Ich kann den Tod meines Vaters nicht verarbeiten?

9 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Hallo nai96,

es tut mir leid, dass Du Deinen Vater schon so früh verloren hast! Deine Gefühle kann ich sehr gut nachempfinden, da ich meine liebe Frau (sie wurde nur 58 Jahre) vor wenigen Wochen verloren habe. Auch ich vermisse sie sehr, genau wie Du Deinen Vater!

Mir hat jemand einmal erklärt, dass jeder auf eine andere Weise trauert und es auch kein Zeitmaß für die Trauer gibt. Das hat mir schon sehr geholfen. Ich finde es auch immer sehr hilfreich, wenn man mit jemandem über seine Gefühle sprechen kann, der vielleicht Ähnliches erlebt hat und sich am besten in meine Lage hineinversetzen kann. Da es allerdings manchmal sehr schwerfallen kann, über seine Gefühle zu sprechen, fand ich den Tipp sehr hilfreich, einmal all das aufzuschreiben, was einen bewegt und es dann später wieder zu lesen.

Was ebenfalls Erleichterung bringen kann ist, wie ich finde, zu weinen. Ja das Vergießen von Tränen der Trauer ist ein wichtiger und notwendiger Bestandteil des Heilungsprozesses. Du brauchst Dich daher nicht zu schämen, wenn Du weinen musst. Hinterher fühlt man sich immer ein wenig erleichtert. Ich glaube, es ist gar nicht gut, wenn man irgendwie versucht, vor anderen seine Gefühle zu verbergen und stark sein zu wollen. Seinen Tränen freien Lauf zu lassen, hilft am besten bei der Trauer.

Mir hilft vor allem die Hoffnung, die die Bibel im Hinblick auf die Verstorbenen gibt. Da ich mich viel mit der Bibel beschäftige, hat es mich sehr getröstet, das zu lesen, was Jesus einmal über die Toten sagte: " Denn so, wie der Vater die Toten auferweckt und sie lebendig macht, so macht auch der Sohn die lebendig, welche er will. Wundert euch nicht darüber, denn die Stunde kommt, in der alle, die in den Gedächtnisgrüften sind, seine Stimme hören und herauskommen werden, ..." (Johannes 5:21, 28 u. 29a).

Diese Verheißung beschreibt, dass Millionen von Verstorbenen wieder auf der Erde leben werden, und zwar unter besseren Verhältnissen als heute. Wir werden sie so sehen, wie wir sie gekannt haben und können sie dann endlich wieder in unsere Arme schließen! Ist das nicht großartig?

Diese Hoffnung lässt mich immer wieder aufleben, besonders dann, wenn alles um mich herum grau und trüb aussieht. Ich danke Gott oft dafür, dass er uns diese schönen Verheißungen gegeben hat und ich bin felsenfest davon überzeugt, dass er sie auch erfüllen wird.

Vielleicht könnte Dir ebenso wie mir die Hoffnung der Auferstehung helfen, mit der Trauer besser umgehen zu können. Ich sehe mit großer Erwartung der Zeit entgegen, in der niemand mehr den Schmerz über den Verlust eines geliebten Menschen ertragen muss und sich das erfüllt haben wird, was mit sehr ergreifenden Worten im letzten Buch der Bibel, der Offenbarung, beschrieben wird, wo es heißt: „Siehe! Das Zelt Gottes ist bei den Menschen, und er wird bei ihnen weilen, und sie werden seine Völker sein. Und Gott selbst wird bei ihnen sein. Und er wird jede Träne von ihren Augen abwischen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch wird Trauer, noch Geschrei, noch Schmerz mehr sein. Die früheren Dinge sind vergangen.“ (Offenbarung 21:3,4). Dieser Text aus der Bibel gefällt mir besonders gut und ich denke oft über die Zeit nach, in der Gott dieses Versprechen wahr macht.

Ich hoffe, Du nimmst es mir nicht übel, dass ich in meiner Antwort mehrmals die Bibel zitiert habe, da ich ja nicht weiß, wie Du dazu stehst. Ich habe jedoch festgestellt, dass sie einen in schweren Stunden wirklich gut trösten kann, da sie eine sehr hoffnungsvolle Botschaft für uns hat.

Ich wünsche Dir von ganzem Herzen, dass es Dir gelingt, mit Deinem Schmerz zu leben und ihn nach und nach zu verarbeiten!

LG Philipp

Philipp59  18.06.2018, 09:32

Vielen Dank für den Stern!

0

Es tut mir total leid, mein herzliches Beileid, wirklich :( ich weiß genau wie sich das anfühlt wenn eine geliebte Person stirbt und nicht mehr da ist, weil letztes Jahr ist ein Freund von mir auch gestorben. aber das soll jetzt nicht hart klingen oder so aber es ist normal und gehört dazu. Der Tod gehört zum Leben dazu und es ist aber genau so normal zu trauern. Guck mal du kannst vielleicht ein bisschen mit deiner Mutter darüber reden und was über ihn fragen was du vielleicht noch nicht weißt. Aber versteck deine Trauer nicht sondern lasse sie raus. Das hilft mir auch. Lass einfach deinen Gefühlen freien Lauf es ist ganz normal echt. Aber versuch dich hinterher wieder bisschen aufzuraffen und dich abzulenken und was mit Freunden zu tun , dann wird es dir sicherlich besser gehen auf Dauer. Klar, es ist schwer und mal hat man Zeiten wo man öfter daran denkt aber du solltest das Gefühl akzeptieren und lenk dich ab und oder rede mit jemandem um dein Herz auszuschütten, du kannst mir auch schreiben !

