Ist jemand mit Nationalstolz meistens ein nutzloser Versager, weil er nichts erreicht hat?

15 Antworten

Kommt sehr darauf an, was du unter Nationalstolz verstehst.

Es gibt unterschiedliche Arten von Stolz.

Es gibt den Stolz auf eine Leistung. Man ist stolz, dass man etwas geschafft oder erreicht hat. Diese Art Stolz kann man natürlich schwer auf Dinge wie Herkunft/ Nationalität, Haut- oder Haarfarbe, Familiengeschichte etc. ausdehnen, denn nichts davon hat man selbst erreicht oder beeinflusst.

Man kann sich aber trotzdem mit bestimmten Aspekten sehr verbunden fühlen und diese als wichtige Teile der Identität ansehen. Wenn man das auch als (eine andere Art von) Stolz definiert, dann kann man sehr wohl auf die oben genannten Dinge stolz sein in dem Sinne, dass man sie als wichtig für seine Identität ansieht und sich besonders damit verbunden fühlt. Das man die Gegend, aus der man stammt, sehr mag oder liebt, dass man auch bestimmte kulturelle Aspekte dieser Gegend (Dialekt, Traditionen etc.) sehr mag oder liebt. Ebenso könnte man seine Haut- oder Haarfarbe sehr mögen und sich damit sehr verbunden fühlen, oder auf seine Familiengeschichte "stolz" sein, weil man sich mit bestimmten Aspekten sehr verbunden fühlt und die als Teil seiner Identität ansieht.

Wenn man andererseits so etwas sagt wie "ich bin stolz auf mein Land" hat man dazu nichts beigetragen. Man mag nur zufällig das Land, in dem man geboren wurde oder lebt. Das Land mag als solches einiges in seiner Geschichte hervorgebracht haben (Kultur, Erfindungen, sprachliche Aspekte, die in andere Sprachen übergegangen sind, politische Leistungen), aber man hat keinerlei Verbindung dazu, nichts dazu beigetragen und schmückt sich bei Stolz darauf eher mit fremden Federn. Hier wäre vielleicht ein anderer Ausdruck angebrachter, wie "ich fühle mich bestimmten Aspekten meines Landes sehr verbunden und betrachte sie als Teil meiner Identität" (z.B. Dialekt) oder "ich interessiere mich für bestimmte Aspekte der Geschichte meines Landes besonders".

Ansonsten wird Nationalstolz oft mit Konkurrenz zu anderen Ländern oder gar Krieg verbunden (Patriotismus - zieht für euer Land in den Krieg) und das sind heute ja nicht mehr Werte, die man unbedingt hochhalten sollte.

Dass man mMn nicht stolz auf sein Land sein kann/ sollte, sagt keinesfalls, dass man sich im Gegenteil dafür schämen sollte! Genauso wenig, wie man zum Stolz etwas beigetragen hat, hätte man zur Scham beigetragen, also wenn es dunkle Punkte in der Geschichte des Landes gibt, was bei fast jedem Land der Fall ist, wenn man gründlich sucht, muss man sich dessen nicht schämen! Man hat nicht entschieden, dass die Geschichte so verlaufen ist!

Ich halte das Zitat für ziemlich überheblich. Ich persönlich empfinde tatsächlich Nationalstolz. Auf das was wir erreicht haben, was in Deutschland heute möglich ist. Und das ist tatsächlich zu einem winzig kleinen Teil auch mein Verdienst. Weil ich auch ein Rädchen in der "BRD-Maschine" bin.

Ob ein Mensch, der es geschafft hat 30 Jahre ohne größere Zuwendung vom Staat (aka Arbeitslosengeld/-hilfe) eine Familie zu ernähren, Kinder groß zu ziehen und ein Haus und ein paar weitere Annehmlichkeiten zu besitzen nun ein nutzloser Versager ist, lasse ich dahingestellt.

Naja das wäre im Grunde Austauschbar und auf jede Art Stolz zusagen außer das von mir persönlich erreichte

Nein. Menschen haben eher dann Nationalstolz, wenn sie aufgrund ihrer Gruppenzugehörigkeit diskriminiert und obendrein noch als "nutzlose Versager" abgewertet werden. Bei Diskriminierung und Bedrohung durch andere orientieren sich Menschen an ihrer eigenen sozialen Gruppe. Das Phänomen findet man in allen Ethnien.

Woher ich das weiß:Recherche

Wenns der alte Schopenhauer sagt, dann wirds wohl stimmen. Außerdem musst du immer mit berücksichtigen, in welcher Zeit er gelebt hat, als er das geschrieben hat.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung