Hund proben?

5 Antworten

nHi

William hat da schon den Kern der Sache ins Visier genommen: da muss noch einiges gearbeitet werden - vielleicht sind da auch Versäumnisse aus dem Welpenalter aufzuarbeiten.

Anmerkung dazu: Wenn der Hund Fresschen vor dir bewacht - dann kann das ja auch mit anderen Sachen sein (Spielzeug, Schlafplatz und so was) - eben Ressourcen. Darum geht es dem Tier - wie ausgeprägt das ist - das ist individuell. Könnte sich auch auswirken, wenn ein Gast, ein Kind, ein neues Haustier kommt - der Hund muss immer wissen, wo er in der Rudelhierarchie steht.

Beobachte jetzt mal bei deinen Übungen, ob dieses Verhalten auch mit anderen Ressourcen auftritt - lässt er dich vor, dann akzeptiert er dich. Ansonsten evtl. genauer schauen.

Bitte nicht unterschätzen.

Schönen Abend

Elias15103 
Fragesteller
 17.02.2024, 21:27

Ja der Hund ist auch ursprünglich aus Rumänien also ein Streuner er wurde so zu sagen gerettet

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norbertk62  17.02.2024, 21:31
@Elias15103

Genau - entscheidende Information.

Das war aber kein Welpe mehr, sondern ein junger Erwachsener !

Was macht / hat en Streuner: der kämpft ums Überleben. Daher sind ihm alle Ressourcen wichtig, weil er darum kämpfen muss (um Fressen, Wasser, Schlafplatz etc).

Er muss lernen, dass er alles das von dir bekommt.

Guck zunächst auf Williams Antwort.

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William hat die Herangehensweise sehr gut fachlich dargelegt. Ich möchte ergänzen, deinen Hund zu verstehen.

Dein Hund hat sich früher seine karge Kost hart erkämpft und musste sie um zu überleben verteidigen. Nun wird regelmäßig gefüttert und zur Selbstverständlichkeit. Hungersnot besteht nicht mehr aber das Verteidigungsverhalten steckt noch sehr tief drin. Die Priorität hat sich mit besonders wertvollen Schmäckerchen verlagert.

Straßenhundedasein mündet meist im Trauma. Ein Trauma zu überwinden, dauert so lange, wie es Zeit brauchte um ein Trauma zu werden.

Ankommen, Neuorientierung, Vertrauensbildung. Letztes ist der schwerste Akt beiderseits.

Vermeidung von Konflikten ist nicht DIE Lösung. Besser aufeinander rücksichtsvoll zugehen und stets Ursache des Verhaltens im Kopf behalten.

Oje, da hat das Versäumnis wahrscheinlich schon im Welpenalter begonnen. Das wird jetzt nicht mehr so einfach werden, mit Tauschaktionen zu beginnen. An deiner Stelle würde ich jetzt tatsächlich einen guten Hundetrainer in Anspruch nehmen.

Elias15103 
Fragesteller
 17.02.2024, 20:08

Oh man

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Ist bei dem Tierschutzhund meiner Tante ebnso, die hat es dann so geregelt, dass der Hund halt nichts mehr bekommt...das ist der einfache Weg

Sonst, trainieren. Das haben wir bei unserer von klein auf schon gemacht. Ihr gesagt aus, und das Lecherchen / Kauknochen / Futter weggenommen. Beim Futter, haben wir dann immer erst einen Teil gegeben, dann aus gesagt, bevorbsie aufgegessen hat, den Napf aufgefüllt und wieder hingestellt, damit sie weiteressen kann. Bei Kauknochen haben wir diese dann weggelegt und mit Leckerchen belohnt. So lernt der Hund, das er sein Futter nicht beschützen muss und immer mehr oder was anders bekommt.

Ist auch gut, falls der Hund draußen was findet und essen will 😅

Wenn du Angst hast, dass der Hund nach dir schnappt, sagst du ihm erst aus und schickst ihn dann weg. So haben wir das auch meiner jüngeren Schwester beigebracht, nur zur Sicherheit, falls der Hund doch mal wieder nach dem Leckerchen schnappt.

Mit Übung und Geduld sollte es in den Griff zu kriegen sein

Also erstmal kommst Du einfach dem Hund nicht zu nahe wenn er etwas hat. Sonst wirst Du wirklich noch gebissen.

Und dann fängst Du an mit üben. Gib dem Hund etwas das er jetzt nicht sooo toll findet, aber was er trotzdem mag.

Dann nimmst Du Dir eine Schüssel mit tollen Leckerchen (also Fleischwurst, Käse etc).

Und dann gehst Du nur soweit hin dass der Hund noch nicht knurrt. Und dann wirfst Du ihm mal ein Leckerchen hin. Wenn er merkt dass Du was besseres hast wird er es sich holen. Prima - dann das nächste etc. Wenn der Hund ruhig bleibt und nicht knurrt rückst Du ein kleines Stück näher und wirfst wieder Leckerchen. Und dann gehst Du mal im Zimmer auf und ab. Wenn der Hund seinen Knochen oder was auch immer bewacht, wirf ihm beiläufig ein Leckerchen hin. Aber halte immer soviel Abstand dass sich der Hund nicht bedrängt fühlt.

Das machst Du jetzt mal einige Tage lang. Immer wenn er was hat was er bewacht tust Du so als interessiert Dich das gar nicht und wirfst ihm beiläufig Leckerchen hin. So dass der Hund merkt - jedesmal wenn Du näher kommst, bekommt er was tolles.

Irgendwann wird er nicht mehr knurren sondern aufmerksam schauen wenn Du näher kommst. Das belohnst Du dann etc. Aber greife nie nach dem was er gerade bewacht. Der Hund muss lernen, dass Du ihm nichts wegnimmst sondern ihm noch was Tolles dazu bringst.

Das kann Tage und Wochen dauern. Da musst Du halt üben. Und wenn er dann entspannt bleibt wenn Du in die Nähe kommst, kann man zum nächsten Schritt übergehen - dann soll er lernen zu tauschen.

Meistens ist dieses Verhalten "hausgemacht". Viele Leute greifen leider den Welpen schon ins Maul und nehmen ihnen gewaltsam Dinge weg. Das ist leider immer ein Fehler - dadurch lernen die Hunde das sie ihre Sachen "bewachen" müssen. Aber die Verteidigung von Ressourcen liegt den Hunden natürlich im Blut - dem einen mehr, dem anderen weniger.

Elias15103 
Fragesteller
 17.02.2024, 20:23

vielen Dank für den ausführlichen Text!!

das ist sehr hilfreich ☺️☺️

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Tierglueck  17.02.2024, 23:08
@Elias15103

Ich empfehle es sehr, diesen Text zu befolgen. Ich habe das auch so gemacht, hab Leckereien geworfen, mal direkt hin, später auch näher bei mir, dass sie von ihrem Knochen oder so weg musste. Anfangs ist sie ganz vorsichtig hin und ganz schnell zurück zum Knochen. Wurde immer besser.

Inzwischen lässt sie es problemlos los, wenn ich es sage und ich darf es auch nehmen. Ich nehme es jedoch nur, gebe ihr was ganz Tolles und gebe ihr dann den Knochen zurück. Hat gedauert, funktioniert aber.

Nichts erzwingen, bleib geduldig.

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