Ich weiß nicht mehr weiter, kann mir jemand helfen (W/19)?

2 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Guten Abend Moonchild,

ich kann dein Erlebtes genau nachempfinden. Ich gehöre auch zu den Introvertierten. Bis vor ein paar Jahren wusste ich noch nicht einmal, was introvertiert überhaupt ist.

Bei mir war es schon als Kind so, dass ich viel alleine sein musste. Zwar habe ich auch gerne was mit Freunden unternommen, aber eher spontan. Ich konnte nie planen, bei mir hing es immer von der Stimmung ab, ob ich mich jetzt mit jemand treffen kann oder ich allein sein muss. Allerdings hatte ich auch nie viele Freunde.

Richtig fingen meine Probleme erst in der Jugend an, wo man sich Gedanken um Bezieihungen macht, ums Ausgehen. Ich hatte zwar Freunde, aber mit denen man nicht wirklich etwas machen konnte. Anschluss zu Leuten mit denen man auf Partys gehen konnte hatte ich nicht, was mich sehr belastet hatte, weil ich mich als Außenseiter gefühlt habe.

Ganz schlimm wurde es dann ab der Ausbildung. In der Berufschulklasse war ich der Klassentrottel. Ich konnte noch nie einfach so auf Leute zugehen, Smalltalk führen. Ganz im Gegenteil, ich hasse Smalltalk. Und irgendwie habe ich durch meine Art eine sehr schlechte Ausstrahlung auf andere gehabt. Auch in der Ausbildungsfirma war ich der Außenseiter.

An der Uni kam ich dann irgendwann mit Leuten in Kontakt, ich war aber da meistens das dritte Rad am Wagen. Das war aber auch vorher schon so, sobald eine oder mehrere weitere Personen dabei waren, wurde ich kaum noch beachtet.

Nach dem Studium hatte ich nie den Einstieg ins Berufsleben gemacht, nur immer einfache Tätigkeiten ausgeübt, weil mir nie jemand etwas zugetraut hat.

JEtzt hatte ich Glück und endlich eine richtige Stelle gefunden, aber auch da fühle ich mich trotzdem nicht wirklich akzeptiert, akzeptiert schon, aber eher als Mitarbeiter und nicht auch als privater Kontakt.

Ich würde trotzdem empfehlen, lieber zu stornieren als die Ausbildung zu machen, da es in der Ausbildung noch schlimmer war. Während des Studiums kann man sich noch seine Zeit selbst gestalten.

Was ich sonst noch empfehlen kann, ist, nichts zu ändern. Wenn man introvertiert ist, kann man nicht einfach so extrovertiert werden. Man kann sich höchstens verstellen, ich habe es auch mal gemacht, dann Smalltalk angefangen usw, aber ich habe mich so unwohl damit gefühlt, dass ich wieder aufgehört habe.

Du kannst mich bei Fragen auch gerne anschreiben, ich bin immer froh, wenn ich mich mal mit anderen Introvertierten austauschen kann, da ich noch nie welche kennen gelernt habe.

moonchild1209 
Fragesteller
 17.12.2023, 20:22

Guten Abend MrClarkKent,

Vielen Dank für die liebe Nachricht. Ich kann das beschriebe sehr gut nachempfinden und genau so geht es mir tatsächlich auch! Aber für mich kommt es erstmal nicht in frage weiter zu studieren, vielleicht später mal. Da ich derzeit sehr orientierungslos bin durch das ganze beschriebene, möchte ich erstmal was festes in der Hand haben und wieder einen geregelten Tagesablauf. Der restliche Ablauf meiner Ausbildung würde mir das bieten und ich hätte wenigstens beruflich etwas, was ich danach machen könnte. Ich glaube auch, dass ich dadurch dann mehr Sicherheit habe, nicht nur im Leben sondern auch die Sicherheit, dass ich etwas in meinem Leben schaffen kann, verstehst Du? Vor allem kommt auch noch die Angst dazu, das es mir beim Studieren weiterhin so schlecht gehen wird und ich mental niemals aus diesem Loch raus kommen werde.

Gerne können wir uns auch mal austauschen, das wäre sehr schön. Liebe Grüße 

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MrClarkKent  17.12.2023, 20:34
@moonchild1209

Ja, ich kann dich verstehen, wenn die Ausbildung dir mehr Möglichkeiten gibt. Man soll immer das tun, wovon man selbst überzeugt ist und nicht andere.

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Hey tut mir leid, ich bin erst 15 und kann das zwar nur auf die Schule bezogen nachvollziehen, aber ich hatte auch mal viel selbstzweifel und Stress— den ich immernoch habe, aber am besten ist es einfach wenn du mit jemandem ausführlich darüber sprichst, der dich versteht, dich beruhigen kann, dir helfen kann. Ich kann mir sehr gut vorstellen wie stressig das sein muss, aber sich immer mehr in den Abgrund zu stürzen und zu zweifeln hilft nicht. Versuch dich zu konzentrieren auf Dinge die du magst, treib Sport, such dir nen Hobby, wie kochen oder sowas, und Versuch nicht soviel nachzudenken. Viel Glück :)

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung