Ich weiß nicht mehr weiter, kann mir jemand helfen (W/19)?
Hey,
Zunächst möchte ich sagen, dass ich gerne nur ernsthafte antworten möchte. Von Leuten die sich in einer ähnlichen Situation befinden, das Ganze durchlebt haben oder das ganze von jemandem anderen kennen.
Dieses Jahr habe ich mein Abitur gemacht und habe mich direkt an einer Uni eingeschrieben. Um mich etwas besser verstehen zu können muss ich dazu sagen, dass ich schon seit meiner Kindheit sehr introvertiert war. Ich hatte immer meine einzelnen Freunde mit denen ich mich auch ab und zu außerhalb der Schule getroffen habe, aber ich war sehr gerne für mich alleine und wollte zuhause meine Ruhe haben. Auf dem Gymnasium hatte ich zu Beginn Freunde mit denen ich auch öfters was unternommen habe, aber mit den Jahren und Monaten wurde es immer weniger und durch den Abistress waren wir dann auch keine richtigen Freunde mehr. Für mich war es aber okay, denn in meiner Klasse habe ich mich mit jedem gut verstanden und ich wusste das ich die meisten nach dem Abi eh nicht mehr sehen werde.
In der Zeit zwischen dem Ende der Schulzeit und dem Unistart war ich erstmal alleine am reisen und hab danach eigentlich nur Zeit zuhause und mit meiner Familie verbracht (ca. 3 Monate), auch das fand ich eigentlich sehr schön und ich habe mich auf die Uni gefreut. Doch als die Uni angefangen hat, hat sich alles verändert. Ich habe schwer Anschluss gefunden und saß die meiste Zeit alleine in den Vorlesungen und den Tutorien. Ich habe versucht mit manchen Leuten Kontakt zu knüpfen aber so richtig hat es auch nicht geklappt und ich war wieder alleine. Dann kam auch noch der Leistungsdruck dazu und ich konnte mental einfach nicht mehr. Ich konnte abends nicht einschlafen und bin morgens schon um 4 Uhr wachgeworden und hab direkt an die Uni gedacht mit all der Einsamkeit und dem Leistungsdruck dort. Ich habe weniger gegessen und mich JEDEN Tag bei meinen Eltern ausgeheult. Vor der Uni habe ich mich auch manchmal Einsam gefühlt und hatte oft Leistungsdruck, doch es war noch nie so Krass wie dort und ich war auch noch nie in meinem Leben so alleine. Das wurde mir alles zu viel und wie sehr ich mir auch eingeredet habe das es besser wird und das ich irgendwann Freunde finden werde, mein Kopf wollte das nicht verstehen.
Ich habe mich dann dazu entschieden, dass Studium aufzugeben und meine Ausbildung weiter zu machen, die habe ich nämlich für das Studium erstmal bei Seite gelegt weil ich dachte, dass ein Studium besser zu mir passen würde. Jetzt arbeite ich in einem Minijob in dem es mir auch nicht besonders gut geht, aber da muss ich irgendwie durch, lange arbeite ich da eh nicht, nur bis ich die Ausbildung bald weiter mache.
Auch wenn es mir nicht mehr auf die selbe Art und Weise schlecht geht, wie als ich in der Uni war, geht es mir seitdem dennoch mental sehr schlecht. Ich habe extreme selbstzweifel entwickelt, denke das ich für nichts geeignet bin und nicht gut genug bin. Ich fühle mich so alleine und habe das Gefühl, dass ich für immer alleine sein werde. Vor einem Jahr dachte ich, ich wüsste ganz genau wie es mit mir weiter geht und was ich machen möchte. Vor allem dachte ich, ich wüsste wer ich bin und wer ich sein möchte. Jetzt weiß ich garnichts mehr. Ich glaube, dass ich meine Eltern enttäusche. Jede Kleinigkeit überfordert mich und ich habe das Gefühl ich bekomme nichts alleine hin. Im Minijob habe ich ständig die Angst, etwas falsches zu machen und Ärger zu bekommen (das ist übrigens mein erster Minijob überhaupt im meinem Leben!). Ich weiß, dass das ganze nur in meinem Kopf stattfindet und das ganze garnicht stimmt, aber ich werde es einfach nicht los.
Für manche klingt das alles sehr übertrieben, aber so geht es mir tatsächlich. Ich kann auch mit niemandem so richtig darüber reden. Ich habe nur zwei Freunde, aber so richtig helfen können sie mir da auch nicht. Meine Eltern möchte ich nicht mehr damit belasten. Ich habe auch Termine bei Psychologen vereinbart, die finden aufgrund der hohen Wartezeit aber erst im nächsten Jahr statt. Auch habe ich mich direkt bei Therapeuten gemeldet und versuche es weiterhin irgendwo ein Erstgespräch zu bekommen, aber das ist natürlich auch sehr schwer.
Ich möchte das mein Leben besser wird, ich möchte daran arbeiten und ich versuche es auch immer wieder, aber es ist so unglaublich schwer. Wie schätzt Ihr meine Lage ein? Wart ihr auch schonmal in so einer Situation? Was könnte mir da sonst noch helfen? Ich bedanke mich sehr bei euch. Vielen Dank.
