Ist die induktion oder die deduktion die bessere methode zur erkenntnisgewinnung und warum?

2 Antworten

Gute Frage, aber ich denke, keine der beiden Methoden ist der jeweils anderen generell eindeutig überlegen, denn beide können zu richtigen und falschen Ergebnissen führen.

Peter ist groß. Peter ist ein Mann. > Alle Männer sind groß. > falsch

Vögel können fließen > Ein Strauß ist ein Vogel. Ein Strauß kann fliegen. > falsch

Nur in bestimmten Situationen kann die eine oder andere Methode geringfügig besser sein, wenn es vielleicht darum geht, aus empirischer Arbeit eine Regel abzuleiten. Allerdings mit dem Wissen, dass Regeln auch Ausnahmen haben.

Oder man überprüft bestimmte Theorien anhand der vorliegenden Angaben aus der empirischen Forschung. Allerdings auch hier mit dem Wissen, dass man nicht alles erfassen konnte.

Am besten ist es daher, wenn man versucht, beide Methoden sinnvoll zu kombinieren.

NeonSchaf  19.01.2024, 20:38

Tut mir leid, aber die Aussage über die Vögel ist deduktiv nicht korrekt. Sie weißt einen semantisch einen Fehler auf, und keinen logischen. Wenn (angenommen) wirklich alle (Allquantor) Vögel fliegen könnten, (und der Strauß wirklich ein Vogel wäre) kann er durchaus auch fliegen. Die Erkenntnis das "alle" Vögel fliegen können, ist als Prämisse falsch (und stammt erkenntnistheoretisch auch aus der Empirie bzw. wurde induktiv ermittelt).

0
CryingGame  20.01.2024, 03:21
@NeonSchaf

Vielen Dank für deine Ergänzung.

Bei meiner vereinfachten Erklärung beziehe ich mich auf die Logik nach Aristoteles, denn mMn bezog sich die Fragestellung darauf.

Wenn die Prämisse korrekt wäre, könnte der Strauß natürlich fliegen. Daher ist dein Einwand korrekt, aber ein bewusst falsches Beispiel zu kritisieren, weil es falsch ist, ergibt hier keinen Sinn. Das Beispiel sollte eben aufzeigen, dass die Deduktion zu Fehlern führt, wenn die Prämisse falsch ist bzw. diese einer empirischen Überprüfung nicht mehr standhält. Woher die falsche Prämisse kommt, ist ein anderes Thema, denn schließlich könnte man argumentieren, dass diese auf einer nicht mehr bekannten Induktion basiert. Ebenso könnte man argumentieren, dass die zoologische Einteilung fehlerhaft ist. Warum sollte ein Strauß ein Vogel sein, wenn er nicht fliegen kann? Man könnte daher ebenso argumentieren, dass die Prämisse immer noch korrekt ist, weil der Strauß kein Vogel ist. Ebenso könnte man induktiv argumentieren, dass der Strauß ein Vogel ist und nicht fliegen kann und daher alle Vögel nicht fliegen können. Aber um solche „Spielereien“ geht es bei diesem Beispiel nicht. Wenn man in die Grundschule geht, erlebt man eben genau dieses Phänomen. Kinder gehen von der Prämisse aus, dass alle Vögel fliegen können, da sie es so beobachten. Wenn sie dann lernen, dass der Strauß ein Vogel ist, der nicht fliegen kann, erkennen sie ihre fehlerhafte Deduktion und lernen gleichzeitig, dass die Prämisse falsch war. Sie lernen dann eine neue Prämisse, z.B. dass alle Vögel Federn haben.

Ich denke, im Grunde meinen wir dasselbe, formulieren nur unterschiedlich.

 

0
CryingGame  20.01.2024, 03:28
@CryingGame

Nachtrag: Ich habe in meinem Beispiel übrigens bewusst auf das Wort "ALLE Vögel" verzichtet. Das hast du hinzugefügt, wodurch es zu deiner Prämisse wird und nicht meiner Prämisse entspricht.

0
NeonSchaf  21.01.2024, 14:13
@CryingGame

Ja, aber es braucht logisch gesehen einen Quantoren, den ich jetzt als Allquantor (für alle Vögel gilt:) interpretiert habe. Man könnte natürlich aus sagen "Einige Vögel fliegen", dann wäre der logische Schluss falsch.

0

Das kommt ganz darauf an, was du für eine Wissenschaft hast. Für die realen Naturwissenschaften eignet sich die induktive Methode eben einfach, da die Beobachtungen beliebig oft, unter gleichen umständen widerholbar sind. Die induktive Methode ist aber nicht logisch und formal korrekt; Von Spezialfällen auf die Allgemeinheit zu schließen, ist schwierig, unpraktischer, und falscher, denn die Deduktion selbst, liefert immer Tautologien; also immer Wahrheit. Dazu kommt, dass die induktive empirische Methode genau dann nicht mehr funktioniert, wenn das Experiment nicht wiederholbar ist. Die Wirtschaftswissenschaft ist das beste Beispiel dafür, weil die Grundlage der Wirtschaft menschliches Handeln ist, welches konkret weder messbar, noch quantifizierbar, noch reproduzierbar ist. So können einen nur logische Schlüsse zu Wahrheiten führen, die das menschliche Handeln wirklich betreffen. Deswegen gibt es die Praxeologie. (Übrigens muss sich die Induktion immer der logisch korrekten und mit Axiomen, die mit der Realität übereinstimmen, beinhaltenden Deduktion unterordnen).