Mein Vater ist Witwer und er kommt nicht damit klar & kriegt Demenz?

4 Antworten

Erstmal tut mir das mit deiner Mutter echt leid, es ist super schade, dass der Fokus so von ihr genommen und nur auf den Stress gelenkt werden musste…

Dein Vater ist jetzt langsam aber sicher nicht mehr er selbst, er schafft sein Leben nicht mehr und ohne seine Frau zu sein passt einfach nicht in sein Realitätsbild. Wahrscheinlich waren sie sehr sehr lange zusammen und ein Leben alleine ist nur noch Folter. Er scheint eine Art der Depression zu haben, er isst ja auch nichts mehr und ehrlich gesagt ist er immer noch in der Verdrängungsphase der Trauer.

Du hast absolut recht, dass das für dich einfach nicht haltbar ist. Du kannst nicht deine ganze Familie auf deinem Rücken tragen, dass kann keiner auf Zeit.
Am besten wäre es wohl, wenn er in so eine Seniorenwohnung kann, wo er noch selbständig sein Leben leben kann, aber eben auch unterstützt wird. Dort kann er dann auch mit anderen Leuten reden, Karten spielen etc.
Im Haus zu bleiben wird er wahrscheinlich trotzdem bevorzugen, aber um auch hier einmal hart zu sein, wird er das nicht lange mitmachen. Psychisch und physisch wird er so kaum länger als 1 Jahr mitmachen… Ihr natürlich auch nicht.

Er versteht es aber nicht… oder er vergisst es und ein tag sppäter fängt die stumrklingelei wieder an.

Du solltest ihm zu verstehen geben, dass Du bei aller Liebe und Aufopferung nicht die Funktion der/seiner verstorbenen "Ehefrau" übernehmen kannst.

Seine "Unfähigkeit" seinen Alltag zu bewältigen ist sicher auch ein Ergebnis, dass Eure Mutter ihm wohl alles abgenommen hat.

Das Überlassen des Partners in die Unfähigkeit, ihm sämtliche Entscheidungen usw. abzunehmen rächt sich irgendwann.

Wie schon gesagt, Du musst ihm verständlich machen, dass Du ihn zwar unterstützen aber nicht an seiner Seite leben kannst.

Das geht vielen Angehörigen von Menschen die an Demenz erkrankt sind so. Ich arbeite auf einem Demenzbereich und habe das schon sehr oft mitbekommen.

Du wirst daran nichts ändern können, Mitarbeiter in einem Altenheim können damit ganz anders umgehen als die Familie, da die emotionale Verbindung nicht da ist.

Spätestens zu dem Zeitpunkt an dem er sich selber in Gefahr bringt müsst ihr handeln und über eine Unterbringung in einer Einrichtung oder Wohngruppe nachdenken.

Mit deinem Vater auf der logischen Ebene zu diskutieren solltest du lassen, der Umgang mit diesen Menschen besteht darin ihnen nur ihre Gefühle wieder zu spiegeln. Dadurch fühlen sie sich verstanden und die Situation verbessert sich.

Beispiel, dein Vater macht dir Vorwürfe und ist verärgert, nicht über die Sache sprechen und erklären sondern einfach nur sagen „du bist verärgert oder wütend, das verstehe ich“ dann Themenwechsel.

Ich weiß das es sehr schwer ist aber mit ein bisschen Übung erlernt man diese Art der Gesprächsführung. Das nennt sich Validation, du kannst das ja mal googeln.

Verhalte dich so, dass du, sollte er plötzlich versterben, dir keine Vorwürfe machen musst. Praktischer Tipp: Organisiere ihm einen Notfallbutton, den er betätigen kann, sollte er z.B. stürzen. Informiere dich, ob du eine Ganztagshilfe beauftragen kannst und diese von der Krankenkasse bezahlt wird. Hol dir selber Hilfe in Selbsthilfegruppen, wo du mit anderen in ähnlichen Situationen Austausch findest. Bei Demenz braucht man klare Regeln. 3-4 Tage sind zu lang für ihn. Verabrede eine Zeit abends, für 15 min. zum tel. dann hat er was auf das er sich freuen kann. Behalte deine Probleme mit Familie für dich, das versteht er eh nicht. Er hat einen Verlust erlitten. Seine Frau ist verstorben und er ist allein. Organisiere eine bezahlte Nachbarin, die ihn täglich für 2 Std. aufmuntert und ihm abends sein essen bringt oder mit ihm das essen ist, das er geliefert bekommt.

fragmalnach101  09.09.2022, 13:32

Nachtrag: Vielleicht geht es auch, dass du mal für 3 Wochen hinfährst, und diene Familie Familie sein lässt. Er braucht dich jetzt dringender.

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