Du schaffst das ❤ alles Gute noch

Das tut mir Leid. Mein Vater hatte genau das selbe Problem und das war auch der Grund für die Todesursache. Er lag Monate Tod in seiner Wohnung bis endlich was passierte

Das ist schon viereinhalb Jahre her und für mich war es nicht einfach. Ich wurde mit der Beerdigung vollkommend alleine gelassen. Bis auf seinen Geburtstag denke ich nicht mehr viel an ihn.

Ich wünschte, ich könnte dir irgendwie weiterhelfen aber ich glaube, dass kann keiner wirklich.

Die Fragen tummeln sich gerade in der Anfangszeit in den Gedanken:

- Warum ich?

- Warum jetzt?

- Wenn ich früher schon... (dies und das getan oder gesagt hätte)

- Ich will die Zeit zurückdrehen um mich richtig zu verabschieden

Ich wollte in dem Jahr als mein Vater verstarb, mir ein eigenes Bild machen. Die Familie hat ihm immer so schlecht ge, dass ich teils auch davon verblendet war. Gerade DANN musste es passieren als würde das Schicksal es nicht wollen.

Denke, du wirst Zeit brauchen um das alles zu akzeptieren. Ich weiß, dass mein Vater mich sicherlich geliebt hat, es mir aber nicht zeigen konnte.

Es ist hart und man hat nur dieses eine Leben. Ich wünschte, ich könnte nochmal die Chance erhalten, ihm Fragen zu stellen. Das letzte Mal sah ich ihn mit 14 und als ich 21 wurde ging er fort.

Wir sind aber keine Einzelfälle. Vielleicht ist das ein Trost für dich. Niemand wird dir deinen Schmerz nehmen können. Aber es wird mit der Zeit erträglicher.

Ein Teil von mir sagte sich:

Er war nie für Dich da. Jetzt ist er weg und du willst ihn wieder? Davor bist du doch auch ohne ihn zurechtgekommen.

Der andere Teil sagte mir:

Du bist wütend auf dich selbst, nicht das getan zu haben, was du wolltest, dich einfach distanziert. Mit 17 wollte er Kontakt zu mir haben. Heute bereue ich's.

Es fehlt das Urteilsvermögen weil es nie richtig ausgeprägt wurde. Man weiß nicht was man denken soll und dann kommt der Stempel Alkoholiker in der Gesellschaft auf. Meine Verwandten haben nach seinem Tod noch über ihn hergezogen, er wäre kein guter Mensch gewesen. Ich bezweifel, dass solche Menschen besser sind.

Ich habe meine Gefühle aufgeschrieben und gebetet. Ich habe mir eingeredet, Tote kennen die Wahrheit. Im Monat als er starb, gab es einen derartigen komisches Ereignis, dass mich im Nachhinein an Geister glauben ließ. Vielleicht wird man kurzzeitig aufgesucht... Mir kam es jedenfalls zu vor.

Vielleicht geht es deinem Vater jetzt besser. Vielleicht würde er endlich erlöst? Versuche einfach die Dinge nicht zu sehr schwarz sehen.

Die erste Zeit kamen viele Tränen und traurige Musik. Ich war vollkommend alleine mit der Trauer. Wenn man etwas verliert, so erkennt man meist den wahren Wert.

Viel Kraft und alles Gute!

Wir sind Menschen und alle Menschen werden im Laufe ihres Lebens jemanden verlieren den sie lieben.

Es gehört zum Mensch sein zu trauern, es ist eins der schwersten Dinge die ein Mensch bewältigen muss.

Ich wünsche dir alles gute

Was willst Du denn da loslassen????

Du wirst immer das geliebte Kind Deines Vaters bleiben. Bis zu Deinem Tot. Und sei versichert, hier schreibt Dir ein altes Lebewesen aus eigener Erfahrung.

Mein Vater starb vor Jahrzehnten als ich noch Kind war. Es kann auch heute noch vorkommen, dass ich mit ihm was diskutiere. Und je älter ich werde je mehr habe ich den Eindruck, ich bin ihm nahe und er mir.

Nutze mal das Wochenende um Dich über die Suchmaske des Browsers und bei youtube zu Trauer-Tagebuch schlau zu machen. Und dann gestalte Dein ganz persönliches. Pflege es immer dann, wenn Dir danach ist.

Parallel beginne mit einem eigenen Tagebuch. Das schreibst Du von Hand auf Papier.

Deinen Vater musst Du nicht in Liebe loslassen. Das Bedürfnis, ihn körperlich erleben zu dürfen allerdings schon. Beachte den Unterschied. :)

Suchtkranke leben halt auf dem Mond. Da gibt es ganz andere Sprachen und Kulturen als auf der Erde. Sie leben dort so lange wie sie ihre Sucht aktiv betreiben. Und noch eine ganze Zeit danach. Manche sogar trocken bis zu ihrem Tot. Denn es ist absolut nicht damit getan die Finger von der Droge zu lassen. Danach erst kann der lange Weg zurück auf die Erde begonnen werden.

Dein Vater lebt also auch nach seinem Tot auf dem Mond. Ob sich das ändert oder nicht kann alleine die Zukunft in Deiner nichtstofflichen Wahrnehmung bestimmen. Und die hat ihre ganz eigene Zeit. Diese Tatsache darfst Du in Liebe annehmen. :)

Noch eine Bitte:

Gebe Deinem nahen Umfeld Zeit, mit Erlebtem auf eigene Art fertig zu werden, vorstellbare Verletzungen aus gesundem Abstand betrachten zu können. Das kann sich sehr lohnen.