Hat wirklich jeder Tresor einen Schwachpunkt?

6 Antworten

Bei den günstigen Dingern aus dem Internet, bevorzugt "gefälscht" aus China? Ja, die bekommt man teils mit etwas technischem Verständis auf. Erst recht, wenn man sie mal offen gesehen hat und daher die sichtbare Technik und den Aufbau kennt.

Große massive Tresore z.B. in Banken, gute Waffenschränke o.ä.: Nein, da gibt es solche Schwachstellen nicht, sie wären dann komplett sinnlos, da man mit etwas Zeit einfach den ganzen Tresor entsprechend behandeln/abtasten könnte. Gerade Freistehende könnte man sich dann ja gleich sparen.

Nein.

So wie du es sagst ist es nicht, grundsätzlich ist da aber was dran.

Jedes Schloss und damit auch jeder Tresor ist knackbar, die Frage ist nur, wie lange man dafür braucht und welchen Aufwand man betreiben/ welches Gerät man mitbringen muss.

Für einen Einbrecher ist Zeit immer Knapp. Mit jeder Minute, die er in einem Objekt verbringt, wird das Risiko, erwischt zu werden, immer größer.

Eben diese Zeit soll dem Einbrecher durch den Tresor genommen werden.

Diese abschließbaren Keksdosen für kleines Geld zähle ich gar nicht Zu Tresoren. Nun aber zur Technik...

Sehr häufig werden in Tresoren Doppelbartschlösser benutzt. Diese Schlösser zählen bis heute zu den sichersten mechanischen Schlössern der Welt.
Allerdings haben auch diese Schlösser Schwachstellen.
Diese Schlösser funktionieren nach dem Prinzip, dass Mehrere Scheiben jeweils eine Gasse auf unterschiedlichen Höhen haben, der Schlüssel hebt diese Scheiben beim drehen an und (sofern es der richtige Schlüssel ist), bildet sich eine Gasse, wo der so genannte Tourenstift hinein fahren kann. (Siehe Foto)

Es gibt ein bestimmtes Werkzeug, mit welchem man die einzelnen Scheiben (Zuhaltungen) auf die richtige Position balancieren kann. Das erfordert jedoch sehr viel technisches Verständnis, Übung und Feingefühl.

Ein wesentlich einfacherer Weg ist das Bohren, wenngleich der Tresor dabei beschädigt wird. Hier bohrt man ein Loch, um sich Zugang zu den Zuhaltungen zu verschaffen, welche Mann auffädeln kann und so das Schloss entsperren kann.

Ebenfalls sehr sicher ist das aus vielen Filmen bekannte, mechanische Zahlenkombinationsschloss für Tresore.

Diese Schlösser können entweder über einen Öffnungsroboter entschlüsselt werden, man bedient sich hier des Bruteforce-Prinzips, es werden schlicht alle möglichen Kombinationen ausprobiert. (Das sind zumeist 1.000.000 Möglichkeiten, manchmal sind es auch bis zu 100.000.000 Möglichkeiten)

Auch solche Schlösser lassen sich manipulieren. Diese Schlösser bestehen im inneren aus 3, manchmal auch 4 hintereinander liegenden Rädern mit je einer Gasse. Diese Gassen müssen genau übereinander positioniert werden, damit der Einfallfinger den Riegel zurück ziehen kann.

Bei diesen Schlössern ist ein Rad größer als alle anderen (Unterschiede im 1/1000 Millimeter-Bereich) Dadurch verschieben sich die Kontaktpunkte im Schloss, sobald die Größe Scheibe mit der Gasse auf der richtigen Position ist, dann geht es mit der zweitgrößten Scheibe weiter, bis man alle zahlen heraus gefunden hat.

Dann gibt es noch elektronische Tresorschlösser, diese sind ebenfalls nur mit viel Aufwand zu knacken. Entweder man manipuliert an der Software oder man verschafft sich durch Bohren Zugang zu dem Motor, der den Riegel des Schlosses betätigt. Diesen bestromt man dann von außen und offen ist der Safe.

Allgemein verfügen Tresore über eine Betonfüllung in den Wänden, welche mit Zuschlägen versehen ist, die das Schneiden und Bohren stark erschweren oder sogar nur mit Spezialbohrern möglich machen. Dazu gibt es noch Notverriegelungen, die beispielsweise dadurch ausgelöst werden, dass beim Bohren eine Glasplatte zerstört wird. Ist das der Fall, kann der stressor nur noch mit einer Sauerstofflanze aufgeschweißt werden.

Mehr möchte ich zu den Öffnungstechniken nicht verraten, nun aber zu Fazit:

Jeder Tresor ist knackbar, die Sicherheit eines Tresores macht lediglich aus, wie lange ein Unbefugter zur Öffnung braucht.

Ich hoffe, dir deine Frage hinreichend beantwortet zu haben, solltest du noch Fragen haben, melde dich einfach.

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Ein Doppelbartschlüssel

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Aufbau eines Doppelbartschlosses

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Hier der allgemeine Aufbau eines mechanischen Zahlenschlosses

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Hier sieht man den Einfallfinger und die Gassen an den drei Rädern sehr gut.

Woher ich das weiß:Hobby – Ich beschäftige mich seit 2 Jahren mit Sperrtechnik.
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Wiesel1978  30.09.2020, 20:39

Klasse und äußerst informative Antwort

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Nein, Du knackst KEINEN Tresor mit "nur leichter Gewalt"

Im Prinzip ja. Aber schon bereits an einem kleinen C2f mit über einer halben Tonne Gewicht und mit Beton ausgefüllt, werden sich alle Schlag-Bohrer und sogar Schweißbrenner die Zähne ausgebeissen. Die Dinger sind ziemlich klein, aber sehr massiv! Das Schloss heutzutage meist doppelt ausgelegt. Mit einem Schlüssel ist nichts zu machen.

Da passen gerade einmal 3 DIN A4 Aktenordner rein. Recht kostspielig das Ganze. Normalerweise für unersetzliche Unterlagen entwickelt. Für eine Weile gegen Feuer gesichert. Der sollte mindestens 2 h jedem Einbrecher genug entgegensetzen. Das Schloss ist das Problem/der Schwachpunkt. Es gibt natürlich auch Schrott vom Baumarkt. Den kriegt Deine Oma auch noch auf:-)

Es gibt massenhaft Schrott-Tresore, die man mit dem Schraubenzieher öffnen kann. Zum Beispiel die ganzen Billigdinger, die man schon für 30 bis 50 Euro im Internet bestellen kann.