regel beim Wasser. Ich habe mir zum Lernen immer eine Karaffe und ein Glas hingestellt. Erinnere dich regelmäßig an das Trinken.

Auch kleine Snacks, die dem Gehirn Energie liefern, sind natürlich wichtig. Dabei meine ich keine Süßigkeiten wie Gummibärchen oder Chips, sondern Obst, Gemüse oder Nüsse. Letztere haben zwar auch viele Kalorien, sind aber viel gesünder als die süßen Sünden.

Auch würde ich nicht direkt vor dem Lernen essen. Der Körper wird sonst müde, weil er sich mehr auf die Verdauung des Essens als auf die Verdauung der Lerninhalte konzentriert und du danach deshalb in so ein kleines Tief kommen kannst.

Für eine ausreichende Sauerstoffversorgung sorgen.

Wichtig ist auch, dass du einmal durchlüftest, bevor du anfängst du lernen. Das Gehirn verbraucht den meisten Sauerstoff und wenn du nicht gerade auf dem Balkon lernst, sollte vor dem Lernen einmal durchgelüftet werden, damit dein Gehirn während des Lernens neue Energie bekommt. Natürlich kannst du auch bei offenem Fenster lernen, ob das im Winter so sinnvoll ist, ist die andere Frage ;)

Falls du dich für das Lernen bei geschlossenem Fenster entschieden hast, solltest du auf jeden Fall in den Pausen durchlüften, da der Sauerstoff irgendwann verbraucht ist und das Gehirn müde wird.

Alle technischen Geräte ausschalten.

Ich neige sehr dazu, mich beim Lernen durch meinen Computer oder mein Handy ablenken zu lassen. Wenn ich gelernt habe, habe ich mein Handy nicht nur in den Flugmodus geschaltet, sondern ganz ausgemacht oder meinen Eltern gegeben. Sonst weiß ich nämlich: Ah, mein Handy ist an, vielleicht hat ja XY geantwortet oder ich verpasse was. Das kann bis nach dem Lernen warten.

Auch mein Internet brauchte ich selten, wenn ich nicht gerade eine Hausarbeit geschrieben habe. Daher kann ich auch meinen Computer in den Flugmodus schalten, um nicht auf irgendwelchen Plattformen oder sozialen Netzwerken rumzuhängen. Mein Material habe ich in der Regel bereits als PDF-Dateien verfügbar, sodass ich auch ohne Internet auf diese zugreifen kann.

Sich vor dem Lernen motivieren.

Mir hilft es immer, wenn ich vor dem Lernen kurz darüber nachdenke, was ich erreichen möchte in dieser Klausur. In der Regel habe ich mir ein konkretes und erreichbares (!) Ziel für die Prüfung gesetzt. Notenziele können eine mögliche Motivation sein, müssen sie aber nicht. Auch kann z.B. eine abgeschlossene Wette eine Motivation darstellen: Ein Freund wettete mal mit mir, dass ich in einer Lateinklausur ein besseres Ergebnis als 2.7 erziele. Ich ging die Wette ein und er gewann sie.

Nicht zu lange am Stück lernen.

Klar ist es schön, drei Stunden am Stück zu arbeiten, effektiv ist es aber für viele eher weniger. Denn irgendwann macht dein Gehirn schlapp. Aber auch hier kommt es auf die Person an. Ich bin oft in einen "Hyperfokus" geraten und habe stundenlang durchgelernt / -gearbeitet. Da habe ich zwar immer viel geschafft, bin allerdings danach sehr ausgelaugt gewesen. Deshalb lerne nach Möglichkeit so, dass du eine Einheit machst (die Länge machst du von den zu bearbeitenden Themen und Aufgaben abhängig) und dann 5 Minuten Pause. In diesen stehst du auf, läufst etwas durch die Gegend, machst andere Aktivitäten - ja, sogar ans Handy kannst du in diesen fünf Minuten. Diese Pause ist dazu da, um dich mal kurz mit etwas Anderem als deinen Lerninhalt zu beschäftigen und deinen Kopf für eine neue Session frei zu kriegen. Auf die Gesamtzeit beim Lernen solltest du auch Rücksicht nehmen: Ich habe für mich festgestellt, dass alles, was über die Summe von acht Stunden pro Tag hinausgeht, für mich sinnlos ist. Ich kann danach nichts mehr aufnehmen und mehr ist auch nicht empfehlenswert. So viel habe ich aber auch nur in stressigen Phasen (große Prüfungen, viele Hausarbeiten, Bachelor- und Masterarbeit) gearbeitet.