2 Antworten
Guten Abend Moonchild,
ich kann dein Erlebtes genau nachempfinden. Ich gehöre auch zu den Introvertierten. Bis vor ein paar Jahren wusste ich noch nicht einmal, was introvertiert überhaupt ist.
Bei mir war es schon als Kind so, dass ich viel alleine sein musste. Zwar habe ich auch gerne was mit Freunden unternommen, aber eher spontan. Ich konnte nie planen, bei mir hing es immer von der Stimmung ab, ob ich mich jetzt mit jemand treffen kann oder ich allein sein muss. Allerdings hatte ich auch nie viele Freunde.
Richtig fingen meine Probleme erst in der Jugend an, wo man sich Gedanken um Bezieihungen macht, ums Ausgehen. Ich hatte zwar Freunde, aber mit denen man nicht wirklich etwas machen konnte. Anschluss zu Leuten mit denen man auf Partys gehen konnte hatte ich nicht, was mich sehr belastet hatte, weil ich mich als Außenseiter gefühlt habe.
Ganz schlimm wurde es dann ab der Ausbildung. In der Berufschulklasse war ich der Klassentrottel. Ich konnte noch nie einfach so auf Leute zugehen, Smalltalk führen. Ganz im Gegenteil, ich hasse Smalltalk. Und irgendwie habe ich durch meine Art eine sehr schlechte Ausstrahlung auf andere gehabt. Auch in der Ausbildungsfirma war ich der Außenseiter.
An der Uni kam ich dann irgendwann mit Leuten in Kontakt, ich war aber da meistens das dritte Rad am Wagen. Das war aber auch vorher schon so, sobald eine oder mehrere weitere Personen dabei waren, wurde ich kaum noch beachtet.
Nach dem Studium hatte ich nie den Einstieg ins Berufsleben gemacht, nur immer einfache Tätigkeiten ausgeübt, weil mir nie jemand etwas zugetraut hat.
JEtzt hatte ich Glück und endlich eine richtige Stelle gefunden, aber auch da fühle ich mich trotzdem nicht wirklich akzeptiert, akzeptiert schon, aber eher als Mitarbeiter und nicht auch als privater Kontakt.
Ich würde trotzdem empfehlen, lieber zu stornieren als die Ausbildung zu machen, da es in der Ausbildung noch schlimmer war. Während des Studiums kann man sich noch seine Zeit selbst gestalten.
Was ich sonst noch empfehlen kann, ist, nichts zu ändern. Wenn man introvertiert ist, kann man nicht einfach so extrovertiert werden. Man kann sich höchstens verstellen, ich habe es auch mal gemacht, dann Smalltalk angefangen usw, aber ich habe mich so unwohl damit gefühlt, dass ich wieder aufgehört habe.
Du kannst mich bei Fragen auch gerne anschreiben, ich bin immer froh, wenn ich mich mal mit anderen Introvertierten austauschen kann, da ich noch nie welche kennen gelernt habe.
Ja, ich kann dich verstehen, wenn die Ausbildung dir mehr Möglichkeiten gibt. Man soll immer das tun, wovon man selbst überzeugt ist und nicht andere.
Hey tut mir leid, ich bin erst 15 und kann das zwar nur auf die Schule bezogen nachvollziehen, aber ich hatte auch mal viel selbstzweifel und Stress— den ich immernoch habe, aber am besten ist es einfach wenn du mit jemandem ausführlich darüber sprichst, der dich versteht, dich beruhigen kann, dir helfen kann. Ich kann mir sehr gut vorstellen wie stressig das sein muss, aber sich immer mehr in den Abgrund zu stürzen und zu zweifeln hilft nicht. Versuch dich zu konzentrieren auf Dinge die du magst, treib Sport, such dir nen Hobby, wie kochen oder sowas, und Versuch nicht soviel nachzudenken. Viel Glück :)
Guten Abend MrClarkKent,
Vielen Dank für die liebe Nachricht. Ich kann das beschriebe sehr gut nachempfinden und genau so geht es mir tatsächlich auch! Aber für mich kommt es erstmal nicht in frage weiter zu studieren, vielleicht später mal. Da ich derzeit sehr orientierungslos bin durch das ganze beschriebene, möchte ich erstmal was festes in der Hand haben und wieder einen geregelten Tagesablauf. Der restliche Ablauf meiner Ausbildung würde mir das bieten und ich hätte wenigstens beruflich etwas, was ich danach machen könnte. Ich glaube auch, dass ich dadurch dann mehr Sicherheit habe, nicht nur im Leben sondern auch die Sicherheit, dass ich etwas in meinem Leben schaffen kann, verstehst Du? Vor allem kommt auch noch die Angst dazu, das es mir beim Studieren weiterhin so schlecht gehen wird und ich mental niemals aus diesem Loch raus kommen werde.
Gerne können wir uns auch mal austauschen, das wäre sehr schön. Liebe Grüße