Inwiefern musstet ihr eure bisherigen Vorstellungen vom Berufsleben ändern?

9 Antworten

1954 in Berlin bei der Post gelernt (A2), wurde eingesetzt als A5 -ohne Gehaltsausgleich-; gewechselt als Freiwilliger (Z12) zur BW. Dort alles so, wie vorgestellt; Abitur und Studium gemacht; zur Justiz wieder nach Berlin als SozArb im geschl. Vollzug. Echt enttäuscht über Vorgesetzte (nicht Inhaftierte!!!). Beim Bund hätten die nahezu durchgängig die schlechtesten Persönlichkeitsnoten bekommen. Bin dann endlich vorzeitig und rechtzeitig in Pension gegangen, weil sonst noch mehr von Pension gekürzt worden wäre und keine Zusage eingehalten wurde sowie Mobbing an der Tagesordnung war. Jetzt fühle ich mich aber sauwohl!!

Ich mußte lernen, daß gute Zeugnisse mit tollen Noten und ein guter Berufsabschluss keine Sicherheit für Arbeit sind. Ich hatte in meinem Leben leider meist nur Zeitverträge als Großhandelskauffrau und nach den Kindern habe ich es nie wirklich dorthin zurück geschafft. Ich wollte damals außerdem ins Hotelgewerbe, aber aufgrund der Flut der Bewerber wurde es dann was anderes. Meinen Traum von einer Radiosprecherin bei RTL habe ich schnell als Teenie begraben müssen, da meine Eltern mich schon nach einigen Wochen Luxemburg wieder zu Hause haben wollten. Ein Traum, dem ich heute noch nachhänge.......

Ehrlich gesagt hatte ich nie eine besonders konkrete Vorstellung von meinem Berufsleben... Hab einfach alles mal ausprobiert, was ich kriegen konnte - Bürojobs, Call-Center, Pizza-Fahrer und - Bäcker, Burgerbraten bei McDoof, Serviererin im jap. Restaurant, Bilder-Retusche bei ner Grafikagentur, Bier-Promotion, Altenpflege, Trockenbau, Web-Design, Kekse verpacken in ner Fabrik, Geschichte und Gestaltungstechnik studieren usw. usw.
Hat alles Spaß gemacht, auch, wenn es nicht immer viel Geld oder tolle Kollegen gab und ich auch zeitweise ohne Arbeit rumsaß. Letztendlich bin ich das geworden, was ich irgendwie immer schon war: Kunstmalerin, das kann auch am besten ;o). Hat aber lange gedauert und Mut gebraucht, sich dazu zu bekennen - und jobben muß ich weiterhin, denn Kunst ist oft auch 'brotlos'.

Nach meinem Studium im technischen Bereich (1972) bekam ich als erste Anstellung nur eine Stelle im kaufmännischen Bereich. Ich war nicht glücklich, habe mich aber "reingekniet" und im Laufe der Jahre viel Freude an einer solchen Tätigkeit entdeckt, so dass ich dann mit fast 40 noch einen neuen Berufsabschluss gemacht habe. Trotz meiner 4 Kinder war ich immer voll berufstätig und hab das nie bereut, auch wenn es manchmal stressig war. Jetzt bin ich 54 und hätte ehrlich gesagt keinen Elan und keine Lust mehr, noch mal was Neues anzufangen.

Ich mußte meine Vorstellungen eigentlich bisher nicht ändern. Man lernt stetig dazu, ja, aber grundlegend ändern, nein.

Je mehr Erfahrung man hat, desto mehr Facetten, Probleme und Lösungen kennt man natürlich. Aber ich bin dank Elternhaus, Schule und Studium gut vorbereitet in das Berufsleben eingetreten. Man muß sich sehr früh von unpassenden Illusionen frei machen und lebensnah herangehen, sonst wird man enttäuscht. Das gleiche gilt aber auch für Menschen, oder?