Natürlich kannst du auch eine längere Pause machen und dich bspw. mit Freunden treffen oder ein Eis essen gehen oder so. Das ist sogar sinnvoll, nach mehreren kleinen Einheiten eine größere Erholungspause einzulegen. Deine Freizeit sollte nicht leiden und mit einem guten Zeitmanagement ist alles schaffbar. Obwohl ich nur drei Wochen für die Klausur gelernt habe, habe ich mich mit Freunden getroffen, weil ich am restlichen Tag produktiv war.

Sich einen Überblick verschaffen.

Bevor du das Lernen an sich beginnst, ist ein Überblick wichtig. Sich kopfüber in die Arbeit zu stürzen, ohne eine Struktur zu haben, ist sinnfrei meines Erachtens. Du verschwendest viel Zeit dafür, dich während des Lernens irgendwie in deinem Haufen von Übungen, Zetteln und Themen zurechtzufinden. Deshalb solltest du dir ganz generell, bevor du für eine Klausur anfängst zu lernen, überlegen: Welche Themen sind relevant? Welche Themenfelder werden abgeprüft? Was für Übungsmöglichkeiten habe ich (Übungen, Altklausuren)? Ich hatte immer eine Liste mit den Themengebieten mit den Unterthemen. Ich habe mir dafür Excel-Tabellen erstellt und mir markiert (mit Puffer), wie viel Zeit ich mir pro (Unter-)Thema nehme. Ich habe dann so gelernt, dass ich mir die Unterthemen vornahm, die Mitschriften und Folien (wenn nötig, noch das Fachbuch) noch einmal durchlas sowie die entsprechenden Übungen bearbeitete. Am Ende habe ich dann jeden Tag zwei Altklausuren gelöst und mir einen Fragenpool entworfen, den ich mir die letzten Tage besonders angeschaut habe, oder mündliche Prüfungen simuliert.

Für den Anfang tut es auf jeden Fall eine to do Liste, weil du so auch am Ende des Tages siehst, was du geschafft hast!

Sich nach dem Lernen belohnen.

Dies sollte nicht zur Gewohnheit werden. Aber wenn du an dem Tag irgendwas Besonderes geschafft hast (bspw. ein ganz kompliziertes Thema verstanden, was nie in den Kopf wollte), kannst du dich mit etwas belohnen, z.B. einem Eis. Wenn ich ein Notenergebnis erreicht hatte, dann habe ich mich mit etwas Tollem (bspw. mit meinem Lieblingsessen, einem Kleidungsstück oder dergleichen) belohnt. So ist der Ansporn nochmal größer.

Noch was allgemeines zu Lernmethoden

Auch hier gibt es Etliches, was man an Methoden verwenden kann. Diese hier aufzuführen, ginge jedoch zu weit. Listen findest du im Internet - prinzipiell musst du für dich herausfinden, was dir da am meisten hilft; aus der Ferne sind da Tipps bezüglich spezieller Lernmethoden eher wenig zielführend.

Viel Erfolg!

LG

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
Sooceurk 
Fragesteller
 11.12.2023, 11:11

Danke viel Mals und wie würdest du lernen wenn man 4 Klausuren in der gleichen Woche hat?

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DieChemikerin  11.12.2023, 11:22
@Sooceurk

Das kam bei mir tatsächlich sehr selten vor. Deshalb kann ich das nur schwer beantworten.

Ich würde mir das aber wohl am ehesten aufteilen, also den Tag "splitten" und in der Reihenfolge für die Prüfungen lernen, in der sie anstehen. So hast du auch ein bisschen Abwechslung drin.

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