Inwiefern hat man in den 50er/60er Essen aus dem Südosten gegessen?

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Die Sachen sind eben der Reihe nach in Deutschland aufgekommen. Zunächst Grillhähnchen, dann Pizza und Spaghetti. Meine Oma war supermodern und ich habe bei ihr die ersten Spaghetti gegessen. Bei meiner Mutter gab es das kaum, mein Vater mochte kein italienisches Essen. Als Kind im Krieg gab es oft Olivenöl, das mochte er deshalb nicht. Alles andere hat er aber gern gemocht.

Bald darauf kamen die Chinesen, anschließend die Griechen. Noch später dann der Döner und jetzt sieht man ja oft schon das syrische Essen. Da war deine Oma vielleicht einfach nicht mehr so flexibel.

War früher definitiv deutlich weniger. Meine eigenen Großeltern haben in ihrem Leben noch nicht einmal Pizza probiert.

Es gab sicherlich viel europäische Küche schon in der Nachkriegszeit hier in Deutschland. Gerade Italien hat ja eine enge kulturelle Bindung zu Deutschland. Auch mit Tschechen und Polen gab es schon immer viel Austausch. Ansonsten sind denke ich alle Mittelmeerländer Europas irgendwo beliebt in Deutschland. Das konnte man also schon früher essen.

Asiaten waren sicherlich nur in bestimmten Städten relevant. Düsseldorfs Geschichte mit Japanern gibt es zum Beispiel schon seit dem 19. Jahrhundert. Da gab es bestimmt mit Unterbrechungen auch hin und wieder japanische Restaurants. Ansonsten gab es ja früher schon in vielen Hauptstädten Chinaviertel. Aber eben wie gesagt maßgeblich in den Ballungszentren und nicht wie heute in jedem größeren Dorf.

Ich denke auch, dass bei manchen Leuten der Kriegsgeneration ein wenig Rassismus mit hereinspielt, was sie weniger offen gegenüber fremden Küchen macht. Das ist aber natürlich auch individuell unterschiedlich. Und manchmal auch unintuitiv. Meine einen Großeltern waren zum Beispiel erzkonservativ und -katholisch, aber Opa ist gerne mit dem Schiff durch ganz Europa und hat es geliebt, fremde Kulturen kennenzulernen, dagegen sind meine anderen Großeltern zwar sehr sozial-liberal und eher links eingestellt, aber das sind die, die noch nicht einmal Pizza probiert haben und ihr Leben auch sehr lokal in ein paar wenigen Städten verbracht haben.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
Bei meiner Oma spielt Rassismus wohl noch ein wenig mit ein was ich auch nicht gut finde.

Dann sag ihr das bitte.

Spaghetti werden wiederum gegessen oder auch mal eine Pizza. Alles was auch Mitteleuropa kommt scheint in Ordnung zu sein

Ich weiß, du bist nur Gast bei deiner Oma, aber wenn sie nochmal sagt, sie will eine Pizza essen, dann sag ihr: "Nein Oma, das ist kein deutsches Essen. Hör auf mit deiner Doppelmoral und iss was Deutsches!".

Und das sagst du ihr bei JEDEM Gericht was nicht 100% Deutsch ist. Ich würde sie damit so lange nerven, bis sie mit ihrem Rassismus aufhört.

Auch wenn es deine Oma ist - sowas gehört sich nicht, da muss man was gegen tun!

Meine Eltern haben zeitlebens noch nicht einmal Pizza gegessen. Nicht, dass sie wasd gegegn Italiener gehabt hätten, aber sie haben eben die einheimische Küche bevorzugt und fanden wohl die einheimischen schlabberigen Knödel besser als die belegten schlabberigen Teigfladen aus dem Süden.

Die Zuwanderer haben aber nicht nur ihre Küche aus der Heimat mitgebracht, sondern auch in den Zuwanderungsländern etabliert und durchaus auch an die Region angepasst. Die Kulinarik jedenfalls hat dadurch nicht gelitten, sondern ist eher erweitert worden.

Mir persönlich behagt jedenfalls die italioennische, griechische oder türkische Küche weit mehr als die amerikanische. Um Burger und Schlabbersemmeln mache ich einen ebenso großen Bogen wie um Sushi und Asia-Food.

Ist aber rein mein Geschmack und hat nichts mit der Nationalität der Köchinnen und Köche zuu tun.


eingew  21.08.2023, 16:41
Meine Eltern haben zeitlebens noch nicht einmal Pizza gegessen. Nicht, dass sie wasd gegegn Italiener gehabt hätten, aber sie haben eben die einheimische Küche bevorzugt und fanden wohl die einheimischen schlabberigen Knödel besser als die belegten schlabberigen Teigfladen aus dem Süden.

Wenn man mal lokale Traditionen erforscht gibt es übrigens fast überall belegten Teig. Am bekanntesten aus Deutschland ist Flammkuchen. Traditionell ist Pizza ja auch nicht mehr belegt. Die dicken Belagsschichten sind eine moderne Erfindung. Amerikanisch, wenn man so will ;).

Dönerläden kamen halt, zumindest bei uns in der Gegend, erst in den 90ern überhaupt auf, das ist für manches Ömmeken heut noch sehr exotisch und man isst es oft auch noch aus der Hand, unzivilisiert!

Als meine Oma jung war gabs nichtmal Grillhähnchen, gegessen wurde zuhause oder, wenn man reich genug war mal im Restaurant.
Dann kamen so langsam die Hähnchenbrätereien, Würstchenbuden, Frittenschmieden auf. Mit den Gastarbeitern kamen Pizzarien, Pasta, Eisdielen, Gyrosläden und noch etwas später die ersten China- und Balkanrestaurants.
Obwohl es durchaus auch türkische Gastarbeiter gab blieben die doch unter sich und eröffneten keine Restaurants mit Speisen aus ihrer Heimat. Bis heute kenne ich kein einziges türkisches, arabisches oder nordafrikanisches Restaurant sondern eben nur die Standart Dönerbuden.

Oma mochte nicht gern ausländisches Essen, außer chinesisch süßsauer und "entschärftes" indisches Curry, einen Schnellimbiss egal welcher Art hätte sie niemals besucht.
Meine Eltern dagegen (beide auch schon 70+) essen gern quer durch die Weltkarte und auch gerne mal nen Dönerteller - dafür finden sie Burger schrecklich.