Heiligt der Zweck die Mittel?

12 Antworten

Es gibt kein Ziel, das den Einsatz alles überhaupt Denkbaren, auch an sich verwerflicher Handlungsweisen, als Mittel heiligt.

Ein sehr hohes Ziel (das Gute an sich oder das höchste Gut = summum bonum) kann zwar etwas zeigen, das eine sehr gewichtige letztendliche Berechtigung darstellt. Eine Rechtfertigung von etwas, das in einem Gegensatz dazu steht, ist aber ausgeschlossen. Zu einem Ziel, das unbedingt bejahenswert ist, sind in ihrem Gehalt eindeutig schlechte Handlungen ein Widerspruch. Die Verletzung eines solchen Ziels durch ihm widersprechende Handlungen ist nicht der Weg zu ihm.

Geringerwertige Ziele haben dagegen nicht eine ausreichend starke Rechtfertigungskraft, um alle Mittel - gleichgültig wie bedenklich - rechtfertigen zu können.

In der Ethik gibt es in dieser Frage zwei gegensätzliche Ansätze. Der Konsequentialismus (Beurteilung nur nach den Folgen) sieht darauf, was die nützlichsten Folgen hat (auch die sogenannte Verantwortungsethik ist eine Spielart davon). Dieser utilitaristische Standpunkt wird oft näher als größtmögliches allgemeines (auf eine große Zahl bezogene) Glück/Wohlergehen bestimmt. Weil dabei individuelle Rechte, wenn Betroffene in der Minderheit sind, auf der Strecke bleiben können, wird im Regelutilitarismus auch eine Beurteilung der Handlungsregel, nicht nur der Einzelhandlung verlangt. Diese Überlegung trifft etwas, das einbezogen werden sollte. Allerdings halte ich es im Rahmen eines Utilitarismus für folgerichtiger, auf den Nutzen der einzelnen Handlung zu sehen (nur eben auch mit Berücksichtigung des Umgangs mit Prinzipien). Der Utilitarismus kann nicht aus sich selbst heraus ein letztes Kriterium des Nutzen begründen. Daher taugt er nach meiner Einschätzung nur als relativierter Teilbestandteil einer Ethik.

Eine andere Richtung ist die Deontologie. Nach ihr gibt es moralische Pflichten und Handlungen, die unabhängig von ihren Folgen intrinsisch (in sich/um ihrer selbst willen) gut oder schlecht sind. Bestimmte Handlungen sind dann unbedingt verboten. Die einzelnen Handelnden stehen im Zentrum der Handlungsbewertung, nicht eine zu maximierende Gesamtbilanz. Es wird zwischen einem absichtlichem zielgerichtetem Herbeiführen und einem Geschehenlassen unterschieden.

Eine sehr absolutistische und nach starren Regeln aufgebaute Deontologie hat Begründungsschwierigkeiten bei Einschränkungen, wenn Handlungen wegen Abweichens von Regeln trotz deutlich besserer Folgen einschließlich einer Verringerung von Verletzungen dieses Prinzips (der Regel) untersagt werden. Außerdem gibt es ein Problem, mögliche Pflichtenkollisionen nicht angemessen Rechnung tragen zu können.

In Frage kommt daher eine Variante, die auch die Folgen mitberücksichtigt und nicht sehr viele Werte als absolut und unbedingt setzt.

Grundsätzlich ist eine Abwägung von Mitteln und Zwecken möglich. Dazu ist eine Abstufung nötig (eine Güter- und Wertehierarchie). Hochrangige Zwecke (Ziel) können eher etwas rechtfertigen. Einiges sollte überhaupt nicht verletzt werden (z. B. Menschenwürde und Gerechtigkeit). Mittel können leicht ein Eigengewicht bekommen und selbst als Zwecke verfolgt werden. Die Gefahr eines Mißbrauchs, bei dem für angeblich höhere Ziele sehr schlimme Handlungen begangen werden (z. B. töten und foltern), ist groß. Bei niedrigrangigen Gütern können die besonderen Umstände rechtfertigen, etwas an sich Schlechtes (aber nicht sehr Schlimmes) zu tun, wenn ein hochrangiges Ziel auf keine andere Weise erreicht werden kann. Nicht ausschließlich der Erfolg rechtfertigt dann, aber zumindest eine nach sorgfältiger Prüfung äußerst hohe Wahrscheinlichkeit, deren Verfehlen überhaupt nicht erwartet werden konnte, sollte vorhanden sein.

Sind die Mittel im Rahmen des Erlaubten, dann kann es durchaus sein, dass der Zweck die Mittel "heiligt". Es ist abzuwägen, für welches Ziel soviel ungleich höher ist, dass dafür bestimmte Mittel erlaubbar werden.

Nein ... es gibt kein Ziel, das all das rechtfertigt was man auf dem Weg zu diesem Ziel macht.

ABER ... jeder Mensch macht Fehler ... jeder unterliegt Irrtümern ... jeder von uns macht Dinge, die er etwas später bereut und oft am liebsten ungeschehen machen würde.

Und Fehler und Irrtümer passieren uns auch auf jedem unserer Wege, die wir gehen um zu einem oftmals sogar "edlem" Ziel zu gelangen ... damit müssen wir uns abfinden, das ist einfach so.

Und ... es gibt Notwendigkeiten, die einen Menschen zwingen Handlungen zu setzen, die er nicht gut findet ... die aber unabdingbar sind wenn es darum geht Gutes oder das Beste (in einer bestimmten Situation) zu bewirken.

Dann ist es eine Frage der Abwägung, der Priorität ... und es bleibt nur ein "Entweder" ... "Oder" ...

ABER wie schon gesagt:

Nein ... es gibt kein Ziel, das all das rechtfertigt was man auf dem Weg zu diesem Ziel macht.

ich würd mal sagen das hängt davon ab wie deine moralvorstellungen sind. wenn du meinst das du etwas tun musst dann mach es einfach. das ist eine moralische frage und jeder hat eine andere moral

Natürlich nicht. Wo andere geschädigt werden, muss Schluss sein.