Hat sich die Arbeitsmoral unter jungen Menschen (18-35)? im vergleich zu früher verändert? und falls ja, wie?

7 Antworten

Heute bewirbt sich die handwerkliche Firma bei den zukünftigen Arbeitnehmern und nicht andersrum.

Nee aber jetzt mal im ernst. Ich persönlich finde, dass durch die Versprechungen " man muss eine gute Schulbildung etc" haben, um überhaupt etwas erreichen zu können uns irgendwann in Teufelsküche führen.

Heute kann jeder Depp Abitur machen und studieren, wo man früher gesagt hätte, solche Leute können wir dort nicht gebrauchen. Kurzum: Es kam zu einer Inflation von höheren Bildungsabschlüssen.

Man lernt heute gefühlt mehr unnötige Dinge, als wie früher.

LG

Ja, schon alleine wegen der geänderten Arbeitssituation. Früher musste man kämpfen, um überhaupt einen Arbeitsplatz zu bekommen, heute jagt man den Leuten hinterher, damit die Firma effizient besetzt ist.

Es hat eine sehr interessante Wendung angenommen, wie ich finde, weil plötzlich darüber nachgedacht wird, was eine Person überhaupt Wert ist. Früher hatte man keine Ansprüche zu stellen, weil sehr schnell schicht im Schacht war. Wenn nicht Du, dann jemand anderes. Heute ist es häufiger andersherum. Wenn nicht hier, dann woanders. Der Druck, den Arbeitsplatz behalten zu müssen, ist nicht mehr da. Man kann sich die Arbeit aussuchen und man wird sich einen Teufel tun, eine Arbeit auszusuchen, die einem keinen Spaß macht oder man ausgebeutet wird. Im Groben zumindest.

Zudem ändert sich das Denken der Menschen. Psychische Gesundheit nimmt eine immer wichtigere Rolle ein, weil sie früher als irrelevant und Gejammer abgestempelt wurde. Heute werden sie zunehmend immer mehr anerkannt, was auch dazu führt, dass man auf psychische Belastung achten soll. Das hat nicht nur Konsequenzen in der Chefetage, dem es nicht mehr erlaubt ist, die Arbeitnehmer zu unterdrücken, weil er nun eine Anzeige bekommen könnte, sondern auch in der eigenen Arbeitsweise. Man wird sich nicht mehr tot arbeiten, weil man ganz genau weiß, dass keine Firma nachts an ihre Mitarbeiter denkt, wenn sie schläft. Man wird seine Kraft so einteilen, dass es Spaß macht, zu leben, dass man seine Familie versorgen kann und Zuhause seinen Hobbys nachgehen kann und so. Man hat erkannt, dass man ewig dem Geld hinterher rennen wird, wenn man nebenbei vergisst zu leben. Denn plötzlich ist man in der Rente und hat den Großteil seines Lebens verpasst. Die Zeit kommt nicht wieder, also muss sie jetzt genossen werden - und nicht erst irgendwann.

Dementsprechend hat sich die Funktion des Arbeitsplatzes geändert. Sie ist nicht mehr dazu da, einen persönlichen Erfolg zu erreichen, sondern lediglich, um sorgenlos sein Leben genießen zu können, als finanzielles Mittel sozusagen. Dementsprechend fallen auch körperlich anstrengende handwerkliche Tätigkeiten wegen der hohen Anforderungen zu der geringen Bezahlung oft raus und es wird nur noch von denjenigen ausgeübt, denen diese Tätigkeit wirklich alles liegt.

Ich denke, wir stehen vor einem großen Wandel der Arbeitswelt, denn sie muss sich jetzt anpassen, um die wichtigsten Berufe sichern zu können, die für den funktionierenden Alltag von Bedeutung sind. Ich bin echt gespannt, wo es hingeht. Schlussendlich kann man klagen, wie man will, dass die Jugend nicht mehr so fleißig ist etc, aber sie haben schließlich ihren Lebenswert erkannt und ihn nicht auf die Karriere gelegt.

tamari23  20.05.2023, 10:09

Das Problem ist, dass immer weniger Leute sogenannte unliebsame Arbeiten machen wollen, obwohl diese stets wichtig und notwendig sind. Es fehlt oft die Einsicht in die Notwendigkeit. Leider ist auch die Ursache, dass die Lohnentwicklung aus dem Ruder gelaufen ist. Man bekommt mitunter mehr Geld für "Turn- und Spaß-Übungen am PC" dem gegenüber, der sich seine Hände schmutzig machen muss. Die These, dass der Markt alles alleine regelt, funktioniert so nicht mehr.

