Ist Rache eine Sünde (Religion)?
Rache bzw. Selbstjustiz
9 Antworten
Aber selbstverständlich.
Siehe z.B. die Söhne Jakobs, als sie Rache verübt haben, weil Dina missbraucht wurde. Jakob war anschließend natürlich nicht begeistert darüber.
Ja, auf jeden Fall.
43 Ihr habt gehört, dass gesagt ist: »Du sollst deinen Nächsten lieben« (3.Mose 19,18) und deinen Feind hassen. 44 Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde und bittet für die, die euch verfolgen, 45 auf dass ihr Kinder seid eures Vaters im Himmel. Denn er lässt seine Sonne aufgehen über Böse und Gute und lässt regnen über Gerechte und Ungerechte.46 Denn wenn ihr liebt, die euch lieben, was werdet ihr für Lohn haben? Tun nicht dasselbe auch die Zöllner? 47 Und wenn ihr nur zu euren Brüdern freundlich seid, was tut ihr Besonderes? Tun nicht dasselbe auch die Heiden? 48 Darum sollt ihr vollkommen sein, wie euer himmlischer Vater vollkommen ist. Matthäus 5, 43 - 48
Sünde ist alles, bei dem wir wissen, dass es Gott nicht gefallen kann. Die Rache gehört definitiv dazu. Wir schaden uns damit selber sehr. Gut möglich, dass es in eine Gewaltspirale führt, welche einfach nicht aufhört.
Vergebung ist die viel bessere und stärkere "Waffe". Das sagte selbst Corrie ten Boom. Sie hat im 2. Weltkrieg fast alle Angehörigen in Gefängnissen und Vernichtungslagern verloren. Corrie war selber in mehreren. Trotzdem hat sie nach dem Krieg in unzähligen Vorträgen für Vergebung geworben. Sie sagte es nicht nur, sie lebte es auch.
https://www.jesus.ch/themen/people/erlebt/121089-da_bat_der_kzwaerter_um_vergebung.html
Hängt von der Religion ab.
Manche fordern Rache, zum Beispiel im isländischen Recht zur Heidenzeit:
Nach dem Gulathingslov musste ein Mann bei Sexualverbrechen Rache üben für die Ehefrau, die Mutter, die Tochter, die Schwester, die Stiefmutter, die Schwägerin und die Schwiegertochter. Bei Plünderungen im eigenen Land war jeder zur Rache berechtigt.
Manche erlauben Rache.
Fatwa über das Recht, sich selbst zu rächen - Institut für Islamfragen (islaminstitut.de)
Andere verbieten sie.
Christen sind gehalten, Beleidigungen ungerächt hinzunehmen, und Verbrechen vor einem Gericht verhandeln zu lassen. Die Rache also nicht in die eigene Hand zu nehmen. Und darauf zu vertrauen, dass wenn irdische Gerichte versagen, die Sache am Ende von Einem geklärt wird, der auf der Seite der Schwachen steht.
Aus christlich-biblischer Sicht ist Rache verboten.
Wir sollen vergeben und Jesus hat sogar davon gesprochen, die andere Backe hinzuhalten. Diese Aussage aus der Bergpredigt wird aber häufig missverstanden.
Sollten Christen sich überall verprügeln lassen, ohne sich zu wehren? Sollten sie zuschauen, wenn andere Christen verprügelt werden und sich darüber freuen, dass diese die andere Backe hinhalten können? Das ergäbe doch irgendwie nur wenig Sinn und würde die gesellschaftliche Ordnung gefährden.
Zu der Bibelstelle mit dem "Hinhalten der anderen Backe" ist zu sagen, dass es dabei nicht um Selbstverteidigung oder körperliche Angriffe, sondern um Rache und Beleidigungen geht.
Im griechischen Urtext steht das Wort "rhapizo", das einen Schlag mit dem Handrücken ins Gesicht bedeutet. Dies war eine Geste, die z.B. ein Herr gegenüber seinem Knecht tun durfte. Bei Gleichgestellten galt sie als schwere Beleidigung, die nach rabbinischem Recht doppelt bestraft wurde. Deshalb soll man sich durchaus beleidigen lassen, ohne sich zu wehren. Und man soll sich nicht rächen, was wohl die Kernaussage dieser Bibelstelle ist.
Deshalb ist der Vorschlag, auf Beleidigungen nicht zu reagieren und auf Rache zu verzichten, die beste Taktik, um Streit zu deeskalieren und schlimmere Auseinandersetzungen, die über verbale Angriffe hinausgehen, zu vermeiden.
In taktischen Selbstverteidigungsseminaren, in denen es um Notwehr und Nothilfe geht, wird diese Strategie durchaus als wichtige Möglichkeit der Deeskalation und Prävention gelehrt
An diesem Beispiel sieht man wieder, wie lebensnah und -praktisch Jesus die Menschen belehrte.
Ja:
Rächt euch nicht selbst, Geliebte, sondern gebt Raum dem Zorn [Gottes]; denn es steht geschrieben: »Mein ist die Rache; ich will vergelten, spricht der Herr«. »Wenn nun dein Feind Hunger hat, so gib ihm zu essen; wenn er Durst hat, dann gib ihm zu trinken! Wenn du das tust, wirst du feurige Kohlen auf sein Haupt sammeln.« Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse durch das Gute! Römer 12:19-21
Liebe Grüße!