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DerjungeTyp29 
Fragesteller
 20.05.2023, 10:36
@tamari23

Ich finde, wer für sich sagt „ ich mache mir auf der Baustelle für 1500 Netto/MT die Hände nicht schmutzig, völlig nachvollziehbar. Sollen Sie mal angenessen zahlen, ganz einfach.

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NobbyNopps  20.05.2023, 11:28
@tamari23

Wenn wir die Turn und Spaßübungen am PC und in Netzwerken nicht machen, bekommst du kein Geld von deiner Bank, kannst nicht bezahlen, keinen Strom gibts und auch Ampeln und Co kannst du abhaken.

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Talbor  20.05.2023, 13:15
@tamari23

Würdest Du für Mindestlohn auf die Baustelle gehen, um dort bis zum Rentenalter (was ich wohl nicht erleben werde) Deinen Körper kaputt zu machen, wenn Du die Alternative hättest, für das vierfache Gehalt einen Bürojob anzunehmen?

Notwendigkeit ist ja richtig, aber die Jugend hat keine Schuld daran. Sie kann es ja nicht gewesen sein, die die Wertschätzung und Konditionen der Berufswelt festgelegt hat. Es ist nur vernünftig, diese Entscheidung abzulehnen, weil es ihr Recht ist, sich zwischen den Berufen zu entscheiden.

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tamari23  20.05.2023, 20:30
@Talbor

"...das vierfache Gehalt beim Bürojob"...da liegt der Hase im Pfeffer!

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Also nicht bei den Angestellten, aber allgemein. Zb wenn man im Klamottengeschäft arbeitet, da wollen die, dass man die Kunden zum Kaufen bringt. Und das finde ich krank. Da wird dann ständig gerechnet und das war früher nicht so.

In der Gastronomie muss man rennen wie ein gejagtes Schwein, obwohl das kein Gast angenehm oder schön findet.

Alles so Sachen. Traurig.

ronalda  20.05.2023, 11:24

Es war schon immer das Ziel der Verkäufer, Kunden zum Kauf zu bewegen

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Die ganze Zeit und das Leben hat sich geändert und somit auch die nachkommenden Generationen. In Handwerksberufen z.B fehlen die Leute, was einerseits daran liegt, dass viele sich nicht mehr die Finger schmutzig machen wollen und es ihnen körperlich zu anstrengend ist und andererseits das die geleistete Arbeit nicht anständig bezahlt wird. Genau so ist es auch in anderen Branchen wie Pflege, Gastronomie oder Einzelhandel.

Sie ist gut. Vermutlich sogar besser wie früher. Dieses bullshit Gelaber von "Die wollen nichts mehr leisten", halte ich für außerordentlich ignorant und dumm.

Ich bin 39, bin also nicht mehr in dieser Generation. Spreche also nicht für mich selbst. Ich nehme tatsächlich die Jüngeren in Schutz. Sie tun mir auch leid, in so einer abgefuckten Welt leben zu müssen.

Tuedelsen  20.05.2023, 12:34

Da kann ich (noch mal ein gutes Stück älter als Du) Dir nur zustimmen! Viele Azubis bei uns im Betrieb (Heizungsbau, großer Betrieb) sehen die Ausbildung oft als ersten Schritt an, möchten im Anschluss in Meister oder Techniker machen oder verstehen ihre Ausbildung als Grundstein für ein entsprechendes Studium. Der eine oder andere, dem ich als Geselle "das Laufen" beigebracht habe, sitzt mittlerweile als mein Vorgesetzter im Büro, andere führen ihren eigenen Betrieb oder bekleiden gut dotierte Jobs bei Energieversorgern...oder sie machen als Geselle einen guten Job. Im Gegensatz zu früher habe ich sogar den Eindruck, dass die jungen Menschen deutlich interessierter wirken als noch vor 15-20 Jahren...

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